Von Horváth auf der Spur

Literatur-Spaziergang

München · Unter dem Motto »Ödön von Horváth auf der Spur« veranstaltet die Monacensia in Zusammenarbeit mit der Stiftung Literaturhaus am 23. und 31. Januar, jeweils von 15 bis 17 Uhr, einen Spaziergang zu den Horváth-Schauplätzen in München. Treffpunkt ist an der Ludwigskirche, Ludwigstraße 20.

Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia und Kuratorin der Ausstellung »Ödön von Horváth – einem Schriftsteller auf der Spur«, die noch bis 3. Februar im Literaturhaus zu sehen ist, führt auf den Spuren Horváths durch die Schellingstraße. Ausgehend von der Ludwigskirche verortet ihr Spaziergang Literatur und Geschichte entlang dieses, für Horváths Leben und Werk so bedeutenden, Straßenzugs.

Gaststätten, Plätze und Geschäfte rund um die Münchner Schellingstraße sind in Horváths Werk Literatur geworden. »Die ganze Geschichte spielt in München«, heißt es im Roman »Der ewige Spießer«, dessen Hauptperson Anna Pollinger in der Schellingstraße wohnt, wohlgemerkt »… nicht dort, wo sie bei der Ludwigstraße so vornehm beginnt, sondern dort, wo sie aufhört.« Anna Pollinger bewohnt hier ein trostloses Zimmer bei ihrer Tante Afra, die im Parterre ein Antiquariat betreibt. Als Vorlage diente wohl das Antiquariat Ludwig Stark an der Schellingstraße 46. Im Leben wie im Schreiben spielte das Münchner Universitätsviertel für Ödön von Horváth eine wichtige Rolle.

Hier wohnten seine Eltern von 1919 bis 1926 in verschiedenen Häusern, hier studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität unter anderem bei Arthur Kutscher Theaterwissenschaften, hier hatte er seinen ersten literarischen Auftritt im Steinicke-Saal an der Adalbertstraße, in der Arcisstraße wohnte er 1923 zur Untermiete, im Verlag El Schahin, ansässig in der Schellingstraße, erschien 1922 sein erstes Buch »Das Buch der Tänze«. Vor allem aber saß Horváth im Schelling-Salon und beobachtete die Menschen, spürte ihren Freuden, Nöten und Abgründen nach und nahm sie zum Vorbild für seine Volksstücke und Prosatexte.

Wie in einem Klein-Biotop trafen hier Menschen unterschiedlichster Herkunft und Gesinnung zusammen: Charakteristische Vertreter der Unter- und der Mittelschicht, Handwerker, Künstler – das Atelier des mit Horváth befreundeten Schriftstellers Oskar Maria Graf befand sich ganz in der Nähe des Schelling-Salons, in der Barerstraße, gescheiterte Existenzen sowie die zahlenmäßig rasch zunehmenden kleinen und großen Nazis.

Das Druckhaus des »Völkischen Beobachters« hatte seinen Sitz in der Schellingstraße, seit 1925 befand sich das Parteihauptquartier der NSDAP an der Schellingstraße 50. Der Unkostenbeitrag beträgt drei Euro. Anmeldungen werden erbeten unter der Tel. 29 19 34 14.

Artikel vom 23.01.2002
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