Italo-Western und Studentenunruhen

Neue Filmreihe im Filmmuseum auch mit Godard-Werken

Italo-Western: »Il buono, il brutto, il cattivo (Zwei glorreiche Halunken)« ist am 30. März, 21 Uhr, zu sehen. 	Foto: VA

Italo-Western: »Il buono, il brutto, il cattivo (Zwei glorreiche Halunken)« ist am 30. März, 21 Uhr, zu sehen. Foto: VA

München · Seit 23. März bis zum 2. Mai 2018 zeigt das Filmmuseum am St.-Jakobs-Platz 1 eine Filmreihe, die das Aufkommen des Italo-Western Mitte der 1960er Jahre mit den Ereignissen vom Pariser Mai 1968 in Beziehung setzt.

Auf dem Programm stehen 14 Italo-Western, die nun endlich in der ungekürzten Originalfassung mit Untertiteln gezeigt werden können, vier Filme von Jean-Luc Godard sowie vier Filme, die aus späteren Jahrzehnten »die 68er« reflektieren. Mit der Reihe »Western & Revolution« rekurriert das Filmmuseum auf das geschichtsträchtige Jahr 1968, als die Gesellschaft in Westeuropa durch die Studentenrevolte aufgerüttelt wurde. Bezeichnenderweise entstand Mitte der 1960er Jahre in Italien das triviale Genre der sogenannten »Spaghetti-Western«.

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Politische Filmemacher nutzten diese Western aber für Geschichten über Gewalt und Revolution, und die Studenten waren Fans dieser Genrefilme. Es ist ironisch, dass Filme, die damals revolutionär sein wollten, heute – 50 Jahre später – geradezu reaktionär erscheinen. Mediterraner Machismo inklusive Frauenfeindlichkeit und Verachtung von Homosexualität finden sich in krasserer Form vor allem in den Italo-Western, aber auch die Filme von Jean-Luc Godard zeugen nicht gerade für Sympathien gegenüber dem Feminismus und der Schwulenbewegung.

Vor allem die drei Sergios – Sergio Leone, Sergio Corbucci und Sergio Sollima – stehen als Vertreter für den Italo-Western, der politisch durchaus amerikanische Themen aufgriff. Der offensichtlichste Kommentar zu Vietnam ist Sergio Leones »Il buono, il brutto, il cattivo« (1966), dessen gigantische Schlachtenbilder sogar die Taten des mörderischen Trios verblassen lassen und so eine neue Bedeutung gewinnen.

In Frankreich drehte Jean-Luc Godard in den 1960er Jahren politische Filme, die die Revolution zum Thema hatten: In »Weekend«(1967) endet ein Wochenendausflug aufs Land in einer Trümmerlandschaft aus Autowracks und Leichenteilen, was die abendländische Kultur durchaus in Frage stellt. Am Ende der Reihe steht der Spielfilm »Le redoutable« (Der Gefürchtetete, 2017) von Michel Hazanavicius, basierend auf der Autobiografie von Jean-Luc Godards Ex-Ehefrau Anne Wiazemsky, der einen durchaus kritischen und ironischen Blick auf den in der Filmgeschichte häufig verehrten Regisseur hat.

Weitere Informationen sowie alle Filme und Termine der Reihen unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film

Kartenreservierungen sind unter Tel. 089/23 39 64 50 möglich, Eintritt 4 Euro, Aufschlag bei Überlänge.

»Django«: Film-Tipp für Sonntag, 25. März
Beginn 21 Uhr im Filmmuseum/Stadtmuseum.
Italien 1966, Regie: Sergio Corbucci, 92 Minuten, OmU
»Hier sind die Zentralthemen des amerikanischen Western auf ihre Essenz reduziert. Ein dubioser, bis zum Schluss undurchschaubarer Held will sich in den Besitz einer großen Menge Goldes bringen; er rächt sich an einem fanatischen, rassenhetzerischen Major, der vermutlich in den Wirren des Krieges seine Frau erschossen hat, nur weil sie Mexikanerin war, und er begegnet einer etwas zweifelhaften Frau, mit der er später vermutlich zusammenleben wird. Wichtig ist nicht mehr die ›Gesinnung‹ oder die ›Ideologie‹ des Westerners, sondern seine pure Selbstbestätigung, sein Überleben. Sobald der folklorische oder militaristische Zierrat vom Western abfällt, tritt der wahre Charakter der Helden in nudo hervor.« (Franz Schöler)

Artikel vom 25.03.2018
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