»Die Tafeln sollten irgendwann überflüssig werden«

Caritas-Stellungnahme zu aktuellen Konflikten

Freimann · Die Caritas in München und Oberbayern bietet bei Tafeln und Lebensmitteltischen, die sie begleitet und organisiert, eine Sozialberatung für die Bedürftigen an.

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»Darauf legen wir großen Wert, um eventuell weitere Hilfen durch das Caritas- Zentrum oder eine andere Einrichtung anzubieten oder einzuleiten«, betont die neue Vorstandsfrau des Caritasverbands der Erzdiö­zese München und Freising, Gabriele Stark-Angermeier. Selbstverständlich sei es eine »unverzichtbare ethische Verpflichtung, arme Menschen materiell zu unterstützen«.

Andererseits wolle der größte Wohlfahrtsverband Bayerns mit seiner Sozialarbeit darauf hinwirken, Armut zu vermeiden und Wege aus der Armut aufzuzeigen, damit jeder an der Gesellschaft uneingeschränkt teilhaben könne. »Unser Ziel ist nicht, dass die Tafeln wachsen, denn sie dokumentieren einen sozialen Missstand. Wir wollen, dass wir Tafeln und Lebensmitteltische langfristig überhaupt nicht mehr brauchen«, so Stark-Angermeier.

Caritas in München stellt momentan eine steigende Bedürftigkeit fest, die Zahl der Bezieher steige, es gebe teilweise Wartelisten. Nicht nur anerkannte Asylbewerber, die auf dem Arbeitsmarkt nicht so schnell eine Beschäftigung finden, kämen zu den Tischen, auch immer mehr Senioren sowie Alleinerziehende. Sieben Essensausgaben betreibt die Caritas im Landkreis München, neun sind es in der Landeshauptstadt, die meisten in Kooperation mit der Münchner Tafel. Kriterium für einen Berechtigungsausweis, um gespendete Lebensmittel zu erhalten, ist der Bezug von Arbeitslosengeld II, Grundsicherung oder Niedrigeinkommen.

Fast zeitgleich mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze im Jahr 2005 entstanden die Lebensmittelausgaben. »Wir merkten in der Sozialen Beratung sehr schnell, dass die Klienten nicht mehr mit den reduzierten Leistungen auskamen«, erläutert Stark-Angermeier: »Insofern entwickelten sich die Tafeln zum Lückenbüßer für die Politik.« Erwartungen, Forderungen oder gar Vorwürfe von Seiten der Politik seien daher fehl am Platz.

Die Caritas-Tische sind ein freiwilliges Projekt und werden überwiegend durch Ehrenamtliche betreut. »Konflikte versuchen wir schnell beizulegen. Wir achten auf eine Respektskultur für alle Beteiligten«, bekräftigt die Caritas-Vorstandsfrau.

Viele der Bezieher werden von der Caritas beraten im Rahmen der Existenzsicherung, zur Schuldenbereinigung, in Er- und Beziehungsfragen, bei Einsamkeit oder Suchtproblemen. »Dabei weisen wir auf Gruppenangebote hin oder kostenlose, praktische Hilfen wie Kleiderkammern, Mobile Werkstätten und Möbelausgaben«, so Stark-Angermeier: »Unser Ziel ist, die Bedürftigen wieder an ein selbstbestimmtes Leben heranzuführen und ihre Eigenverantwortung zu stärken.«

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