Finanzielle und sportliche Argumente

Rückzug der Löwen-Reserve geplant?

Prüft die Zukunft der Löwen-Reserve: Günther Gorenzel-Simonitsch. Foto: Anne Wild

Prüft die Zukunft der Löwen-Reserve: Günther Gorenzel-Simonitsch. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der TSV 1860 München folgt möglicherweise kommende Saison einem Trend anderer Profiklubs. Dort wurde vielerorts die sogenannte Übergangsmannschaft aus dem Jugend- in den Herrenbereich aufgelöst. Seit 2014 knüpft der Deutsche Fußball-Bund die Lizenzerteilung nicht mehr wie früher an die Existenz eines U23-Teams. Vereine aus den drei Bundesligen haben deshalb ihre Reservekader abgemeldet.

Die Mehrzahl der Klubs führt wirtschaftliche Zwänge als Hauptgrund für den Rückzug an. Auch bei den Münchner Löwen diskutiert man diesen Schritt. Erzgebirge Aue, Dynamo Dresden, Chemitzer FC, Hallescher FC, FC Rot-Weiß Erfurt, FSV Zwickau und Energie Cottbus sind bereits ohne Reserveteam. Außerdem haben der VfL Bochum, Union Berlin, MSV Duisburg, SV Darmstadt, FSV Frankfurt, FC Heidenheim, SpVgg Unterhaching, VfL Osnabrück, SV Wehen Wiesbaden, SG Sonnenhof Großaspach, VfR Aalen und Stuttgarter Kickers verzichtet. Beim Hamburger SV und in Kaiserslautern erwägt man ebenfalls einen Rückzug. Andere, wie die zweiten Mannschaften von Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen oder FC Magdeburg, spielen nicht mehr unter Leistungsbedingungen, sondern nur noch im Lokalfußball. Unter den Erstligisten haben Eintracht Frankfurt, RB Leipzig und Bayer Leverkusen ihre U23-Mannschaften aus dem Spielbetrieb genommen.

Nach dem unerwarteten Doppelabstieg der Profis im Sommer ist die Giesinger Reserve-Mannschaft automatisch in die fünftklassige Bayernliga zurückgefallen. Man wäge aktuell sportliche und wirtschaftliche Argumente ab und prüfe, ob eine zweite Mannschaft in der kommenden Saison noch zweckmäßig sei, erklärte nun der Sportliche Leiter des TSV 1860 München. »Wir haben in dieser Saison keinen eigenständigen Kader und keinen festen Trainerstab für die Bayernliga-Mannschaft«, sagt Günther Gorenzel-Simonitsch, »das kann keine Lösung von Dauer sein.« Derzeit wird die Reserve-Mannschaft von Partie zu Partie neu aus U19-Junioren und überzähligen Spielern der ersten Mannschaft gebildet. Betreut wird sie am Spieltag von Junglöwen-Ausbilder Christian Wörns.

Der Präsident des TSV 1860 München würde den Schritt, die zweite Mannschaft aufzulösen, bedauern. Robert Reisinger erklärte auf Nachfrage: »Unsere zweite Mannschaft hat in der Vergangenheit nicht nur sportlichen Ausbildungszwecken gedient, sondern war mit ihrem starken Rückhalt bei den Zuschauern immer auch emotional eine Bereicherung für den Verein. Die Spiele im Grünwalder Stadion waren identitätsstiftend für Spieler und Fans. Für eine zweite Mannschaft eines Profivereins hatte unsere Reserve zudem einen verblüffend hohen Zuschauerschnitt. Rund um das Team arbeiten sehr engagierte Menschen mit richtig Herzblut. Deshalb täte mir ein Rückzug dieser Mannschaft leid. Gleichzeitig müssen wir sehen, dass wir eben kein Zweitligist mehr sind. Wir wollen aber wieder nach oben und auch mit den B-Junioren und A-Junioren zurück in die Bundesliga. Dafür sind finanzielle Mittel erforderlich, die nur einmal ausgegeben werden können. Die fachlich Verantwortlichen beschäftigen sich mit dem Thema. Noch ist aber nichts entschieden.«

(as)

Artikel vom 05.03.2018
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