Vor dem letzten Halali?

Erding · Jäger wollen dezimierte Niederwildbestände wieder stärken

Ein einzelner Fasanenhahn in der verschneiten Landschaft: Bilder wie diese werden immer seltener, sehr zum Verdruss von Jägern und Naturschützern.	Foto: kw

Ein einzelner Fasanenhahn in der verschneiten Landschaft: Bilder wie diese werden immer seltener, sehr zum Verdruss von Jägern und Naturschützern. Foto: kw

Erding · Die rasant zunehmende Verarmung der Natur treibt immer mehr Menschen im Landkreis Erding um. Das Thema »Insektensterben« ist noch nicht verdaut, die Bemühungen, etwas dagegen zu tun, im Kreis angelaufen, da kommt schon der nächste Alarmruf: Nicht nur die kleinen Brummer werden immer weniger, auch das Niederwild nimmt dramatisch ab.

Thomas Schreder, Vorsitzender im Kreisjagdverband, nannte jetzt eine alarmierende Zahl: So ist in 80 Prozent der Reviere der Bestand an Niederwild, also Hase, Kaninchen, Rebhuhn, Fasan und weitere Arten, nach seinen Erhebungen rückläufig.

Das deckt sich mit Erfahrungen, die Schreder zusammen mit einer Gruppe Falkner hat machen müssen, als diese sich im Kreis Erding vor einigen Monaten zu einer Beizjagd getroffen haben. So viel Jägerlatein kann man nicht erfinden, um diese Jagd zu einem Erfolg stilisieren zu können. Die Strecke blieb mit einem einzigen Hasen mehr als übersichtlich. Und geht man nach den aktuellen Befürchtungen von Naturschützern und Jägern, könnte es noch schlimmer kommen. Schon gibt es Bestrebungen und erste Ideen, was dagegen getan werden kann.

Einer der Vorschläge: Anleinpflicht für Hunde im Außenbereich. Das ist im Süden des Landkreises jetzt wieder diskutiert worden. In Finsing hatten die Räte vor Jahren davon abgesehen, in Moosinning kam das Thema jetzt wieder auf. Die Hundehalter werden nicht begeistert sein, die Kontrollmöglichkeiten sind eher begrenzt.

Schreder selbst kennt die daraus resultierenden Schwierigkeiten, hat er doch selbst zwei Hunde und weiß darum um den Bewegungsdrang vieler Vierbeiner, dem die Halter aus vielen Gründen auch gerecht werden wollen und sollen. Gleichwohl stellte er klar: »Ein Hundehalter hat eine große Verantwortung.« Stöbert der Hund nämlich Niederwild auf, wird der Jagd­instinkt ihn zu einem Verhalten leiten, das genau für dieses Wild einen zusätzlichen und unerwünschten Stress bedeutet.

Rückzugsmöglichkeiten gibt es für die Wildtiere in der vielerorts ausgeräumten Landschaft immer weniger, und wenn dann so etwas auch noch dazukommt, wird es für die besagten Tierarten wirklich problematisch.

Schreder vermied auch das Verbreiten von Patentrezepten, wissend, dass es diese nicht gibt. Derweil liest man andernorts schon von gemeinsamen Aktionen von Naturschutzverbänden und Jägern zur Aufklärung von Hundehaltern – ein Ansatz, den sich Schreder im Kreis Erding auch gut vorstellen kann. Im Kampf gegen das Insektensterben ist man schon auf einem guten Weg im Kreis: Die Zahl der Blühflächen steigt, sehr zur Freude der Imker, die im Kreis für 2017 eine gute Honigernte melden konnten.

Diese Bilanz kam erst bei der Herbstversammlung an die Öffentlichkeit. Weitere Initiativen aus der Politik lassen auf eine Fortsetzung der Verbesserung hoffen. So hat der Landtagsabgeordnete Benno Zierer (FW) schon die sogenannten »So-da-Flächen« angesprochen. Dabei handelt es sich um Flächen, die die Gemeinden ohnehin haben, also »so da« sind, und die die Gemeinden doch vergleichsweise problemlos mit Pflanzen bestücken könnten, die für Bienen und andere Insekten etwas bringen. Zierer hat hier die Unterstützung der Imker.

Der zivilisationsbegeisterte Mensch hat das natürliche Gleichgewicht in den vergangenen Jahrzehnten ins Wanken gebracht. Die »Kollateralschäden«, die dabei entstanden sind, lassen sich nicht mal eben so bereinigen. Da ist ein langer Atem gefragt, vor allem aber geht es jetzt darum, nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Die ersten Ansätze gehen in eine gute Richtung. kw

Artikel vom 02.03.2018
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