Besonderes Geburtstagskind

20 Jahre Landschaftspark Unterhaching - Neubiberg - Ottobrunn

Bürgermeister Wolfgang Panzer vor den großen Schollen, die den Eingang zum Landschaftspark markieren.	Foto: hw

Bürgermeister Wolfgang Panzer vor den großen Schollen, die den Eingang zum Landschaftspark markieren. Foto: hw

Unterhaching-Neubiberg-Ottobrunn · Der Landschaftspark, der die Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn verbindet, feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag als Naherholungsgebiet.

Vor allem für die Gemeinde Unterhaching, die den Löwenanteil des Areals besitzt, markiert dieser Geburtstag ein besonders Datum, denn mit der Vollendung des 20. Jahres fällt die Bebauungssperre für das Areal weg.

1998 wurde das Gelände von der Bundesregierung an die Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn verkauft. Zu einem besonders günstigen Preis, der eine Bebauung für den Zeitraum von 20 Jahren ausschloss. Diese Frist läuft nun ab. Einig sind sich die drei Gemeindeoberhäupter aber darin, dass der Park in seiner jetzigen Form unbedingt erhalten werden soll, um auch nachfolgenden Generationen eine große Ausgleichsfläche für Sport und Erholung zu bieten, die es sonst im Landkreis in dieser Form kein zweites Mal gibt.

Neubiberg hatte damals einen Teil des Grundstücks zu anderen Konditionen erworben und die Siedlung »Auf der Haid« und einen längst überfälligen Gemeindefriedhof dort errichtet. »Neubiberg hatte davor keinen eigenen Friedhof und die Gemeindebürger mussten ihre Angehörigen unter anderem auf dem Südfriedhof begraben. Eingeweiht wurde er schließlich im Jahr 2000. Bei der architektonischen Gestaltung des Friedhofes wurde auch eine enge Beziehung an den angrenzenden Landschaftspark geknüpft und die Weite des Areals in das Gesamtkonzept mit aufgenommen«, erklärt Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland. Möglich wurde all dies erst durch die erfolgreiche »Aktionsgemeinschaft gegen die Verlagerung der allgemeinen Luftfahrt«, der sich die Gemeinde Neubiberg 1988 ebenfalls anschloss und aus der die Aktion »Flugstopp Neubiberg« hervorging. Bei der Auftaktveranstaltung am Neubiberger Rathausplatz nahmen damals rund 5.000 Personen teil. Es brauchte allerdings bis 1997 damit der Flugverkehr endgültig eingestellt wurde. Der Verkauf des Areals durch die Bundesregierung erfolgt dann 1988, die Geburtsstunde des Landschaftsparks.

Als Erholungsort nicht mehr wegzudenken

»Natürlich gibt es Begehrlichkeiten bezüglich Bauvorhaben im Landschaftspark, aber wehrte den Anfängen lautet hier unser Motto«, erklärt Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer zum Status Quo. Er sei froh und dankbar, dass die Mehrheit im Gemeinderat das auch so sehe. Außerdem, so argumentiert der Unterhachinger Rathauschef, habe die Gemeinde schon eine gewisse Anzahl an Flächen als Ausgleichsflächen für andere Bautätigkeiten ausgewiesen, so dass zu einem gewissen Anteil eine Bebauung ausgeschlossen werden kann. Neubibergs Bürgermeister Günther Heyland erinnert auch an die Vergangenheit des Areals, das lange Zeit als militärischer Flughafen und Sperrzone genutzt wurde: »Wer weiß welche Altlasten sich im Boden befinden. Schon aus diesem Grund sollte man nicht am dem Areal in seiner jetzigen Nutzung rütteln.«

Gemeinsam betreiben die drei Gemeinden den Funpark, der mit Half-Pipe und Beachvolleyball-Platz vor allem die Jugend zum Verweilen einlädt. »Hier kann die Jugend ungestört feiern, hier stört es auch nicht, wenn sie einmal laut sind«, so Neubibergs Rathauschef. Die Kosten für die Anlage und den Unterhalt teilen sich die drei Gemeinden, wie Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer berichtet. »Der Landschaftspark ist ein großer Schatz und viele Bürger nützen ihn, um sich dort zu erholen, Natur zu erleben und Sport zu treiben«, erklärt der Ottobrunner Rathauschef.

In Unterhaching laufen indes die Vorbereitungen für den Geburtstag auf Hochtouren: Am Dienstag, 24. April, um 19.30 Uhr findet die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr des Unterhachinger Landschaftsparks im Kubiz in der Jahnstraße 1 statt. Den Startschuss für eine ganze Reihe von Feierlichkeiten gibt die Eröffnung einer Ausstellung über die Entwicklung des Areals. Hier wird die wechselvolle Geschichte des Geländes lebendig.

Wechselvolle Historie des Landschaftsparks

Bis 1933 wurde das Areal weitgehend für den Ackerbau genutzt. Die Eigentümer wurden von den Nationalsozialisten zum Verkauf ihres Landes gezwungen, da diese das Gelände für den Bau eines Flughafens nutzen wollten. Aufgrund der Versailler Verträge war es Deutschland zu dem Zeitpunkt noch verboten eine eigene Luftwaffe einzurichten. Deshalb wurde er zunächst als privater Flughafen deklariert. Zu diesem Grund wurde zeitgleich in Neubiberg ein Fliegerverband gegründet, der den Bau des Flughafens offiziell begründete. Ab 1935 wurde der Flughafen dann auch ganz offiziell militärisch genutzt. Die Landebahn betrug zunächst die Länge von rund einem Kilometer, und wurde bis zum Jahr 1940 Zug um Zug ausgebaut. Das gleiche gilt auch für die gesamte Flughafenanlage. Wie rasant der Ausbau vor sich ging, kann man schon daran sehen, dass im August 1939 dort bereits rund 2.600 Mann Militärpersonal arbeiteten, außerdem noch weitere 800 Zivilangestellte.

Heute zeugt noch die unter Denkmalschutz stehende Zollinger Halle auf dem Gelände des Bundeswehr Universität von dieser Zeit. Während des Krieges waren auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf dem Areal beschäftigt. Die Besitzverhältnisse änderten sich mit dem Ende des Krieges. Die Amerikaner übernahmen die Herrschaft über den Flughafen und verlängerten die Landebahn im Mai 1948 auf 1.700 Meter und in den beiden Jahren darauf noch einmal um weitere 500 Meter. Dafür musste die Schrenksiedlung, ein Verbund von rund 20 Häusern, weichen. Bis zu seiner Übergabe an die Bundesregierung im Jahr 1955 blieb der Landschaftspark militärische Sperrzone. Die militärische Nutzung währte bis 1971 und endete mit dem Abzug der Luftwaffentransportgeschwaders 61 nach Penzing/Landsberg. Aus dieser Zeit findet man noch etliche Bunkeranlagen auf dem Gelände. Heute werden die gut erhaltenen Bunker unter anderem von den Vereinen wie dem Burschenverein zur Lagerung ihrer Utensilien verwendet.

Von 1971 bis 1997 wurde der Flughafen schließlich von Privatfliegern genutzt. Die Gemeinde Unterhaching bezog nach dem Kauf über Bürgerwerkstätten und die Lokale Agenda 21 die Bürger mit in die Gestaltung des Areals ein. Der Versuch wurde unternommen, der Natur dort ebenso ihr Recht zu geben, wie auch Erholungssuchenden und Sportlern. Nach dem offiziellen Startschuss am 24. April werden noch viele weitere Beiträge zum Jubiläum folgen, über die wir Sie zeitnah informieren werden. hw

Artikel vom 13.02.2018
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