Veranstaltungen in und an der Ludwig-Maximilians-Universität erinnern an die Widerstandsbewegung um die Geschwister Scholl

Schwabing · 75. Gedenkjahr zur Weißen Rose

Emotional berühren möchte die neu gestaltete Ausstellung über die Weiße Rose und ihre Mitglieder wie etwa Sophie Scholl.	Foto: Cathrin Hess, Weiße Rose Stiftung,

Emotional berühren möchte die neu gestaltete Ausstellung über die Weiße Rose und ihre Mitglieder wie etwa Sophie Scholl. Foto: Cathrin Hess, Weiße Rose Stiftung,

München/Schwabing · Am 18. Februar 1943 begann mit den Verhaftungen der Geschwister Scholl und Willi Graf sowie am 20. Februar von Christoph Probst die Zerschlagung der Weißen Rose.

Am 18. Februar 1943 hatten Hans und Sophie Scholl Flugblätter der Weißen Rose in der Münchner Universität verteilt, die sich mit deutlichen Worten gegen die NS-Diktatur richteten. Im selben Jahr folgten vier Prozesse, in denen die sechs Hauptakteure zu Tode verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet wurden. Die Weiße Rose gilt als eine der bedeutendsten deutschen Widerstandsgruppen gegen die NS-Diktatur.

Das 75. Gedenkjahr würdigt die Weiße Rose Stiftung e. V. nun mit zahlreichen und unterschiedlich ausgerichteten Veranstaltungen. Auf der 1961 installierten Orgel, die bewusst nach der Weißen Rose benannt wurde, findet am Donnerstag, 22. Februar, 18 Uhr, im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl Platz 1, ein Konzert mit Lesung statt: es spielt Jürgen Geiger und Studierende der LMU lesen Texte. Der Eintritt ist frei.

Am 28. Februar, 19 Uhr, stellt der evangelische Theologe Robert M. Zoske im Gespräch mit Dr. Detlef Bald (Historiker, zahlreiche Veröffentlichungen zur Weißen Rose) sein Buch »Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose« vor – im Hörsaal A 125, Ludwig-Maximilians-Universität, Hauptgebäude, Geschwister-Scholl Platz 1. Der Eintritt ist frei.

Auf der Grundlage von bisher unbekannten Dokumenten zeichnet Zoske ein neues Bild von einem jungen Mann, den zunächst der Heroismus des Nationalsozialismus ebenso anzog wie ihm später eine naturmystische Frömmigkeit eigen war. Seine größte, kompromisslose Leidenschaft war sein Freiheitsdrang, wovon auch sein Ausruf vor dem Fallbeil zeugt »Es lebe die Freiheit!«. Die Begrüßung und Moderation des Gesprächs übernimmt Dr. Hildegard Kronawitter, die eine kontroverse Diskussion erwartet.

Das Erinnern an die Weiße Rose und die aktuellen Gedenkveranstaltungen »sollen vergegenwärtigen, wie unbarmherzig und grausam die NS-Diktatur zu allen war, die sich nicht in ihre Reihen einordnen lassen wollten«, erklärt Dr. Hildegard Kronawitter, seit 2009 1. Vorsitzende der Weißen Rose Stifung, die 1987 von Überlebenden, Familienangehörigen und Freunden der Widerstandsgruppe gegründet wurde. Die Stiftung will die Erinnerung an den Widerstand gegen die NS-Diktatur wachhalten und Zivilcourage, individuelle Verantwortung sowie demokratisches Bewusstsein fördern.

»Die Weiße Rose steht dafür, was junge Studenten und Professor Huber bis zum letzten Moment ihres Lebens für einen heroischen Mut und eine klare Geisteshaltung bewiesen haben – da wird man selbst ganz klein. Diese Vorbilder sollen uns als eine Art Leuchten ermutigen, sich selbst für Mitmenschlichkeit und Toleranz und gegen Unrecht und Fremdenfeindlichkeit einzusetzen«. Sie selbst habe keinen familiären Bezug zur Weißen Rose, so Kronawitter, aber erfülle aus großer Überzeugung das Ehrenamt als Vorsitzende der Stiftung, »weil ich an die Sinnhaftigkeit der Botschaft der Weißen Rose glaube«. Diese Botschaft der Widerstandsgruppe will auch die vor einem Jahr neu gestaltete Dauerausstellung im Lichthof der Universität sichtbar machen. Mit modernen Mitteln möchte sie die Besucher emotional berühren. »Die blaue Farbigkeit soll nicht nur das Schreckliche, sondern auch das Positive fühlbar machen«, so Kronawitter.

Gut 40.000 Besucher pro Jahr sehen sich die Schau an, davon seien etwa 38 Prozent aus dem Ausland, berichtet die Vorsitzende, deshalb seien die Texte in der Ausstellung nun neben Deutsch auch auf Englisch.

1997 wurde die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität eingerichtet, um das Wirken der Münchner Widerstandsgruppe und deren Umfeld zu zeigen. Da die Ausstellung »in die Jahre gekommen war«, wie es Kronawitter ausdrückt, wurde vor einem Jahr die Schau neu und modern gestaltet eröffnet.

In interaktiven Medienstationen kommen Zeitzeugen der Weißen Rose zu Wort und werden die Biografien der wichtigsten Protagonisten vermittelt. Darüber hinaus zeigt ein Film eine nachgestellte aus heutiger Sicht aufwändige Produktion von Flugblättern der Weißen Rose.

Auch die katholische und evangelische Kirche in München erinnern an den 75. Jahrestag der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl sowie Willi Graf in Form eines ökumenischen Gedenkgottesdienstes in der Universitätskirche St. Ludwig, Ludwigstraße 22, an sie und die weiteren Mitglieder der Weißen Rose. Die Feier mit Weihbischof Bernhard Haßlberger, der evangelisch-lutherischen Stadtdekanin Barbara Kittelberger und dem griechisch-orthodoxen Erzpriester Apostolos Malamoussis beginnt am Sonntag, 18. Februar, um 17 Uhr.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht eine szenische Lesung: Schülerinnen und Studierende tragen Ausschnitte aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen der Mitglieder der Weißen Rose vor. Im Anschluss findet gegen 18.15 Uhr im Pfarrsaal St. Ludwig ein Zeitzeugengespräch mit der 98-jährigen Eva Hönigschmid statt, die während ihres Studiums in München mit Alexander Schmorell und Christoph Probst von der Weißen Rose befreundet war.

Für Donnerstag, 22. Februar, den 75. Todestag von Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst, laden die Katholische Hochschulgemeinde und die Evangelische Studentengemeinde an der Ludwig-Maximilians-Universität München Studierende zu einer Gedenkfeier in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim mit anschließendem Gang zu den Gräbern ein. Der Hinrichtungsraum, in dem die Mitglieder der Weißen Rose und zahlreiche weitere Gegner der Nationalsozialisten ermordet wurden, ist heute eine Gedenkstätte.

Jugendgruppen können sich an zwei Aktionstagen näher mit der Weißen Rose befassen: Beim Sophie-Scholl-Tag der Katholischen Landjugendbewegung München und Freising am Donnerstag, 15. Februar, erfahren sie auf einer Stadtrallye mehr über das Leben von Sophie Scholl und setzen sich mit dem Thema Zivilcourage auseinander. Die Evangelische Jugend München und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in der Region München laden für Samstag, 24. Februar, zum Workshoptag »Widerstehen lernen« ein. An der Ludwig-Maximilians-Universität erfahren die Jugendlichen zunächst mehr über die Geschichte der Weißen Rose, in Zeitzeugengesprächen setzen sie sich anschließend mit der Zeit der Nationalsozialismus auseinander.

Für Künstler und Kulturschaffende bietet die Kunstpastoral zwei Exkursionen an, die den Umgang mit dem Gedenken an den Widerstand im Nationalsozialismus thematisieren.

Am Freitag, 9. März, geht es in der Münchner Innenstadt um »Erinnerungskultur an Beispielen neuerer politischer Denkmäler«, am Samstag, 17. März, befasst sich eine Exkursion nach Dachau mit Gedenkorten auf dem ehemaligen Gelände des Konzentrationslagers Dachau und der Spiritualität der Weißen Rose. mil

DenkStätte Weiße Rose
DenkStätte Weiße Rose beim Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität, Geschwister-Scholl-Platz 1 (Haltestelle Universität)
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag, 10-17 Uhr
Samstag, 11.30-16.30 Uhr
Der Eintritt ist frei
Führungen durch die Ausstellung nach vorheriger Anmeldung sowie Seminare für Schüler: Anfragen über die E-Mail info@weisse-rose-stiftung.de

Artikel vom 12.02.2018
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