Drei Goldene Ehrennadeln an drei Ottendichler

Beim Neujahrsempfang sagte der Gemeinderat »Danke«

Drei Ottendichler, Arnold Lainer, Hans Barbarino und Fritz Kühn wurde die Goldene Ehrennadel beim Neujahrsempfang der Gemeinde Haar verliehen.	Foto: Gemeinde Haar

Drei Ottendichler, Arnold Lainer, Hans Barbarino und Fritz Kühn wurde die Goldene Ehrennadel beim Neujahrsempfang der Gemeinde Haar verliehen. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Was wäre eine Gemeinde zudem ohne die unermüdlichen Macher, die zuverlässigen Helfer, die kreativen und innovativen Köpfe? Am Neujahrsempfang hat der Gemeinderat die Möglichkeit Danke zu sagen – in Form der Goldenen Ehrennadel.

In diesem Jahr waren es drei »Ottendichler«, die vom Gemeinderat mit der Goldenen Ehrennadel für ihren herausragenden und langjährigen Einsatz geehrt wurden. Zwei der »Ottendichler« wohnen allerdings schon immer in Weißenfeld. Doch Tracht und Brauchtum kennen eben keine Gemeindegrenzen.

Ganze 56 Jahre ist es her, dass Arnold Lainer dem Gebirgstrachten Erhaltungsverein D’Ammertaler-Ottendichl beigetreten ist. Damals war sein Vater bereits Mitglied, der dem Verein später auch vorstand. Die Brauchtumspflege und der Weg von Weißenfeld nach Ottendichl haben bis heute bei den Lainers Tradition: Auch die nächste Generation ist mit Cornelia bereits im Vorstand vertreten. Arnold Lainer selbst trug 49 Jahre in führenden Positionen entscheidend zur blühenden Entwicklung des Vereins bei - als erster Vorplattler, in der Jugendarbeit und als Vereinsvorsitzender. Die Brauchtumspflege ist ihm eine Herzensangelegenheit, die Miesbacher Tracht, die sich der Verein zu Eigen gemacht hat, ist weit mehr als Kleidung für ihn: Sie ist Identität und Ausdruck seiner Heimatverbundenheit. Seine Liebe gilt aber nicht nur dem Schuhplattl’n und der Tracht, sondern auch den Menschen, die mitwirken. Und Ottendichl. Auch als Weißenfelder.

Wenn Hans Barbarino von früheren Zeiten erzählt, huscht heute noch jugendlicher Schalk durch seinen Blick: Das Schuhplatteln war für den Weißenfelder nämlich die Freikarte zum Fortgehen. Wöchentlich ging’s von Weißenfeld mit dem Radl nach Haar, erst zur alten Bahnhofswirtschaft und später zum Jahn. Später dann bei Auftritten durch ganz Deutschland und sogar nach Paris. Am 1. Mai 1962 ist er dem Gebirgstrachten Erhaltungsverein D’Ammertaler-Ottendichl beigetreten. Bis heute hält er ihm die Treue – über vier Jahrzehnte davon in führenden Positionen. Kassier war er von 1979 bis 2017, der Verein machte ihn für diese 38 Jahre zum »Ehrenkassier«. Als Vorplattler hat er darauf geachtet, dass die Schläge richtig zum Takt gesetzt, das Stampfen sauber ausgeführt und die sich drehenden Dirndl mit Leichtigkeit eingefangen wurden. Ganz wichtig für ihn: Alle mussten ‚fesch‘ sein. Zünftig eben. Und bodenständig bairisch.

Der dritte Geehrte ist nun ein »echter« Ottendichler, jedoch konnte er aus Gesundheitsgründen nicht selbst an der Verleihung teilnehmen und schickte seine Tochter Bettina Härtl, die die Goldene Ehrennadel stellvertretend für Fritz Kühn in Empfang nahm. Fritz Kühn wurde mit seiner Familie aus dem Sudetenland vertrieben. In Ottendichl hat er schließlich mit seiner Familie eine neue Heimat gefunden. Sein Vater wurde Hauptlehrer der Schule - und auch sein Sohn war und ist der Gemeinde beruflich wie privat verbunden. Als Bauingenieur arbeitete er 34 Jahre lang für die Gemeinde - als Leiter der Bautechnik und des Bauhofes.

Noch länger ist seine musikalische Geschichte in Ottendichl: 55 Jahre spielte er die Orgel und leitete den Kirchenchor. Im zarten Alter von 22 hat er dieses Amt übernommen. Gar nicht so einfach - denn Fritz stammte zwar aus einer musikalischen Familie, hatte auch die Geige gelernt, aber das Orgelspiel musste er sich selbst beibringen. Aber er erfüllte diese Aufgabe mit Herz und Können. Mit seinem Ausstieg im Juni 2017 ging eine Ära zu Ende.

Ein Besonderer Dank

Bei dem diesjährigen Neujahrsempfang sprach Bürgermeisterin Gabriele Müller noch ein besonderes Dankeschön aus: Nachdem die Schüler-Theatergruppe des Ernst Mach Gymnasium und der Mittelschule eine durchaus beeindruckende Kostprobe ihres Theaterprojekts »Spurensuche – Was für ein Mensch willst Du sein?« gegeben hat, überreichte die Bürgermeisterin jedem der 42 Schülern sowie der Ensemble-Leitung Farina Simbeck, Thomas Ritter, Katrin Türk und Andreas Manfred Gebhard für diesen herausragenden Beitrag wider des Vergessens eine Urkunde. »Ein Stück, das Spuren in den Köpfen und Herzen des Publikums hinterlässt – nicht nur in Haar«, betonte Müller in ihrer Laudatio.

Zutiefst berührend ist das Theaterprojekt, das bereits Auszeichnungen in Berlin und München bekam und das die Truppe 30-mal - sogar in Berlin vor dem Bundesrat, in London und Irland aufführte. Es befasst sich mit der Nazivergangenheit der Gemeinde Haar und wurde von den Jugendlichen in langer Arbeit recherchiert und verfasst. Daraus wurde mehr, als die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels »Die Menschlichkeit, der gegenseitige Respekt sind es dann auch, die als Botschaft des Stücks gelten können. Es ist ein Ruf nach Toleranz und Achtsamkeit, gegen Verleumdung und Ausgrenzung«, hieß es in der Laudatio. Der Dank umfasste auch die Bürgerstiftung Haar, die das Projekt unter anderem von Anfang an unterstützt hat.

Artikel vom 09.02.2018
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