Große Begeisterung

Ramersdorf/Perlach · Erste musikalisch-literarische Brettl ein voller Erfolg

Peter R. Schmidt und Sepp Raith begeisterten das Publikum im Perlacher Bräustüberl.	Foto: VA

Peter R. Schmidt und Sepp Raith begeisterten das Publikum im Perlacher Bräustüberl. Foto: VA

Ramersdorf/Perlach · Lachsalven und Beifallsstürme erzeugten der Bajubarde, Liedermacher, Schrägreimer und Musikkabarettist Sepp Raith im Wechsel mit dem Poeten, Wortakrobaten und »nebenbei« Chefreporter München des Münchner Merkur Peter R. Schmidt im Rahmen des ersten musikalisch-literarischen »Brettls« im Saal des Perlacher Bräustüberls.

Seit mehr als 30 Jahren schreibt der Journalist Glossen – über Skurriles und Banales, Alltägliches und Besonderes, menschliche Schwächen und tierische Stärken. Er genießt es, einmal aus dem journalistischen Korsett der nüchternen, neutralen Berichterstattung ausbrechen zu dürfen, hemmungslos zu fabulieren, Absonderlichkeiten des Alltags auf die Spitze zu treiben. Themen entdeckt er, wohin er blickt: Im Berufsverkehr, auf der Hundewiese, in allzu vollmundigen Werbebotschaften, in technischen Errungenschaften und immer wieder in der Lokalpolitik. »Wenn man nur genau hinschaut, steckt fast überall eine Glosse drin«, sagt der 58-Jährige.Eine Auswahl der besten Glossen aus drei Jahrzehnten präsentierte Schmidt. Zum Beispiel sinnierte er: Was hat es mit den Irrlichtern im Ostpark auf sich? Was hat eine zugestaute Kreuzung mit einer Küchenschürze zu tun? Und warum hat Kirchenmusik ein eingebautes Gummiband? Fragen über Fragen, die Peter T. Schmidt, Chefreporter beim Münchner Merkur, jeden Donnerstag auf ganz eigene Art beantwortet: Mit einer Glosse in der Rubrik »Münchner Freiheit« im Münchner Merkur.

Peter T. Schmidt wurde musikalisch begleitet von einem Urgestein der bairischen Liedermacherszene: Sepp Raith, der Urheber des Hits »Haberfeldtreiber«, gab stimmgewaltig und mit virtuosem Gitarrenspiel seine Werke zum Besten. Da begegnete man Figuren wie dem bedauernswerten Zitteraal Ali, dem Xorandottl und dem Quadrodulli, und man erfuhr viel über bairische Lebens- und Wesensart – Erkenntnisse, die sich vielleicht demnächst in einer »Münchner Freiheit« wiederfinden könnten. Ein Prackl Mannsbild stand da auf der Bühne mit grau gewordener Mähne und einer grandiosen, urgewaltigen Stimme, mit der er vorzugsweise die leisen Töne anschlägt.

Er enttarnte den »Bürger nach Maß« als aalglatten Karrieristen, der zur »wundersamen Mischung aus Zuhälter und Schnalln« mutiert, die Tegernsee-Idylle als Hochpreis-Revier, wo Einheimische keine Wohnung mehr finden, und das »mia san mia« als Instrument der Ausgrenzung: »Wer dazughört, kriagt a Freibier, und die andern kriagn an Dreck.« Das schreit nach Veränderung. Mit Lausbubenlächeln erzählte Raith von seiner Jugend im Brucker Hinterland, berichtete in valentinesk wortakrobatischen Reimen vom murmelnden Murmel, rockte mit dem »Kukident-Blues« die Bude und enthüllte ganz nebenbei, dass die Münchner Olympiabewerbung am legendären Münchner Fasching gescheitert ist. Nach seiner Meinung ist die ganze Welt ein Narrenhaus, das Stoff für seine Lieder und Gedichte liefert.

Artikel vom 30.01.2018
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