Freiwillige vor!

12. Münchner Freiwilligen Messe am Sonntag, 21. Januar

Engagiere Dich! Sandra E. Bauer (li.) und Dr. Gerlinde Wouters von FöBE (Förderung Bürgerschaftliches Engagement) vermitteln mit der Freiwilligen Messe. 	Foto: cr

Engagiere Dich! Sandra E. Bauer (li.) und Dr. Gerlinde Wouters von FöBE (Förderung Bürgerschaftliches Engagement) vermitteln mit der Freiwilligen Messe. Foto: cr

München · Bereits zum zwölften Mal findet am Sonntag, 21. Januar, die Münchner Freiwilligen Messe statt. Der Erfolg gibt der Veranstaltung recht.

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Die Nachfrage ist ungebrochen groß, sowohl bei den Anbietern als auch bei den potenziellen Ehrenamtlichen. Rund 80 Vereine und Initiativen bekommen am Sonntag die Möglichkeit, sich im Rahmen der Freiwilligen Messe im Gasteig zu präsentieren, und zwar den bis zu 6.000 Besuchern, die wieder erwartet werden. Die Messe ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

»Immer mehr Münchner engagieren sich.« Das ist die gute Nachricht, die Dr. Gerlinde Wouters von FöBE (Förderung Bürgerschaftliches Engagement, ein von der öffentlichen Hand finanziertes Büro) vermelden kann. Die schlechte: »Engagierte verwenden heute weniger Zeit auf ihr Ehrenamt als vor 15 Jahren.« Trotzdem ist die Situation in der Stadt überdurchschnittlich gut. Bei einer Bürgerbefragung im Jahr 2016 hätten 49 Prozent der Befragten angegeben, sich in den vorangegangenen zwölf Monaten freiwillig engagiert zu haben (im Schnitt mindestens zwei Stunden pro Woche). Im Bundesdurchschnitt sei dieser Anteil in den letzten Jahren von etwa 35 auf knapp 40 Prozent angewachsen. München liegt deutlich darüber. Und die Nachfrage reißt nicht ab. Mehr als jeder zweite Münchner, der nicht ehrenamtlich tätig ist, wolle sich engagieren – aber wo? Wie? Wer ist der richtige Ansprechpartner?

Die Freiwilligen Messe bringt die Menschen zusammen. Es ist keine Jobbörse, bei der man nehmen muss, was angeboten wird. Im besten Fall passen Angebot und die Vorstellung des Suchenden genau zusammen. Wenn nicht, gibt es immer noch die Möglichkeit, an den Rahmenbedingungen zu feilen, bis beide Seiten von einer Zusammenarbeit profitieren. Das betrifft in erster Linie die Gestaltung der Einsatzzeiten und der -dauer und die konkreten Aufgaben, die der Ehrenamtler übernimmt. Außerdem kann der freiwillige Helfer sicher sein: Er ist nicht allein. Bei Fragen und Unsicherheiten stehen die anbietenden Einrichtungen immer zur Verfügung, nicht selten mit einem Ehrenamtsbeauftragten.

Die Erkenntnis »Das kann’s doch nicht gewesen sein« sei für Berufstätige oft die Motivation für ein freiwilliges Engagement, berichtet Wouters. Auffällig: Gerade in der Phase, da die meisten ihrem Leben die entscheidende Richtung geben, sind sie besonders oft ehrenamtlich aktiv. In den Altersgruppen der 14- bis 29-Jährigen und der 30- bis 49-Jährigen sei es jeweils fast jeder Zweite und damit mehr als in den folgenden Altersgruppen.

Ein positives Beispiel für Engagement auch im fortgeschrittenen Alter ist Antje Grützmacher aus Neuperlach. Kurz nachdem die heute 77-Jährige vor zwölf Jahren aus Berlin nach München kam, stieg sie bei der Hausaufgabenbetreuung der Nachbarschaftshilfe Neuperlach ein. Eigener Aussage zufolge hat die ehemalige Leiterin der Volkshochschule Berlin-Charlottenburg in Neuperlach innerhalb von zehn Jahren 28 Kinder betreut. Vier davon hätten es aufs Gymnasium geschafft, die anderen 24 auf die Realschule. Grützmachers Stolz ist nicht unberechtigt.

Viele ihrer Schützlinge hatten Deutsch nicht als Muttersprache, taten sich mit dem Lesen und dem Lernen schwer. Heute sind die jungen Erwachsenen ihrer früheren »Motivatorin« dankbar.

Engagieren kann man sich nahezu überall. Weil es in München so viele »kleinzellige« Angebote gibt, liegt der Schwerpunkt der Freiwilligen Messe auf »Engagement im Stadtteil. Miteinander. Fürein­ander.« Darüber hinaus geht der Einsatz des Kabarettisten Christian Springer. Er gründete 2012 den Verein Orienthelfer e.V. als Reaktion auf den Bürgerkrieg in Syrien. Springer wird im Rahmen der Eröffnung der Freiwilligen Messe in einem öffentlichen Interview über seine Motivation und sein Ehrenamt sprechen. Von Carsten Clever-Rott

Hintergrundinfo:
Freiwilliges Engagement wird häufig mit »typisch sozialen« Tätigkeiten verbunden. Dass man sich zum Beispiel im Tierpark Hellabrunn, im Deutschen Museum, als Biotop- und Grünplatzpate oder beim Rollstuhlbasketball engagieren kann, ist weniger bekannt. Über 800 gemeinnützige Organisationen in München bieten die Möglichkeit, sich freilwillig zu engagieren. Rund 80 davon präsentieren sich bei der Münchner Freiwilligen Messe.

Berührungsängste bestehen häufig gegenüber Menschen, die an Demenz erkrankt sind, Menschen im hohen Lebensalter und Menschen mit Behinderungen. Informations- und Fortbildungsveranstaltungen minimieren diese Berührungsängste. Die Tätigkeiten werden später oft sogar als besonders wertvoll erlebt.

Artikel vom 19.01.2018
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