Der vergessene Abgeordnete von Falkenberg

Vortrag über Anton von Hofstetten am 23. Januar im Museum Grafing

Eröffnung der ersten Bayerischen Ständeversammlung am 4. Februar 1819. Mit dabei: der Falkenberger Abgeordnete Anton von Hofstetten.	 Foto: Gemeinfrei

Eröffnung der ersten Bayerischen Ständeversammlung am 4. Februar 1819. Mit dabei: der Falkenberger Abgeordnete Anton von Hofstetten. Foto: Gemeinfrei

Grafing · Als König Max I. Joseph inmitten aller Würdenträger seines Königreichs am 4. Februar 1819 feierlich die neugeschaffene Ständeversammlung eröffnete, den ersten Landtag, da waren bei diesem historischen Ereignis auch zwei Männer aus dem Ebersberger Raum beteiligt:…

die eben gewählten Abgeordneten Anton von Hofstetten, Schlossherr auf Falkenberg, und Anton Grandauer, Posthalter und Wirt zu Zorneding. Das parlamentarische Agieren dieser beiden frühen Abgeordneten dem Vergessen zu entreißen, ist seit längerem Thema für den Pöringer Geschichtsforscher Peter Maicher.

Vom Wirken Hofstettens erzählt der Experte jetzt in einem Lichtbildervortrag beim Historischen Verein für den Landkreis Ebersberg. Er schildert dabei eingangs die Umstände der Zeit, in der Hofstetten – wie der gesamte Landtag – agieren musste. Das Königreich Bayern durfte jetzt, da auf dem Wiener Kongress für Bayern nach einem halben Jahrhundert schlimmer Kriegsnöte endlich ein stabiler Frieden geschaffen worden wart, auf eine positive Zukunft hoffen. Doch war da die große Gefahr, dass alle hoffnungsvollen Ansätze zu Nichte würden, weil ein riesiger Schuldenberg angehäuft worden war und zu wenig Geld in die Staatskasse kam. Der neue Landtag sollte, so der Auftrag des Königs, dabei helfen, die Staatsfinanzen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Hofstetten beteiligte sich durch große Haushaltsreden, in denen er auf der Basis seiner praktischen Erfahrungen als Gutsherr, hoher Richter und Offizier zahlreiche Einsparvorschläge unterbreitete.

Die obrigkeitliche Bürokratie war ein weiteres großes Thema. Unerschrocken und ohne Scheu vor höchsten Stellen setzte sich Hofstetten für die kleinen Leute ein, wollte für sie besseren Schutz vor Gaunern und mehr Gerechtigkeit vor Gericht, forderte für die Bauern bessere Bildung und Befreiung von der Grundherrschaft, für die Lehrer und Pfarrer auf dem Lande ein ausreichendes Einkommen. Die Dorfschulen müssten besser werden, und in den Irrenhäusern seien schlimme Mißstände zu beheben.

Der Abgeordnete von Falkenberg hat sich in den Landtagsprotokollen als kritischer, fortschrittlicher Geist und Kämpfer für Meinungs- und Glaubensfreiheit verewigt. Vehement wandte er sich gegen Scharfmacher in der katholischen Kirche, die gegen Protestanten hetzen – und in dieser Zeit dunkler Judenfeindlichkeit forderte er im Landtag die rechtliche Gleichstellung der unterprivilegierten Juden.

Dass Hofstetten sich wiederholt gegen die von Generalfeldmarschall von Wrede im Einklang mit dem König geforderte Aufrüstung und Steigerung der Ausgaben für die Armee wandte, wurde ihm zum politischen Verhängnis. Obwohl 1824 eindrucksvoll wiedergewählt und in Parlament und Land hoch angesehen, verwehrte ihm der König das weitere Wirken im Landtag. Heute ist der Abgeordnete Hofstetten selbst bei den Nachfahren, die seinen Namen tragen, vergessen.

Die Veranstaltung, zu der alle Geschichtsinteressierten eingeladen sind, findet im Museum der Stadt Grafing, Bahnhofstraße 10, statt, und zwar nicht, wie ursprünglich im Vereinsprogramm vorgesehen, Anfang Februar, sondern bereits am Dienstag, 23. Januar, um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei!

Artikel vom 18.01.2018
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