Zeitschenker gesucht

Patenschaftsprojekt der Nachbarschaftshilfe sucht weitere Mitstreiter

Glückliche Gesichter bei den Paten der Nachbarschaftshilfe Taufkirchen und ihren »Patenkindern«: Hans-Joachim Faul mit Joseph und Philipp Schmidt mit Jimmy.	Fotos: Privat

Glückliche Gesichter bei den Paten der Nachbarschaftshilfe Taufkirchen und ihren »Patenkindern«: Hans-Joachim Faul mit Joseph und Philipp Schmidt mit Jimmy. Fotos: Privat

Taufkirchen · Vor elf Jahren rief die Nachbarschaftshilfe Taufkirchen ein Patenschaftsprojekt ins Leben. Als es gegründet wurde, hieß die Aktion »Zeit für Kinder«, denn vor allem für diese Zielgruppe wollte man ehrenamtliche Paten finden, die sich regelmäßig Zeit für ihre kleine Schützlinge nehmen.

Wie die Zeit jeweils genutzt wird, sollten dann Pate und Patenkind gemeinsam entscheiden. Aufgabe der Nachbarschaftshilfe ist es lediglich die passenden Partner zusamenzubringen.

Nicht die schulische Unterstützung sollte hier im Vordergrund stehen, wie bei anderen Unterstützer-Projekten der Nachbarschaftshilfe, sondern vielmehr der Spaß an gemeinsamen Aktivitäten. Ob das ein Ausflug in den Tierpark, ein Besuch im Schwimmbad oder das gemeinsame Puzzlespiel ist, ist dabei nebensächlich. »Die Eltern der Kinder haben oft aus beruflichen Gründen nicht so viel Zeit, um auch schöne Aktitväten mit ihren Kindern zu unternehmen. Da ist es toll, wenn sich Paten finden, die diese Lücke ein wenig ausfüllen können«, erklärt die Patenschaftskoordinatorin der Nachbarschaftshilfe, Helene Nestler.

Zu den langjährigen Paten gehört auch Philipp Schmidt, der seit 31/2 Jahren den mittlerweile 10-jährigen Jimmy besucht. Regelmäßig unternimmt Philipp Schmidt etwas mit seinem kleinen Schützling, der so viel Spaß an der Sache hat, das nicht selten auch seine Schwester mit von der Partie ist, wenn sie mit dem Fahrrad ins Schwimmbad fahren, Eisessen gehen oder eine Bergwanderung unternehmen.

Die Eltern von Jimmy arbeiten in der Gastronomie, da ist Freizeit Mangelware. Umso schöner, wenn es dann so gefragte Freizeitaktivitäten wie Fußballspielen oder ein Besuch im Tierheim mit dem Paten auf dem Programm stehen. Über die Jahre ist Jimmy Philipp Schmidt richtig ans Herz gewachsen und, wie er verrät, hat er mindestens so viel Spaß an den Unternehmungen wie sein kleiner Schützling. »Die ganze Familie ist sehr nett und wir haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander«, betont er. Die Eltern des kleinen Jimmy freuen sich, dass ihr Sohn so viel Spaß in seiner Freizeit hat. Was gemacht wird, darf sich Jimmy aussuchen, allerdings ist die Prämisse, dass bei schönem Wetter rausgegangen wird. »Es ist eine Bereicherung mitzuerleben, wie Jimmy aufwächst und wie er sich immer weiter entwickelt und mutiger wird, denn anfangs war er oftmals sehr schüchtern«, berichtet Philipp Schmidt weiter. Für ihn steht fest, solange Jimmy Spaß an den gemeinsamen Treffen hat, solange wird er auch weiterhin gerne seine Pate sein.

Der Schützling von Hans-Joachim Faul ist bereits 23 Jahre alt und stammt aus Uganda. Hier geht es weniger um den gemeinsamen Spaß, als vielmehr um harte Arbeit, denn Hans-Joachim Faul hilft Joseph beim Deutschlernen. Über den Helferkreis Asyl hat der Rentner den jungen Mann kennengelernt. Dreimal die Woche wird gemeinsam das in der Schule Gelernte vertieft, wiederholt und gemeinsam geübt. Da Joseph in einem der »Feel-Home-Häuser« wohnt, in dem es für das gemeinsame Studium zu laut ist, haben sich die beiden lange Zeit bei Hans-Joachim Faul getroffen, bis die Nachbarschaftshilfe geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung stellen konnte. Aber nicht nur gelernt wird gemeinsam, Hans-Joachim Faul hilft Joseph auch dabei Bewerbungen für Praktika zu schreiben und er erklärt ihm vieles, was dem jungen Mann aus Afrika an der deutschen Gesellschaft fremd und merkwürdig erscheint.

Durch Joseph hat Hans-Joachim Faul viel Einblick in die Probleme der jungen Flüchtlinge bekommen. Ganz praktisch hat er ein Lernprogramm entwickelt, das den jungen Menschen helfen soll, mit der Aufgabenflut besser zurecht zu kommen. Sein Übersetzungsprogramm für Schul- und Hausaufgaben hat übrigens im wahrsten Sinne des Wortes Schule gemacht und wird ins Förderprogramm der bayerischen Landesregierung aufgenommen. »Oftmals können die jungen Männer die Aufgaben nur deshalb nicht lösen, weil sie die Aufgaben nicht verstehen. Ich habe Joseph die Aufgabe ins Englische übersetzt und dann ging es nicht selten ganz einfach«, erklärt der Taufkirchner das Vorgehen. Er ist stolz auf Joseph, der seine Chance mit ihm zu lernen nutzt und schätzt.

Vor Joseph hatte Hans-Joachim einen anderen Schützling, der sich jedoch als nicht zuverlässig erwiesen hat. Ein Unding, wie er findet. Deshalb hat er sich mit Joseph einen würdigeren Kandidaten gesucht. »Die Energie, die ich hier investiere, bekomme ich vielfach zurück«, betont er glücklich. Die Möglichkeiten als Pate aktiv zu sein, sind vielfältig. Ob man sich einmal im Monat oder dreimal in der woche engagieren will, ob man mit Kindern, Senioren oder Flüchtlingen beschäftigen möchte, für jeden ist die geeignete Aufgabe dabei.

Gerne berät Helene Nestler einen bei der Wahl des perfekten Patenprojektes. Wer sich vorgenommen hat, im neuen Jahr einfach ein wenig glücklicher zu sein als im vergangenen Jahr, der sollte ausprobieren, wie glücklich es macht, für andere Menschen da zu sein.

Zu erreichen ist die Nachbarschaftshilfe Taufkirchen im Ahornring 119, unter Tel. 089/66 60 91 838 oder unter der E-Mail: nestler@nachbarschaftshilfe-taufkirchen.de Heike Woschée

Artikel vom 10.01.2018
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