Es gibt viel zu tun in 2018

Bezirksausschuss-Vorsitzender Clemens Baumgärtner im Gespräch

BA-Vorsitzender Clemens Baumgärtner sieht die Versorgung des Viertels mit Kinderbetreuungseinrichtungen als eines der vordringlichen Probleme.	Foto: RedH

BA-Vorsitzender Clemens Baumgärtner sieht die Versorgung des Viertels mit Kinderbetreuungseinrichtungen als eines der vordringlichen Probleme. Foto: RedH

Harlaching/Untergiesing · Die Harlachinger Rundschau hat zum Jahresbeginn mit dem BA-Vorsitzenden Clemens Baumgärtner gesprochen. Dabei haben wir einen Ausblick auf 2018 gewagt.

Harlachinger Rundschau: Blickrichtung neues Jahr 2018: Welche großen Stadtteilprojekte stehen an, müssen fortgeführt oder initiiert werden? Viele Stichworte fallen dem aufmerksamen Betrachter der Vorgänge im 18. Stadtbezirk ein: Osram-Gelände, Infra- strukturplanung, Stadion, Wohn- und Schulraumentwicklung. Entwicklung der Frei-/Parkfläche am Candidplatz und natürlich der Tierpark und das angestrebte Parkhaus. Und sicher vieles mehr.

Clemens Baumgärtner: Klar, das letztgenannte Thema ist gleichzeitig auch eines der beherrschenden für das Jahr 2018. Wir werden sicherlich einen großen Fokus darauf legen, dass die jetzt begonnenen Maßnahmen für die Veränderungen an der Rotbuchenschule auch tatsächlich und vor allem erfolgreich weitergeführt werden. Dies gilt vor allem für den Ankauf des Grundstücks, aber natürlich auch für eine notwendige Zwischenlösung, da die Raumnot akut besteht, und nicht erst im Jahre 2025, wenn prognostisch mit einem Neubau gerechnet werden könnte, zu beheben ist.

Besonderes Augenmerk möchten wir auch in diesem Zusammenhang auf die Neustrukturierung und den Neubau des Klinikums Harlaching legen. Nicht nur, weil sich möglicherweise dadurch auf dem Gelände des Klinikums Raum und Platz für eine gegenüber der Harthauserstraße alternative Erweiterung der Grundschule an der Rotbuchenstraße ergibt. Sondern auch, weil der Neubau für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtviertel mit Dienstleistungen rund um die Gesundheit zentral ist. Wir wollen in diesem Zusammenhang auch sicherstellen, dies ist ein besonderer Fokus, dass die verfügbaren Flächen nicht für artfremde Nutzungen oder zum Verkauf an private Unternehmen/Personen, insbesondere nicht auf dem freien Markt verwertet werden. Jedenfalls soll gesichert werden, dass auf dem Gelände die Stadt München die Hoheit behält.

Der Blick auf die verfügbaren Flächen führt auch gleichzeitig zu einem weiteren schulbezogenen Thema: Die Versorgung mit einer Realschule. Seit Jahren haben wir bereits den Versuch unternommen, das Referat für Bildung und Sport wie auch das Kommunalreferat davon zu überzeugen, dass es im 18. Stadtbezirk nicht nur keine Realschule trotz entsprechendem Bedarf gibt, sondern auch die im Umgriff verfügbaren Realschulen stark überfüllt sind.

Machbarkeitsstudie Tegernseer Landstraße
Themenseite: Planung Tegernseer Landstraße

Einen Schwerpunkt für das kommende Jahr soll auch die Verkehrssituation einnehmen. Die überfüllte Grünwalderstraße, die Dauerbelästigung der Anwohner des Mittleren Rings/Tegernseer Landstraße und der zunehmende Schleichverkehr durch das Stadtviertel schreien nach einer Lösung. Ein ganz besonderes Augenmerk in dieser Detailfrage gilt auch dem ruhenden Verkehr. Die Forderungen nach einer Parklizenzierung insbesondere nördlich des mittleren Rings am Candidplatz und am Wettersteinplatz zeigen, dass der Parkdruck enorm zugenommen hat. Freilich ist auch darüber nachzudenken ob und an welchen Stellen möglicherweise noch Park & Ride Parkplätze geschaffen werden können, um den Parksuchverkehr in den Stadtrandgebieten zu vermindern, insbesondere von Personen die auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen wollen.

Hinsichtlich der Verdichtung des Stadtviertels werden wir die Bautätigkeit wie auch in der vergangenen Periode nachhaltig begleiten, kommentieren und dafür sorgen, dass die Identität des Stadtviertels nicht durch zu viel Dichte verloren geht. Wo immer es möglich ist, werden wir versuchen, Entwicklungen zu stoppen, die zwar die Taschen der Bauträger füllen, für das Stadtviertel aber schlicht unverträglich sind. Ganz besonders wird in diesem Zusammenhang darauf zu achten sein, dass auch die städtische Infrastruktur mit der regen Verdichtung Schritt hält. Dies gilt sowohl für den öffentlichen Personennahverkehr, aber auch insbesondere für die Versorgung mit Kinderbetreuung und Schulen. Ein Teilaspekt hiervon ist auch die bereits genannte Entwicklung des ruhenden und fließenden Verkehrs.

Ebenso werden wir darauf achten, dass die nunmehr von Seiten der Stadt beschlossenen Rahmenpläne Beachtung finden und gegebenenfalls auch grenzwertige Vorhaben mehr Überprüfung durch die Gerichte erfahren und nicht einfach durchgewunken werden. Hier werden wir versuchen, in Zusammenarbeit mit dem Stadtrat ein Instrumentarium für die Planungsbehörde zu schaffen, die es dieser ermöglicht, mehr Risiken für den Fall einer Ablehnung einzugehen und damit auch der Bauträgerschaft zu signalisieren, dass nicht alles durchgewunken wird.

Stärker als in der Vergangenheit wird auch ein Augenmerk auf die Freiflächengestaltung zu legen sein, insbesondere auf die Wiederherstellung von Oberflächen und die Pflanzung von Bäumen. Es hilft nichts, wenn bei Bauvorhaben schöne Pläne vorgelegt werden, insbesondere hinsichtlich der Begrünung, die letzten Endes aber weder eingehalten, noch kontrolliert werden. Auch der Kontrollfunktion ist hier wesentlich größerer Raum zu geben. Ich möchte persönlich auch darauf drängen, dass der Bezirksausschuss in diesem Zusammenhang, gerade was die Freiflächengestaltung angeht, mehr Entscheidungskompetenzen erhält. Letztlich kennen die Mitglieder der Bezirksausschüsse die Verhältnisse vor Ort wesentlich besser als die Mitarbeiter des Referats.

Ich freue mich, dass wir vermutlich im kommenden Jahr die erste Bautätigkeit auf dem Osram-Gelände zu verzeichnen haben werden. Mittlerweile wurde das Objekt ja geräumt, der Aushub soll bald beginnen. Es wäre schön, wenn das Vorhaben baldmöglichst fertiggestellt würde. Nicht nur, weil auf dem Gelände auch Kinderbetreuungsplätze entstehen. Aus Sicht des Bezirksausschusses steht jedenfalls einer schnellen Fertigstellung nichts im Wege. Das Stadion an der Grünwalderstraße soll ja auf 15.000 Besucher erweitert werden. Aus heutiger Sicht muss dies auch die Höchstgrenze einer Entwicklung sein. Richtig ist zwar, dass das Stadion in den vergangenen Jahrzehnten für einen zahlenmäßig größeren Publikumskreis zur Verfügung stand. Richtig ist aber auch, dass sich der Fußball und seine Anhänger ebenso verändert haben, wie die Wünsche der Anwohnerinnen und Anwohner. Ich persönlich sehe die Entwicklung insbesondere deswegen sehr kritisch, wenn hier mit städtischem Geld für einen privatwirtschaftlich arbeitenden Verein eine Existenzgrundlage geschaffen wird.

Zwischen Stadion und Osram-Gelände liegt der Candidplatz. So sehr es mich freut, dass seitens des Planungsreferats auf diesem Platz nunmehr die Planungen für einen Neubau angestoßen werden, so sehr ist darauf zu achten, dass diese letzte große verfügbare Freifläche im Eigentum der Landeshauptstadt soweit als möglich auch für die kommunale Daseinsvorsorge verwendet wird. In diesem Zusammenhang ist die schon oft ins Spiel gebrachte Realschule erneut zu erwähnen. Wir werden trotz mehrfacher Ablehnung dieses Thema noch einmal erörtern, dafür mache ich mich persönlich stark. Wir müssen hier die vielleichten letzte Chance, eine Realschule im Stadtviertel anzusiedeln nutzen. Mindestens ebenso bedeutend wird es sein, die jetzt angestoßenen Planungen zum Parkhaus am Tierpark zu intensivieren.

Als Belohnung lockt die Schließung des so genannten Rotkreuz-Parkplatzes. Ich bin persönlich wie auch die Mehrheit des Gremiums sehr stark dafür, diese Planungen schnellstmöglichst in die Tat umzusetzen. Die Belastung für die Anwohner durch den Parksuchverkehr an Feiertagen Wochenenden und in den Ferien kann und wird solchermaßen signifikant reduziert werden. Möglicherweise gelingt es auch, durch eine gleichzeitige Nutzung als P+R Parkplatz, die Pendler zum Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen.

Mehr Plätze für Kinderbetreuung werden gebraucht

Hinsichtlich des Dauerbrenners Kinderbetreuung werden wir weiterhin darauf drängen, dass etwaige frei werdende Flächen im Eigentum der Landeshauptstadt primär für diesen Zweck genutzt werden. Dies gilt sowohl für das Grundstück an der Wilhelm-Kunert-Straße, als auch für die augenfällig nach wie vor noch nicht belegte Asylbewerberunterkunft am Hollerbusch. Es ist für mich nach wie vor nicht ansatzweise nachvollziehbar, wieso eine Nutzung dieser Einheit weder für die Grundschule, noch für den Kindergarten erfolgte. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass penetrantes Insistieren oftmals zum Erfolg führt. Die Rotbuchenschule und die Erweiterung an der Harthauserstr. selbst sind der beste Beweis dafür.

Raumnot in der Rotbuchen-Grundschule erfordert schnelles Handeln
Artikel vom 20.07.2017: Schnelle Lösung ist gefragt
Harlaching/Giesing · Überraschende Wendung
Artikel vom 03.08.2016: Leere Container

Generell wird das Thema Umgang mit öffentlich verfügbaren Flächen nächstes Jahr viel diskutiert sein. Denn es steht zu erwarten, dass, sobald die Planungen für das Krankenhaus vorliegen, von vielen Seiten Begehrlichkeiten auf dieses riesige Gelände erhoben werden. Das gilt insbesondere für die Klinikparkplätze, aber auch die Altbauten. Letztere würden durchaus für eine potentielle Nutzung als Realschule infrage kommen.

Gleichzeitig wird zu untersuchen sein, ob auch das letzte große Thema für das neue Jahr, nämlich die Nahversorgung für Altharlaching auf diesem Gelände dargestellt werden kann. Denkbar ist beispielsweise ein größerer Markt, der Altharlaching versorgt und den Verkehr für die Besorgungen des täglichen Lebens vermindert.

Ein bislang eher vernachlässigtes Thema ist die Versorgung der Senioren mit Plätzen für die Tagespflege. Hier werden wir noch nachbessern, auch dies möglicherweise in Zusammenhang mit den Flächen auf dem Klinikum.

Harlachinger Rundschau: Herr Baumgärtner, vielen Dank für das Gespräch! RedH

Artikel vom 10.01.2018
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...