Ein Platz trägt jetzt den Namen des früheren bayerischen Ministers Karl Stützel

Der Mann, der Adolf Hitler ausweisen wollte

Lange war er vergessen, jetzt erinnert sich die Stadt München an einen couragierten Mitbürger. Über die Benennung des Karl-Stützel-Platzes freuen sich besonders seine Enkelin Eva Rambichler (3. v. li.) und sein Urenkel Michael Stützler (re.) Foto: privat

Lange war er vergessen, jetzt erinnert sich die Stadt München an einen couragierten Mitbürger. Über die Benennung des Karl-Stützel-Platzes freuen sich besonders seine Enkelin Eva Rambichler (3. v. li.) und sein Urenkel Michael Stützler (re.) Foto: privat

Maxvorstadt · Mit dem Namen Karl Stützel können wahrscheinlich nur noch Historiker zuordnen. Das wird sich jetzt ändern, denn in München erinnert seit Mittwoch, 20. Dezember, ein Platz an den Politiker der Bayerischen Volkspartei, der von 1924 bis 1933 bayerischer Innenminister war.

An der Ecke Sophien-/Luisenstraße waren Vertreter des Innenministeriums und der Stadt sowie des Stadtbezirks Maxvorstadt zusammengekommen, um dem Platz seinen neuen offiziellen Namen zu geben: Karl-Stützel-Platz.

Mit dabei waren auch zwei Menschen, denen dieser Vorgang besonders wichtig ist und auch naheging: Eva Rambichler und Michael Stützel, deren Großvater bzw. Urgoßvater Karl Stützel gewesen ist, freuten sich über die späte Ehrung der Courage ihres Vorfahren.

Karl Stützel war ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus im Allgemeinen und Adolf Hitlers im Besonderen. Bereits mit seinem Amtsantritt als bayerischer Innenminister im Jahr 1924 bekämpfte er die Ideologie der Nationalsozialisten. Dabei hatte er nicht allein Hitler gegen sich. Verschiedene Behörden, deren Verantwortliche und Mitarbeiter diesen Kampf nicht unterstützen wollten, unterliefen die Bemühungen Stützels mehrfach. So hatte der Minister die Ausweisung des damals noch österreichischen Staatsbürgers Hitler in die Wege geleitet, die dann letztlich doch nicht durchgesetzt wurde. Umgekehrt verhinderte Stützel Hitlers Einbürgerung, die ebenfalls bereits in die Wege geleitet worden war.

Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, wusste auch Karl Stützel, dass seine politische Karriere bald vorbei sein würde. Keine sechs Wochen nach der Machtergreifung wurde die bayerische Staatsregierung und somit auch Stützel für abgesetzt erklärt. Gleichzeitig wurde er ins Braune Haus gebracht – das er in seiner Zeit als Minister ebenfalls zu verhindern versucht hatte – um dort vernommen zu werden. Die anwesenden SA- und SS-Männer demütigten Stützel, der zuvor in Nachthemd und Socken aus seiner Wohnung geführt worden war, nachdem er sich mehrfach geweigert haben soll, mitzukommen. Auch körperliche Misshandlungen musste Stützel über sich ergehen lassen.

In der Folge wurde es stiller um Karl Stützel. Er lebte als unerwünschte Person weiterhin in München. Das Ende des Zweiten Weltkrieges und das Ende des Nationalsozialismus erlebte er nicht mehr. Am 25. Juli 1944 starb Stützel im Alter von 72 Jahren.

Artikel vom 23.12.2017
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