Wohin mit dem Verkehr?

Forstinning · Diskussion um die geplante Ortsumfahrung Schwaberwegen

Schwaberwegen soll eine 2,5 Kilometer lange Ortsumfahrung bekommen. Über diese Entscheidung sind aber nicht alle Anwohner glücklich.	  Foto: Josef Hollmayer

Schwaberwegen soll eine 2,5 Kilometer lange Ortsumfahrung bekommen. Über diese Entscheidung sind aber nicht alle Anwohner glücklich. Foto: Josef Hollmayer

Forstinning · Ungefähr 10.000 Autos am Tag schlängeln sich durch Schwaberwegen, einen Ortsteil von Forstinning. Tag für Tag. Denn durch das Dorf am Rand des Ebersberger Forsts müssen über die St2080 alle Autofahrer, die von der A94 auf München in Richtung Ebersberg wollen.

Und das werden immer mehr. Das Staatliche Bauamt Rosenheim geht in seiner Verkehrsprognose für 2030 gar von 12.200 Kfz in 24 Stunden aus. Die Folgen für die Anwohner sind gravierend: Lärmbelästigung, Abgase und Dauerstau zu den Stoßzeiten. Wohin also mit dem Verkehr? Die Lösung sollte eine Ortsumfahrung bringen. Denn auch dem Freistaat ist das Problem seit langem bekannt. Bereits 2009 legte das Straßenbauamt Rosenheim vier mögliche Umfahrungs-Varianten vor. Der Gemeinderat Forstinning fasste im Juni 2016 einstimmig den Beschluss, eine 2,5 Kilometer lange Umfahrung westlich des Ortes zu bauen.

Ende gut alles gut also? Weit gefehlt! Denn bei der geplanten Ortsumfahrung stehen sich bereits seit Jahren zwei Seiten unversöhnlich gegenüber. Die einen wollen den Durchgangsverkehr im Ort so schnell wie möglich loswerden – die anderen befürchten, dass man ihnen den Lärm jetzt vor die Haustüre setzt. Außerdem ruft die geplante Trasse, die eine 22 Meter breite und 5,8 Millionen teure Schneise in den Ebersberger Forst schlagen soll, die mächtige Lobby der Natur- und Umweltschützer auf den Plan. Unter dem Motto »Hände weg vom Landschaftsschutzgebiet Ebersberger Forst!« ­haben sich die Naturschützer im Forstinninger Verein »BI-St2080 e. V.« um ihren Vorsitzenden Ludwig Seebauer zusammengeschlossen. Seine Meinung ist unmissverständlich: »Den Rosenheimer Straßenbauern und einigen Mitbürgern scheint noch immer nicht klar zu sein, was sie hier aufs Spiel setzen«, so Dr. Seebauer, »sie sägen nicht an dem Ast, auf dem sie selber sitzen, sondern an dem ihrer Kinder und Kindeskinder«. Mit einer Online-Petition versuchen die Naturschützer ­ihren Forderungen nun Nachdruck zu verleihen. Der Ebersberger Forst soll auch in Zukunft »vor Angriffen geschützt« und als »großes ­zusammenhängendes Waldgebiet« erhalten bleiben.

Weiteres zum Verein findet man unter www.2080-forstinning.de im Internet.

Auf der anderen Seite steht die Bürgergruppe Schwaberwegen /Moos, die sich vehement für die Umfahrung einsetzt. Auch diese ist sehr aktiv. Erst Anfang des Monats hat die Bürgergruppe einen 15-minütigen Film in Auftrag gegeben, um das Verkehrsaufkommen in der Straße und abseits der ST2080 zu dokumentieren. »Wir haben die Interviews bewusst draußen vor unseren Häusern an der Straße aufgenommen, damit während des Interviews alle verfolgen können, wovon wir sprechen«, sagt Carl Teine, der Sprecher der Bürgergruppe. Während Teine seinem Fragesteller vier Minuten Rede und Antwort steht, passieren 54 Autos und 5 LKWs die Interviewzone. »Der Verkehr beginnt spätestens um 4.00 Uhr morgens und ist oft um 22.00 Uhr noch nicht zu Ende«, sagt Carl Teine im Gespräch mit Hans Wolff von Schutter.

Problematisch sei das Verkehrsaufkommen unter anderem für die Kinder, die jeden Tag an der Bushaltestelle einsteigen müssen und für ältere Fußgänger die vor dem Sog der LKW’s schon mal in Panik geraten können. Neben Carl Teine kommen auch die Anwohner Siegfried Streb und Erich Brandl zu Wort. Im zweiten Teil des Films erklärt Carl Teine vor der Informationstafel der Bürgergruppe im Ebersberger Forst, was die geplante Ortsumgehung für die Natur bedeuten würde. Dabei zitiert Carl Teine die Schutzvereinigung Wald, die bei dem Eingriff von 1.000 Meter durch das Randgebiet des Ebersberger Forsts lediglich von einem »Anknabbern« des Waldes spricht.

Für die Ortsumgehung sollen in Zukunft 2,07 ha Wald gerodet werden, im Gegenzug werden allerdings auch 2,58 ha Wald wieder aufgeforstet. »Außerdem wird der Ebersberger Forst durch den Anschluss angrenzender Böschungsgebiete nach dem Bau der Ortsumgehung flächenmäßig sogar größer sein als vorher«, sagt Carl Teine im Interview. Natürlich sei die Ortsumgehung ein Eingriff in die Natur, sagt der Sprecher der Bürgergruppe. Im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen, die von den jetzigen Gegnern damals befürwortet worden sei, sei die heutige Planung allerdings minimal, so Carl Teine weiter. Teine sieht auch weitere Vorteile durch die Umfahrung: Zum einen soll für den Bau der neuen Ortsumgehung Flüsterasphalt verwendet werden, zum anderen kommen Schallschutzwände zum Einsatz. Der Abstand der Ortsumgehung zur nächsten Besiedelung soll nach der Fertigstellung der Straße im schlechtesten Fall 80 Meter betragen.

Weitere Infos zur Bürgergruppe und den Film gibt es unter http://pro-ortsumgehung-forstinning-st2080.de/ im Internet.

red

Artikel vom 15.12.2017
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