Erstmals in München: Deutsch-Türkisches Kulturfestival

Türkischer Oktober

München· Ob der Oktober diesmal „golden“ wird, lässt sich vor Monatsende schwer sagen.

Eines steht jedoch jetzt schon fest: Der Münchner Oktober wird dieses Jahr „türkisch“.

Anlässlich des 40. Jahrestages der Türken in Deutschland findet heuer zum ersten Mal die Veranstaltungsreihe „Türkischer Oktober“ statt. Mit einem bunten literarisch-musikalisch-kulinarischen Programm, mit Ausstellungen und Dokumentarfilmen soll den Münchnern die türkische Kultur in all ihren Facetten nähergebracht werden. Am 4. Oktober hat die Reihe mit einer Ausstellung von Festtagskleidern aus Westanatolien im Dachauer Wasserturm begonnen, am 4. November wird sie mit einem Konzert des Volksmusik-Ensembles Salsabil beendet. Dazwischen warten über dreißig Veranstaltungen auf ein aufgeschlossenes, neugieriges Publikum.

Einer der Höhepunkte soll das große deutsch-türkische Freundschaftsfest auf der Trabrennbahn in Daglfing werden. Am letzten Oktober-Sonntag finden dort hochklassige Rennen und Prominenten-Schauwettkämpfe statt, dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Folkloregruppen und Attraktionen für Kinder sowie jede Menge kulinarische Köstlichkeiten.

Gaumenfreuden verspricht auch die Türkische Woche im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten. Vom 26. Oktober bis zum 4. November präsentieren Meisterköche aus Istanbul die reiche Vielfalt türkischer Küche, die sich keineswegs in Döner und Kebab erschöpft.

Und weil das Auge ja bekanntlich mitisst, wird die kulinarische Woche gleich von mehreren Ausstellungen im Hotel Vier Jahreszeiten umrahmt. Neben historischen Dokumenten zur bayerisch-türkischen Diplomatie gibt es Skulpturen von Leyla Aktas-Rosenberger und handgewebte Nomadenteppiche zu sehen, die zwar nicht unbedingt fliegen können, aber durch ihre Muster geheime Botschaften vermitteln.

Zu den musikalischen Highlights des Türkischen Oktober gehört das Konzert der türkischen Band Mogollar diesen Freitag, 12. Oktober, in der IG-Feuerwache. Die vierköpfige Ethno-Rockgruppe, stilistisch zwischen anatolischer Volksmusik und westlicher Rocktradition angesiedelt, ist in der Türkei seit langem Kult.

Ein Schmankerl für die Freunde klassischer Musik: Das Konzert des türkisch-argentinischen Oud Duos am Sonntag, 21. Oktober im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Die beiden Musiker präsentieren morgen- und abendländische Lautenmusik aus über neun Jahrhunderten. Gespannt sein darf man auch auf die Solo-Performance von Dilruba Saatç am 4. November. „Die ausgehungerte Bestie und die roten Schuhe“, so der Titel der Mixtur aus Märchen, Theater, Tanz und Kabarett, die im Gartensaal des Gärtnerplatztheaters auf die Bühne kommt.

Für Bücherwürmer hat der Türkische Oktober ebenfalls einiges zu bieten. In sieben Lesungen stellen deutsche, deutsch-türkische und österreichische Autoren im Künstlerhaus am Lenbachplatz ihre neuesten Werke vor. Ob Lyrik oder Satire, fast alle drehen sich um das Verhältnis zwischen Deutschen und Türken in unserem Land. Die meisten Autoren gehen dieses heikle Thema mit Humor an - zum Beispiel Zafer Senocak, der am nächsten Freitag aus seiner Essaysammlung „Zungenentfernung“ amüsante und groteske Alltags-Geschichten vorliest.

Vom „kulturellen Zusammenprall“ speziell zwischen Bayern und Nicht-Bayern erzählt Edgar Forster in seinem Buch „Mir und die Andern“, das er am Freitag, den 26.10. vorstellt. Eine Woche später präsentiert Osman Engin seine neueste Satire „Oberkanakengeil“, in der es um deutsches Leitkultur-Gerangel, oberintegrierte Ausländer und Skinheads geht. – Geschichten aus der Multi-Kulti-Szene also, die sich ganz besonders an die jüngere Generation richten.

Veranstaltet wird der Türkische Oktober von einem eigens dafür gegründeten Deutsch-Türkischen Kuratorium und der Türkischen Gemeinde in Bayern. Die Mitglieder des Organisationsteams arbeiten alle ehrenamtlich und haben sich hohe Ziele gesteckt: Der Türkische Oktober soll künftig nicht nur im Münchner Kulturleben verankert werden, sondern möglichst auch als Prototyp für ähnliche Veranstaltungsreihen in ganz Deutschland dienen.

Ausgerechnet in der derzeitigen, angespannten weltpolitischen Lage ein deutsch-türkisches Kulturfestival zu veranstalten - das ist einerseits nicht ganz einfach, zumal infolge der wirtschaftlichen Rezession viele Sponsoren abgesprungen sind. Andererseits kommt der Türkische Oktober genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn Kenntnisse über „fremde“ Kulturen zu vermitteln und den offenen Austausch zwischen den Kulturen zu fördern, das war wahrscheinlich noch nie so wichtig wie gerade in diesen Tagen.

Weitere Infos unter Telefon 58 00 88 36/-34 und www.tuerkischeroktober.de. Karten gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen, über München Ticket (Telefon 54 81 81 81) und an der Abendkasse. (rme)

Artikel vom 10.10.2001
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