Sanierung abgeschlossen

Erdinger Stadtwehr gewährleistet wieder Hochwasserschutz

Heimspiel für die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf. Sie vertrat den Freistaat bei der Einweihung des erneuerten Stadtwehrs vor wenigen Tagen.	Foto: Wasserwirtschaftsamt

Heimspiel für die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf. Sie vertrat den Freistaat bei der Einweihung des erneuerten Stadtwehrs vor wenigen Tagen. Foto: Wasserwirtschaftsamt

Erding · Der Hochwasserschutz im Kreis Erding ist von Petrus 2013 mit ziemlicher Naturgewalt auf die Tagesordnung der Politik gespült worden. Jetzt ist man in Erding einen großen Schritt voran gekommen.

Das Stadtwehr an der Sempt musste mit Millionenaufwand saniert werden. 2,8 Millionen Euro kamen vom Freistaat Bayern.

Die Stadt Erding war daran nicht beteiligt, denn laut Wasserwirtschaftsamt hat der Freistaat im Jahr 2011, also zwei Jahre vor der Katastrophe, das Wehr übernommen. Damit war die Stadt, die vor 20 Jahren die letzte Sanierung gestemmt hatte, außen vor. Das erste Bauwerk dieser Art datiert übrigens aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. 1940 wurde das Wehr schon einmal neu errichtet, weil es von einem Hochwasser zerstört wurde. 1945 wurde es bei einem Bombenangriff schwer beschädigt.

Das Hochwasser 2013 hat das Wehr unbeschadet überstanden – ein Zeichen dafür, dass die Stadt ganze Arbeit bei der Sanierung geleistet hat. Allerdings hat eine Bauwerksuntersuchung in den Jahren danach eine derart lange Liste von Mängeln und auch Verschleiß ergeben, dass eine General­sanierung unausweichlich ­erschien. Diese ist jetzt fast abgeschlossen. Die Fisch-Aufstiegshilfe fehlt nach Unterlagen des Wasserwirtschaftsamtes noch.

Das Bauwerk trennt Sempt und Fehlbach. Letzterer führt mitten durch die Stadt. Was das bedeutet, wenn das Wehr bricht, dokumentieren von Paul Adelsberger ausgegrabene alte Fotos: Das Hochwasser vom 1. Juni 1940 war deshalb so verheerend, weil das vorherige Stadtwehr zerstört worden war und der Nachfolger zum Zeitpunkt des Hochwassers noch im Bau war. Ungehindert sei das Wasser in den Fehlbach gestürzt. Die Häuser in der Nähe der Freisinger Brücke wurden teilweise weggespült. Dabei war auch ein Todesopfer zu beklagen: Wie den Unterlagen zu entnehmen ist, kam der Ökonom Fuchs in den Trümmern seines Hauses um.

Die Wichtigkeit des Bauwerks für den Hochwasserschutz an der Herzogstadt war damit hinreichend dokumentiert. Christian Leeb, der neue Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, sprach gar von einem »Wasserbaulichen Wahrzeichen«.

3,4 Milliarden Euro stellt der Freistaat in seinem Hochwasserschutzprogramm bereit, und aus diesem Topf ist diese Maßnahme finanziert worden. Interessant: Die alten Antriebsteile der Wehrklappen sollen nicht etwa zum Schrott, sondern in ein Museum. Welches, das ist noch offen.

Andernorts ist man mit Wehranlagen noch nicht ganz so weit. Da ist es auch kein Gewässer von solcher Bedeutung, dass der Freistaat automatisch zuständig ist, aber es ist eben auch die Sempt, wenn auch indirekt: Die Strogen mündet in die Sempt, und die macht im Norden des Landkreises Sorgen. Hier sind die Verhandlungen zwischen den Gemeinden und dem Wasserwirtschaftsamt noch nicht so weit. So stöhnte jetzt Bürgermeister Peter Deimel (Langenpreising) in der Bürgerversammlung, bei der die Verwaltung das Thema natürlich auch nicht auslassen konnte: »Es ist mühsam.« kw

Artikel vom 24.11.2017
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