Es war nicht alles Fußball

München · Jüdisches Museum erwirbt Nachlass von Kurt Landauer

Bereits 2014 zeigte das Jüdische Museum München im Foyer die Installation »Kurt Landauer Fanshop«. Jetzt konnte der schriftliche Nachlass von Kurt und Maria Landauer für das Museum angekauft werden. 	Foto: Franz Kimmel

Bereits 2014 zeigte das Jüdische Museum München im Foyer die Installation »Kurt Landauer Fanshop«. Jetzt konnte der schriftliche Nachlass von Kurt und Maria Landauer für das Museum angekauft werden. Foto: Franz Kimmel

München · Das Jüdische Museum München erwirbt den schriftlichen Nachlass des ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München Kurt Landauer und seiner Frau Maria.

Der Nachlass spiegelt den gesellschaftlichen, aber vor allem biographischen Kosmos zweier außergewöhnlicher Lebensgeschichten: Sie begegneten sich Ende der 1920er Jahre in München, es folgten die durch den Nationalsozialismus bedrohten Jahre, die erzwungene getrennte Zeit während Landauers Emigration und die gemeinsamen Münchner Nachkriegsjahre.

Kurt Landauer (1884 – 1961) hat Fußballgeschichte geschrieben. Er führte den FC Bayern München als Präsident 1932 zum ersten Mal zur Deutschen Meisterschaft. Geboren 1884 als Sohn einer Münchner Familie, spielte Kurt Landauer ab 1901 für den FC Bayern München, 1913 wurde er erstmals Präsident. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 sah sich Landauer wegen seiner jüdischen Herkunft gezwungen, als Präsident zurückzutreten. Er überlebte die Schoa im Exil in Genf, während seine Geschwister Paul, Franz, Leo und Gabriele ermordet wurden.

Ein 77-seitiger Lebensbericht, ­handgeschrieben von Kurt Landauer

Kurt Landauer gehörte zu den wenigen Emigranten, die nach 1945 trotz der schmerzhaften Erfahrungen in ihre Heimat zurückkamen und blieben. Der Fußballverein war eine Verbindung zu seinem Leben vor 1933 und er wurde erneut Vereinspräsident.

Die Lebensgeschichte Maria Baumanns (1899 – 1971), die seit 1927 mit Kurt Landauer verbunden war und seit dieser Zeit im Haushalt der Familie Landauer tätig war, war bisher kaum bekannt. Trotz der drohenden Denunziation nach den Nürnberger Rassegesetzen blieb sie als Nicht-Jüdin im Haushalt der Lan­dauer-Brüder und unterstützte seine Familie auch nach der Emigration Kurt Landauers weiter. Nach Landauers Rückkehr heiratete das Paar im Oktober 1955 in München.

Mit dem Ankauf des umfangreichen Nachlasses erhält das Jüdische Museum München 34 Briefe von Kurt und Maria Landauer, darunter der 77-seitige handschriftliche Lebensbericht von Kurt Landauer in Briefform an Maria Baumann.

70 Jahre nach Kurt Landauers Rückkehr aus der Emigration ermöglicht das Jüdische Museum München nun erste Einblicke in die Briefesammlung. Dazu gibt es eine Lesung in Zusammenarbeit mit der Literaturhandlung im Rahmen der Reihe »Jahrhundertbriefe« am Dienstag, 7. November, um 20 Uhr in den Münchner Kammerspielen. Es lesen Maja Beckmann und Stefan Merki. Moderation: Dr. Rachel Salamander. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 6 Euro Kartenreservierung unter Tel. 0 89 / 23 39 66 00.

Die Eintrittskarte der Lesung gilt als Freikarte für die aktuelle Wechselausstellung »Never Walk Alone. Jüdische Identitäten im Sport« im Jüdischen Museum München (bis 7. Januar 2018).

Artikel vom 04.11.2017
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