Christbaumverkauf durch Obdachlose

Segensreiche Christbäume

München · In einem Hinterhof stehen Fichten in allen Größen. Trotz klirrender Kälte sind drei dick vermummte Männer unermüdlich mit Säge und Heckenschere zu Gange, um die Bäume liebevoll »herauszuputzen«.

Jeder unschöne Ast wird entfernt, Unregelmäßigkeiten werden soweit als möglich ausgeglichen. Natürlich ganz nach Wunsch der Kunden, die sich hier ihre Weihnachtsbäume individuell zurechtstutzen lassen können. Die drei Männer haben die Fichten selbst im Forstenrieder Park gefällt und von dort direkt zum Verkauf gebracht.

Es sind Bäume, die im Zuge der sogenannten »Jungwaldausdünnung« ohnehin dran glauben hätten müssen. Nun erfüllen sie als Christbäume auch noch einen guten Zweck. Und nicht nur einen! Denn die gesamte Aktion ist organisiert von der Teestube »komm«-Streetwork. Diese Einrichtung der Inneren Mission hat ihre Zentrale in der Nähe des Schlachthofs und Stützpunkt in der Stadtmitte (Josephspitalstraße) und in Schwabing (Trautenwolfstraße). Nach den positiven Erfahrungen im letzten Jahr hat die Obdachlosen-Einrichtung auch heuer wieder eine Christbaum-Aktion gestartet. Der Reinerlös kommt in vollem Umfang den Nutzern der Einrichtung zugute. Die haben vom Fällen bis zum Verkauf der Bäume auch alles selbst in die Hand genommen.

»Wir wollen damit das Bild vom arbeitsscheuen Obdachlosen zurechtrücken«, betont Sozialarbeiter Franz Herzog. »Wir betrachten unsere Christbaumverkäufer als eigenverantwortliche Mitarbeiter. Sie handeln den Preis der einzelnen Bäume selbst aus und verwalten die Kasse.« Das passt genau ins Gesamtkonzept der Teestube »komm«-Streetwork. Hier setzt man in erster Linie auf Beratung und Unterstützung: Bei der Wohnungs- und Arbeitssuche ebenso wie beim Umgang mit Behörden und anderen alltäglichen Herausforderungen. In der Teestube gibt es allerdings, außer hygienischer Versorgung, so gut wie nichts umsonst. »Wir sorgen ja gerade dafür, dass die Obdachlosen die Sozialhilfe, die ihnen rechtmäßig zusteht, auch bekommen«, erklärt Franz Herzog. »Einen Almosen-Charakter möchten wir ganz bewusst vermeiden.«

Um wirkungsvolle Hilfe zur Selbsthilfe geben zu können, sind die Streetworker aber dennoch auf finanzielle Unterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger angewiesen – nicht nur an Weihnachten, aber gerade in dieser kalten Jahreszeit.

Überweisungen unter dem Betreff »komm« an das Spendenkonto der Inneren Mission München, Hypo Vereinsbank, Konto-Nummer 36 70 70 70, BLZ 700 202 70. rme

Artikel vom 19.12.2001
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