Mehr Leben geben

Elterninitiative Intern3 hilft an Krebs erkrankten Kindern

Eva Maier und Alois Fruth von der Elterninititiative Intern3: Sie und ihre Mitstreiter setzen sich mit Herz und Verstand für an Krebs erkrankte Kinder ein.	Foto: cr

Eva Maier und Alois Fruth von der Elterninititiative Intern3: Sie und ihre Mitstreiter setzen sich mit Herz und Verstand für an Krebs erkrankte Kinder ein. Foto: cr

München · Einen geliebten Menschen zu verlieren ist schwer zu ertragen. Wenn dieser Mensch das eigene Kind ist, das den Eltern durch eine heimtückische Krankheit wie Krebs genommen wird, ist das für die Betroffenen oft kaum auszuhalten. Doch sie sind nicht allein.

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Artikel vom 27.10.2017: Münchner Samstagblatt-Redakteur Carsten Clever-Rott über wertvolle Zeit

In München gibt es mit der Initiative krebskranke Kinder und der Elterninitiative Intern3 zwei Vereine, die sich um Familien kümmern, die mit der Krankheit konfrontiert werden. Im Mittelpunkt stehen die Kinder.

Von einem Moment auf den anderen verändert sich das Leben vollkommen. Nichts ist mehr wichtig außer dem eigenen Kind, der Therapie, der Hoffnung auf Heilung. So war es auch bei Eva Maier. Ihr Sohn Christian war zwölf Jahre alt, als ein seltener Hirntumor bei ihm diagnostiziert wurde. Zunächst hat die Behandlung angeschlagen. Die Ärzte am Dr. von Haunerschen Kinderspital haben die bösartige Wucherung gut in den Griff bekommen. Im August letzten Jahres dann der Rückschlag: Ein zweiter Tumor wurde entdeckt. Im Januar starb Christian im Alter von nur 19 Jahren.

Für Eva Maier war die Nachricht über die Erkrankung ihres Sohnes ein Wendepunkt im Leben. »Man funktioniert einfach«, erzählt sie über die Zeit, als sie die neue Situation irgendwie realisieren und verarbeiten musste. Gleichzeitig tat sie alles für Christian, der immer so ein positiver Mensch gewesen sei. Nicht immer gelingt es ihr, die Tränen zurückzuhalten.

Alois Fruth weiß genau, was in Eva Maier vorgeht. Er hat vieles ähnlich erlebt. Sein Sohn Timo ist vor acht Jahren an Leukämie erkrankt. Damals war er vier Jahre alt. Die Chemotherapie war hart, aber sie hat gewirkt. Timo kämpfte gegen die Krankheit und er erreichte einen wichtigen Etappensieg. Fünf Jahre, nachdem die Krankheit in seinem Körper nicht mehr nachweisbar war, konnte die Familie feiern.

Alois Fruth erinnert sich an die Zeit nach der niederschmetternden Diagnose: »Alles wird zurückgestellt. Man wird tiefstdepressiv.« Damit beschreibt er die Gefühle der Eltern. Sein Sohn sei ganz anders damit umgegangen. »Timo wusste mit seinen vier Jahren genau, was los ist. Ihn hat es viel weniger mental belastet als uns Eltern.« Doch die Therapie, die Krankenhausaufenthalte, sie fordern die Kinder bis an ihre körperlichen Grenzen. Wochenlang müssen sie auf der Station liegen. Die Kinder sind vom Leben, wie sie es kennen, nahezu vollständig abgehängt.

Am schlimmsten sind die Nächte. Deswegen hat die Elterinitiative Intern3 das Geld für die erste onkologische Tagesklinik in Bayern bereitgestellt. Im Dr. von Haunerschen Kinderspital wurde unterm Dach ein Raum eingerichtet, der die große Belastung einer Krebstherapie abmildern soll. Hier können die Kinder ihren Therapieplan einhalten und haben die Gewissheit: »Heute abend bin ich wieder zu Hause.«

Das ist bei Weitem nicht das Einzige, was die Elterninitiative Intern3, in der sich Alois Fruth als Vereinsvorsitzender und Eva Maier engagieren, leistet. Zu den laufenden Kosten gehört die Finanzierung von fünf Elternwohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum »Haunerschen«. Hier können Eltern von erkrankten Kindern kostenlos wohnen, um in der Nähe ihres Kindes zu sein. Zwar kommt der Großteil der jungen Patienten aus dem südbayerischen Raum, aber in München werden Kinder aus der ganzen Welt behandelt. Für alle, die aufgrund der Entfernung nicht täglich herkommen können, sind die Elternwohnungen ein wahrer Segen.

Die Arbeit der Elterninitiative geht noch viel weiter. Die Gedanken der rund zehn aktiven Mitglieder beschäftigen sich ständig damit, wie man den Kindern das Leben mit der Krankheit erleichtern kann, wie man ihnen ganz konkret mehr Leben geben kann. Gute Ideen müssen mit der Klinik abgestimmt werden, ein nicht immer einfacher Prozess. Etwas leichter wird es, wenn der Verein die Kosten übernimmt. »Wir sehen das als Anschubfinanzierung, um zu zeigen, dass die Projekte funktionieren.

Ab einem bestimmten Punkt müssen die Projekte dann von selbst laufen«, erklärt Fruth. Teil der Anschubfinanzierung sind auch Personalkosten, die die Klinik (noch) nicht übernimmt. »Aktuell finanzieren wir acht Stellen. Finanziell ist das ein großer Brocken«, räumt der Vereinsvorsitzende ein. Immerhin rund 500.000 Euro jährliche Einnahmen verwaltet der Verein – alles Spendengelder. Es ist die einzige Einnahmequelle für den Verein. Selbst wenn es nach viel klingt und es auch viel Geld ist – die Möglichkeiten des Vereins sind begrenzt. Und doch tut der kleine Verein viel für sein großes Ziel. Es ist das, was Ernst Bauer, der 1985 die Elterninitiative mitgründete und ihr Jahrzehnte lang vorsaß, immer gewollt hat: den Kindern eine schwere Phase des Lebens so zu erleichtern, dass ihre Chance auf das Überleben größer wird.

Weitere Infos gibt es auf www.eltern-intern3.de

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 27.10.2017
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