Außen und innen neu

Lodererschule wird saniert und bekommt neues Lehrkonzept

Aufbau der Interimsschule am Lodererplatz. Der Unterricht findet während der Sanierung ohne Unterbrechung statt.	Foto: kw

Aufbau der Interimsschule am Lodererplatz. Der Unterricht findet während der Sanierung ohne Unterbrechung statt. Foto: kw

Erding · 25 Millionen Euro für eine Schule sind eine stattliche Summe ­– und dann ist es kein Neubau, sondern »nur« eine Sanierung. Die märchenhafte Summe für die Mittelschule am Lodererplatz in Erding ist Stoff für intensive Debatten, auch jetzt noch, wo die Baukräne längst aufgestellt sind und die Bauarbeiter erst einmal die Holzbauten für die Interims-Unterbringung zusammenschrauben.

So sieht sich Jakob Mittermeier, CSU-Fraktionschef im Erdinger Stadtrat, nach wie vor genötigt, die Summe zu verteidigen: »Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter dieser 25 Millionen«, bekannte er einmal mehr öffentlich und freute sich: »Dann sind wir aber mit den Schulen durch.«

Das ist eine Aussage, die noch Probleme machen könnte, denn es darf als sicher gelten, dass bald nach Abschluss der Sanierung die ersten Notwendigkeiten bei anderen Schulen in der Stadt wieder kommen werden. Immerhin: Die Mehrheitsfraktion im Rathaus stellt sich klar hinter die Mittel­schule. Diese Sanierung wird weit mehr sein als nur, das Gebäude »aufzuhübschen«.

Einstimmig hat der Stadtrat ein völlig neues pädagogisches Konzept gebilligt, das in Langenpreising bereits realisiert wird und noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. »Lernlandschaften« sollen die bisherigen starren Strukturen ersetzen. Flure sind dann nicht mehr bloß Verkehrsflächen, sondern werden einbezogen für Einzel- und Gruppenarbeiten. Das ganze Konzept trägt teilweise die Handschrift von Maria Montessori und das wird von Pädagogen, die sich damit befassen, auch nicht bestritten. Es kommt also im Kern eine neue Schule in das bestehende Gebäude, das zu diesen Zwecken gründlich umgemodelt wird. SPD-Fraktionschef Horst Schmidt brachte das, ohne dass jemand widersprechen wollte, so auf den Punkt: »Die Pädagogik soll die Baumaßnahme bestimmen und nicht umgekehrt.«

Dass mit der Hereinnahme der Flure in die sogenannte Hauptnutzfläche auch die Bezuschussung eine andere ist, das war eine Sache, die eher im Hintergrund mitschwang, in Langenpreising schon eine erhebliche Rolle spielte und für die Stadt Erding bei einer solchen Investition auch nicht unangenehm ist. Aber der Stadtrat stellte klar das pädagogische Konzept und mit ihm die Chancen für die Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund. 30.000 Euro kommen als Zuschuss von der Stadt für die Umsetzung.

Der Betrag ist bei dieser Höhe gedeckelt, aber mit dieser Förderung stellt sich die Herzogstadt an die Spitze einer Bewegung, wenn sie schon zeitlich nicht vorn dran ist. Die Berater von Langenpreising und Erding sind dieselben, und die Entwickler gehen – wie schon Maria Montessori – davon aus, dass es einfach falsch ist zu glauben, dass Kinder gleichen Alters und gleicher Jahrgangsstufe auch gleich lernen. Genau das aber setzte der bisherige im Klassenverband gebundene ­Unterricht voraus mit der Folge, dass durchaus manche Schüler inhaltlich nicht mitkamen.

Sogar die Begriffe sind dieselben wie in Langenpreising: Der Flur wird zum »Marktplatz«, im Fall der Schulen eben für den Austausch von Wissen. Die Sanierung der Mittelschule wird noch lange dauern. Der Zeitplan wird aktuell noch sehr vage formuliert, nicht zuletzt, weil man bei Sanierungen immer wieder mit Überraschungen rechnen muss. kw

Artikel vom 20.10.2017
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