Kampf dem Krebs

Münchner Forscher für wissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet

Prof. Dr. Horst Domdey (BioM, li.), mit den Gewinnern vom Helmholtz Zentrum München,  Dr. Bettina Proneth und Dr. Marcus Conrad sowie Dr. Bernhard Schwab (Amtschef des bayerischen Wirtschaftsinisteriums, v. li.). 	Foto: BioM

Prof. Dr. Horst Domdey (BioM, li.), mit den Gewinnern vom Helmholtz Zentrum München, Dr. Bettina Proneth und Dr. Marcus Conrad sowie Dr. Bernhard Schwab (Amtschef des bayerischen Wirtschaftsinisteriums, v. li.). Foto: BioM

München · Am Mittwoch, 11. Oktober, wurde in Martinsried im südwestlichen Landkreis München der diesjährige m4 Award verliehen.

Unter den Gewinnern sind auch Dr. Bettina Proneth, Dr. Marcus Conrad, und Dr. José Pedro Friedmann Angeli vom Institut für Entwicklungsgenetik (IDG) am Helmholtz Zentrum München in Neuherberg (Oberschleißheim). Unter dem Projekt-Titel METoxicate suchen sie nach Auslösern eines neuartigen Zelltodmechanismus, der Ferroptose, um neue Krebstherapien zu entwickeln. Das Vorhaben wird für die nächsten zwei Jahre mit einer Summe von 500.000 Euro gefördert.

Krebszellen sterben den Eisentod

Mit dem m4 Award zeichnet das bayerische Wirtschaftsministerium innovative biomedizinische Forschungsprojekte aus, die das Potenzial haben, in eine Unternehmensgründung zu münden und sich noch in der sogenannten »Pre-Seed-Phase« vor der Gründung befinden. Auch das METoxicate ist ein solches Projekt. Die zentrale Idee ist, sich eine bestimmte Form des Zelltods zunutze zu machen, um neue Krebstherapien zu entwickeln.

Bei der 2012 entdeckten Ferroptose handelt es um den organisierten Zerfall von Zellen (griechisch ptosis: der Fall), bei dem zelluläres Eisen eine wichtige Rolle spielt (lateinisch ferrum). »Die einzelnen Mechanismen dieses Zelltodes kristallisieren sich erst langsam heraus und unser Team konnte bereits einige wegweisende Arbeiten zum Verständnis der Ferroptose beitragen«, so Marcus Conrad, Kopf der Arbeitsgruppe am IDG.

Obwohl der Begriff Zelltod zunächst einmal nicht gerade gesundheitsförderlich klingt, hat sich speziell in der Krebsforschung gezeigt, dass die kontrollierte Vernichtung von irrläufigen Zellen lebenswichtig für den menschlichen Körper ist. Die Wissenschaftler um Conrad konnten beispielsweise belegen, dass Zellen, die das Molekül ACSL4 nicht herstellen können, äußerst resistent gegenüber der Ferroptose sind. »Umgekehrt reagieren solche, die dieses Enzym ausstoßen, sehr empfindlich auf die Ferroptose-Auslösung«, erklärt José Pedro Friedmann Angeli, ebenfalls Teil von METoxicate.

Zudem hätten jüngste Studien gezeigt, dass eine ganze Reihe verschiedener Krebsarten, wie beispielsweise der sogenannte »dreifach negative Brustkrebs«, sehr empfindlich auf die Ferroptose reagieren. »Das ermöglicht zum ersten Mal die Entwicklung von Ferroptose-Aktivatoren im lebenden Organismus, die zur gezielten Behandlung dieser ansonsten nur schwer behandelbaren Tumorentitäten eingesetzt werden könnten«, erläutert Bettina Proneth, Wissenschaftlerin am IDG.

Schwer therapierbare Tumore im Visier

Patientinnen mit dreifach negativem, also für drei Marker negativen Brustkrebs stellen etwa 15 Prozent aller Brustkrebsfälle dar. Charakteristisch für diese Tumorart ist, dass sowohl Östrogen- als auch Progesteron- sowie HER2/neu-Rezeptoren fehlen. Die Zellen dieser Tumore reagieren nur schwach auf die Standardchemotherapie.

Mit der Förderung des m4 Awards im Rücken möchte das Team von METoxicate langfristig die Behandlung von schwer therapierbaren soliden Tumoren in den Blick nehmen.

Bisher ist die Ferroptose in der Wissenschaft noch unvollständig verstanden, aber die Wichtigkeit des zellulären Suizids hat sich beispielsweise durch die weitaus besser erforschte Apoptose (eine andere Form des »programmierten Zelltods«) bereits eindrucksvoll bestätigt. Zudem scheint die Ferroptose auch eine Rolle bei Entzündungen oder beim Überleben unter starkem oxidativen Stress (etwa in Nerven) zu spielen. Bislang waren nur wenige essenzielle Moleküle, wie beispielsweise die Glutathionperoxidase 4 (GPX4), bekannt, die am Ferroptoseprozess beteiligt sind.

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Artikel vom 16.10.2017
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