Gemeinsam gegen Gewalt

Der »Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt« wird zehn Jahre alt

München/Landkreis · Glaubt man Studien zum Thema »Häusliche Gewalt in Europa«, ist jede dritte Frau davon betroffen. Allein in Deutschland starben im vergangenen Jahr 355 Frauen an den Folgen dieser Gewalttaten.

Im Landkreis München und den dazu gehörigen Städten wurden 3.130 Fälle von Häuslicher Gewalt gemeldet, die Dunkelziffer, so heißt es aus Fachkreisen, liegt um ein Vielfaches höher. Die Täter kommen dabei aus allen Schichten und Altersklassen, genau wie ihre Opfer. Doch immer noch ist Häusliche Gewalt ein Tabu-Thema, die betroffenen Frauen schämen sich nicht selten und fühlen sich mitverantwortlich für die Gewalt, die ihnen angetan wird.

Zur Jubiläumswoche »10 Jahre Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt« soll nun auf das Thema verstärkt hingewiesen werden. Vom 16. bis 19. Oktober werden aus diesem Grund vor den teilnehmden Rathäusern in Putzbrunn, Garching, Ismaning, Haar, Neubiberg, Unterföhring, Unterschleißheim und Unterhaching rote, runde Tische mit entsprechendem Info-Material aufgestellt. Neben Zahlen, Daten und Fakten zum Thema, gibt es dort auch weiterführende Materialien zu Hilfsangeboten für Betroffene und Angehörige. Auch vor dem Landratsamt München wird ein solcher Tisch stehen, um die Bürger auf das Thema aufmerksam zu machen.

Die Idee der Initiatoren ist es, mit den »Runden Tischen« das Bewusstsein für das Thema Gewalt zu schärfen und die Aktivitäten des »Runden Tisches« bekannter zu machen. Zudem sind die Informationstische auch Orte der Begegnung.

Die Aktionswoche endet mit einer dezentralen Abschlussveranstaltung aller teilnehmenden Kommunen am Donnerstag, 19. Oktober, um 13.30 Uhr. Diese finden jeweils an den »Runden Tischen« vor den Rathäusern sowie vor dem Landratsamt statt. Hierbei werden die jeweiligen Bürgermeister ein Grußwort sprechen. Außerdem erhalten die Besucher Informationen über die Arbeit des »Runden Tisches« aus erster Hand. Um das Thema öffentlichkeitswirksam ins Bewusstsein zu rufen, werden anschließend alle Gäste und Vertreter der Gemeindeverwaltung rote Luftballons steigen lassen. Die Ballons stehen symbolisch für Wünsche und Gedanken rund um die Problematik, dürfen aber auch gerne als eine Art Rote Karte an alle Gewalttäter verstanden wissen. In besonders schlimmen Fällen bleibt den Frauen nur noch die Flucht ins so genannte »Frauenhaus«. Dort finden sie Unterschlupf, bis sie eine geeignete Lösung gefunden haben. Da es im Landkreis nur ein Frauenhaus gibt, reicht das Angebot bei weitem nicht aus. Ins Leben gerufen wurde es im April 2016.

Der »Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt« im Landkreis München wurde bereits 2007 ins Leben gerufen. Das Gremium tagt zweimal jährlich und bringt Fachkräfte aus Politik, Gesundheitswesen, Polizei, Justiz, Jugendhilfe, Opferberatungseinrichtungen usw. zusammen. Die Treffen ermöglichen einen intensiven Austausch, schaffen entsprechende Netzwerke und befördern die Entstehung neuer Kooperationen. Dazu gehört auch MILK. Im Kampf gegen Gewalt müssen beide Seiten Raum bekommen. Täter und Opfer sollen entsprechende Handlungsoptionen an die Hand gegeben werden. 2012 wurde die Interventionsstelle Landkreis München (ILM) als feste Anlaufstelle für Beratung von Opfern häuslicher Gewalt installiert. Im Januar 2016 wurde von ihr das Pilotprojekt »Männerberatung im Landkreis München« (MILK) ins Leben gerufen. MILK bietet eine Beratung speziell für Männer an, die gewalttätig geworden sind und Unterstützung suchen. hw/cw

Artikel vom 11.10.2017
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