Tanzen im Quadrat

Münchner Square Dancern fehlt der Nachwuchs

Der Caller (links) sagt die Figuren an, die Tänzerinnen und Tänzer folgen den Vorgaben. Square Dance ist in seiner Art zu tanzen einzigartig. Foto: Verein

München · Man mag ja über so manches schmunzeln oder auch lästern, was aus den Vereinigten Staaten kommt, doch das gilt bei Weitem nicht für alles. Wahre kulturelle Errungenschaften haben den Weg nach Europa gefunden. Zum Beispiel Square Dance.

> Hier werden erste Schritte im Square Dance ermöglicht:

Der US-amerikanische Volkstanz ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit den US-Truppen nach Deutschland gekommen. Heute gibt es bundesweit rund 450 Square Dance Clubs, in Bayern sind es an die hundert, im Raum München sind es um die dreißig. Sie alle pflegen den Square Dance in verschiedenen Ausprägungen und wollen ihn verbreiten. Die Klientel ist vorhanden, aber die Vielzahl der Vereine, die grundsätzlich gut zusammenarbeiten, hat es immer schwerer, Nachwuchs und Neuzugänge zu begeistern. Bei dem im Münchner Norden beheimateten Jolly Jokers Square Dance Club zum Beispiel hat zuletzt ein »halber Generationenwechsel« stattgefunden. Mehrere langjährige Tänzer haben sich zurückgezogen. Die zweite Hälfte dieses Wechsel, die Neuzugänge, sind ausgeblieben. Das ist für den Verein problematisch und symptomatisch.

Die Gründe dafür sind vielfältig und sie sind auch in anderen Vereinen, egal welcher Ausprägung, bekannt. Freizeitaktivitäten lassen sich zunehmend schwerer in den Alltag eintakten, ganz besonders regelmäßige »Verpflichtungen«. Wobei Square Dance ein reines Vergnügen sein soll. Deswegen werden Neulinge auch Schritt für Schritt herangeführt.

»Wir tanzen Mainstream«, führt Irene Chiba, President der Jolly Jokers, aus und erklärt: »Das sind 65 Figuren, die zum Teil aufeinander aufbauen und die für absolute Anfänger geeignet sind.« Der Verein bietet einen Grundkurs an, nach dem die Teilnehmer feststellen können, ob ihnen Square Dance liegt. Dann können sie bei Interesse Aufbaukurse absolvieren.

Ein Square Dancer wird nicht allein gelassen. Natürlich klappt bei Neulingen nicht jede Figur auf Anhieb, was in einer Formation von vier Paaren, die zusammen tanzen, schonmal zu kleinen Stolperern führen kann. »Manchmal fällt der ganze Square zusammen«, erzählt Chiba. Das bedeutet, die Gruppe ist raus aus dem Rhythmus und muss neu ansetzen. Ob das ein Problem ist? »Nein. Wenn man einen Fehler macht, dann lachen wir drüber und tanzen einfach weiter.«

Square Dance wird klassicherweise zu Country getanzt. Der Caller sagt möglichst harmonische Figuren an. Die Tänzer befolgen die Vorgaben, heraus kommt eine Art Kreistanz, immer wieder anders, interessant auch für Zuschauer. Die Jolly Jokers haben auch schon zu Schlager- oder heimischer Volksmusik getanzt. Die Auswahl obliegt auch dem Caller. Diese Aufgabe übernimmt in dem Club, der im FreizeittreffFreimann (Burmesterstraße 27) übt, Andy Ohlendorf. Einen Gastcaller können die Jokers am Donnerstag, 12. Oktober, in ihren Räumen begrüßen. Der Australier Brian Hotchkies hat eine ungewöhnliche Art die Figuren zu kombinieren. Für die Tänzerinnen und Tänzer ist das immer eine besondere Herausforderung, macht aber dem Vernehmen besonders viel Spaß.

Bei den Clubabenden der Vereine kann man nicht einfach so mittanzen. Grundlagen des Square Dance sollten schon vorhanden sein. Allerdings können Mitglieder eines Vereins auch bei anderen Vereinen reinschauen und unverbindlich mittanzen. Im Übrigen ist Square Dance für jedes Alter geeignet. Es sei, so berichtet Chiba, problemlos möglich, jederzeit damit anzufangen. Ausdauer müsse man mitbringen, körperliche, vor allem aber geistige. Die Vereine wollen ihre Leidenschaft weitertragen in die nächste Generation von Tänzern. In der Vergangenheit haben vereinzelte Clubs aufgegeben und sich aufgelöst. Dieses Schicksal möchte man in der Region München, wo Square Dance immer noch sehr beliebt ist, gerne verhindern. Leicht ist das nicht. Aber die Vereine kämpfen um ihre Leidenschaft. Was anderes kommt für sie nicht in Frage. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 29.09.2017
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