Sieg mit Beigeschmack

Florian Hahn holt das Direktmandat trotz erheblicher Verluste der CSU

Aus persönlicher Sicht ist die Bundestagswahl für Florian Hahn gut gelaufen. Für die CSU war es unterm Strich alles andere als ein Erfolg.	Foto: Claus Schunk

Aus persönlicher Sicht ist die Bundestagswahl für Florian Hahn gut gelaufen. Für die CSU war es unterm Strich alles andere als ein Erfolg. Foto: Claus Schunk

München/Landkreis München · Er hat es wieder geschafft: Florian Hahn ist direkt in den Bundestag gewählt worden. Am vergangenen Sonntag war der CSU-Kandidat im Wahlkreis München-Land gegen sieben Mitbewerber angetreten. Am Ende setzte er sich klar gegen sie durch.

Dennoch: Die Stimmung ist auch beim Wahlsieger deutlich getrübt.

»Es liegt ein bedrückender Wahlabend hinter uns. Künftig werden 25 Prozent der Abgeordneten im Deutschen Bundestag extremen Parteien angehören. Das verändert die Parteienlandschaft dramatisch und wird den Ton im Deutschen Bundestag spürbar radikaler machen«, erwartet Hahn. Der Putzbrunner konnte dem dramatischen Stimmenverlust der CSU zumindest teilweise trotzen: »Mein persönliches Ergebnis von 43,52 Prozent liegt zwar im Landestrend, aber mit knapp 6,5 Prozent klar über dem Zweitstimmenergebnis.«

In Garching, Oberschleißheim und Unterschleißheim ist Florian Hahn hinter seinem Gesamtergebnis zurückgeblieben. In Garching kam er auf einen Anteil von 42,8 Prozent, in Unterschleißheim erhielt Hahn 41,3 Prozent, in Oberschleißheim sogar »nur« 41 Prozent. Werte, von denen Hahns Mitbewerber nur träumen können. Dennoch kann der Putzbrunner nicht wirklich zufrieden sein. Im Vergleich zu seiner ersten Wahl in den Bundestag 2009 schneidet er schlechter ab. 2013 gelang Hahn sogar die absolute Mehrheit – davon ist diesmal nichts zu sehen und doch hat diese Bewertung durch die Wähler nichts mit der parlamentarischen Arbeit des 43-Jährigen zu tun.

Im ganzen Freistaat ist die CSU gehörig unter die Räder gekommen. Dennoch können die Christsozialen nach Meinung von Florian Hahn einen Erfolg vermelden: »Wir konnten alle 46 Direktmandate in Bayern für die CSU erfolgreich verteidigen. «

Dennoch ist das Wahlergebnis ein Alarmsignal. Im ganzen Land haben viele Wähler aus Protest gegen Schwarz-Rot ihr Kreuz woanders gemacht. Die Folge: Sieben Parteien in sechs Fraktionen im Bundestag, 111 Abgeordnete über dem Soll und Koalitionsverhandlungen, die selten so schwierig waren wie jetzt.

Und mitten drin Florian Hahn, dessen Arbeit durch die aktuell unklare Zukunft im Parlament nicht leichter wird: »Es stehen jetzt zweifelsohne schwierige Wochen an. Bei den Koalitionsverhandlungen werden sich alle demokratischen Parteien austauschen und ihre Verantwortung gegenüber den Wählern wahrnehmen müssen. Ich will keine Prognose wagen. Ich weiß nur, dass wird nicht einfach und wir werden von der CSU auf eine maximale Umsetzung unserer Interessen in Berlin hinwirken.« Die Unzufriedenheit der Bevölkerung, die bei dieser Wahl so deutlich wie nie zum Ausdruck gekommen ist, muss nach Hahns Meinung eine ganz klare Konsequenz haben: »Ein ›Weiter-so‹ kann es in jeglicher Hinsicht nicht geben.«

Der Blick des Abgeordneten geht noch weiter in die Zukunft. Angesprochen auf seine Themen der nächsten vier Jahre, nannte die Stärkung des Landkreises als Forschungs- und Hochschulstandort, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur. »Bei allem dürfen wir die Schwächeren und Hilfsbedürftigen nicht aus den Augen verlieren, zum Beispiel beim bezahlbaren Wohnraum oder der besonderen Unterstützung von Familien.«

Themen, die auch Hahns Mitbewerber bearbeiten werden. Der Landkreis München ist im neuen Bundestag gleich fünffach vertreten, denn neben Hahn und dem Grünen Toni Hofreiter kehrt Jimmy Schulz (FDP) wieder ins Parlament zurück. Außerdem ziehen Eva-Maria Schreiber (Die Linke) und Gerold Otten (AfD) in den Bundestag ein. cr

Artikel vom 27.09.2017
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