Rechtspopulismus – was können die Kirchen tun?

Diana Stachowitz im Gespräch mit Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse

Sprachen im Landtag darüber, wie man rechtem Gedankengut in der Gemeinde die Stirn bietet: Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend, Dr. Bernhard Goodwin, Bundestagskandidat für München West/Mitte, Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse, Landtagsabgeordne

Sprachen im Landtag darüber, wie man rechtem Gedankengut in der Gemeinde die Stirn bietet: Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend, Dr. Bernhard Goodwin, Bundestagskandidat für München West/Mitte, Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse, Landtagsabgeordne

München · »Rechtsextreme Einstellungen machen auch vor Kirchentüren nicht halt. Christinnen und Christen sind eine umworbene Zielgruppe rechtspopulistischer Parteien. Auch in München finden sich in konservativen Kirchenkreisen Christen, die für rechtspopulistisches und völkisch-neurechtes Gedankengut empfänglich sind«, weiß die Kirchenpolitikerin und Moosacher Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz.

Hintergründe dafür seien z.B. Angst vor Überfremdung und Nachrichten über massive Christenverfolgungen in anderen Ländern. »Dagegen müssen Christen ›klare Kante‹ zeigen«, betont Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse immer wieder. Thierse, langjähriger Sprecher des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK, setzt sich in Gesprächen und Vorträgen dafür ein, die Nöte und Kritikpunkte der Christen zu erfragen, die sich solchen extremistischen Positionen annähern oder sie vertreten. Auf Einladung der kirchenpolitischen Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion sprach Thierse im Maximilianeum mit rund hundert Gästen über die Gefahr des Rechtsextremismus in Kirchengemeinden und wie man ihr am besten und wirksamsten begegnet, aus christlicher und politischer Sicht. Werte und Normen verschieben sich, erläuterte Wolfgang Thierse den Zuhörern, darunter Vertreter von Kirchen, kirchlichen Organisationen und Gemeinden aus München und Bayern. Radikale Tendenzen nehmen zu, und wir erleben einen vertrauten gefährlichen Mechanismus, so Thierse: Je komplexer die Fragen, desto größer der Wunsch nach einfachen Antworten und die Sehnsucht nach starker Führung. Aktuelle Zahlen sprechen – leider – eine deutliche Sprache: Die Leipziger Studie über die »enthemmte Mitte« zeigt, dass 21,5 Prozent der Katholiken und 17,9 Prozent der Reformierten ausländerfeindlich eingestellt sind. 5,7 Prozent der Katholiken und 5,4 Prozent der Protestanten äußerten sich antisemitisch.

»Das kann und muss vor Ort in den Gemeinden angesprochen werden. Kirchen und Arbeitsgemeinschaften haben hierzu wertvolle Argumentationshilfen erstellt. Holen Sie sich Hilfe in den Fachstellen – und gehen Sie dann ins Gespräch mit Ihren Gemeindemitgliedern. Der erste Schritt ist oft schon, einfach zuzuhören, welche Ängste hinter gruppenfeindlichen Ansichten stehen«, sagt Diana Stachowitz und verspricht: »Als Kirchenpolitikerin bin auch ich sehr gerne bereit, zu einem Themenabend in Ihre Gemeinde zu kommen.« Auf den Internetseiten der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (bagkr.de) und des Bayerischen Bündnisses für Toleranz (www.bayerisches-buendnis-fuer-toleranz.de) können Kirchengemeinden erste Informationen und Materialien zum Thema finden.

Artikel vom 18.07.2017
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