Eine Art Wahrnehmungspuzzle

Schwabing · Ausstellung »Make Art Great Again« von Moritz Rafeiner

Die Pop-Art ist für Rafeiner Inspiration und Ausdrucksmittel zugleich.	Foto: A. Förster

Die Pop-Art ist für Rafeiner Inspiration und Ausdrucksmittel zugleich. Foto: A. Förster

Schwabing · Wirkungsvoll bespielt sind derzeit die Wände der Katholischen Hochschulgemeinde in der Leopoldstraße. Im ersten Stock, dem Konferenzsaal und im zweiten Stock zeigt der Nachwuchskünstler Moritz Rafeiner über 40 Arbeiten der letzten Jahre, ein großer Teil ist hochaktuell. Ein Hinweis steckt bereits im Titel »Make Art Great Again«.

Den Besucher erwarten unter anderem humorvolle wie auch stark ironische Karikaturen des umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump. Mit Zeitungspapier umspannte Leinwände, manchmal kollagiert, bilden den Hintergrund, der mit den doppelgesichtigen oder ins Komische gesteigerten Portraits darüber kommuniziert.

Es sind vor allem signifikante Fragmente eines fraglich gewordenen »American Dream«, die Verzerrungen und Kehrseiten der modernen, globalisierten Kultur mit ihren Ideologien, wie die Macht des Geldes oder die allgegenwärtige Medienpräsenz und die Problematik der damit verbundenen multiplen Identitäten, die der Künstler vorführt und gleichsam demaskiert. Dabei zitiert er typische Motive aus der Pop-Art oder auch Comicfiguren in plakativen, manchmal schrillbunten Farbklustern. Moritz Rafeiner spielt mit Facetten, die unsere Wahrnehmung geprägt haben und prägen.

Martin Rötting von der KHG, der die Ausstellung am 7. Juni zusammen mit dem Künstler eröffnete, fühlte sich an den Begriff des »Defragmentierens« erinnert. So sind Bugs Bunny, Marylin Monroe oder ein auf den Betrachter gerichteter Revolver allesamt Teil des vor allem medial vermittelten und bis zur Kreativlosigkeit genormten kollektiven Bewusstseins Teil eines unübersichtlichen Puzzles auch von Wahrheit und schönem Schein und deren Überlappungen. Daneben sind – analytisch oder synthetisch – in Kuben aufgelöste bzw. neu zusammengesetzte Gesichter zu sehen, mit multiplizierten Augen oder Mündern, die einen eigentümlichen surrealen Reiz haben und zugleich in ihrer Verfremdung und Fratzenhaftigkeit von einer beunruhigenden Wahrheit erzählen.

Selbst vor Mickey Mouse macht der Künstler nicht Halt. Vergeblich sucht man die damals noch so heile und unschuldige Welt in einem kleinen gallischen Dorf.

Es geht Moritz Rafeiner, wie er auf der Vernissage betonte, darum, der Malerei wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Verrottendes Obst zu präsentieren, sei nicht sein Weg. In Zeiten, in denen die Kunst mehr vom Performativen zu leben scheint als vom Malerischen, bietet der Künstler ein Gegengewicht, ohne dabei überheblich zu wirken. »Make Art Great Again« – ganz wörtlich verstanden. Zu sehen ist die Ausstellung bis Ende Juli.

Alexander Förster

Artikel vom 05.07.2017
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