Warum die Wahlbeteiligung sinkt

München · Ist es das Recht zu wählen oder die Qual der Wahl? Der zweite Durchgang der Parlamentswahlen in Frankreich am Wochenende hat ein erschreckendes Bild gezeigt. Nicht mal mehr jeder zweite Wahlberechtigte hat seine Möglichkeit genutzt, über die Zukunft des Landes mitzuentscheiden.

Auch in Deutschland ist die Wahlbeteiligung über viele Jahre nahezu kontinuierlich gesunken. Was ist der Grund dafür? Welche Motive hat jeder Einzelne für seinen Wahlverzicht? Die Befunde einer aktuellen Studie zu Merkmalen und Motiven von Nichtwählern sollen auf Einladung des Lehrstuhls von Stephan Lessenich am Institut für Soziologie der LMU München vorgestellt und diskutiert werden. Die öffentliche Veranstaltung findet am Montag, 26. Juni, um 19 Uhr in Raum M209 im Hauptgebäude der LMU (Geschwister-Scholl-Platz 1) statt. Anschließend werden die Ergebnisse mit Tomas Marttila (Leiter der Studie), Miriam Heigl (Fachstelle für Demokratie) und Bernhard Goodwin (Vorsitzender »Ich wähle mit e.V.«) diskutiert.

Soziale Ungleichheit macht wahlmüde

Die Wahlbeteiligung gilt in Demokratien als zentrale Form der politischen Partizipation und damit als ein Gradmesser für die Legitimation der Politik. Doch von ihrem Wahlrecht machen viele, gerade in sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen, keinen Gebrauch. Die Merkmale und Motive von Nichtwählern zu ergründen, hat sich daher eine Studie unter Leitung der LMU- Soziologen Tomas Marttila und Stephan Lessenich zum Ziel gesetzt. Die ersten Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Nichtwähler Politik ganz unterschiedlich wahrnehmen und von ihr ganz unterschiedliche Dinge erwarten. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass Personen, die soziale Ungleichheit bereits erfahren haben, politisch passiver geworden sind. Lässt sich das bei genauerer Betrachtung bestätigen? Die Veranstaltung am kommenden Montag soll etwas mehr Klarheit bringen.

Artikel vom 20.06.2017
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