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ASZ-Leiter Helmut Hörfurtner geht in den Ruhestand

Gestalteten den Leitungswechsel im ASZ gemeinsam:	 Andrea Schnurrer und Helmut Hörfurtner.              Foto: Katja Brenner

Gestalteten den Leitungswechsel im ASZ gemeinsam: Andrea Schnurrer und Helmut Hörfurtner. Foto: Katja Brenner

Moosach · Seit Monatsbeginn ist das Alten- und Servicezentrum (ASZ) an der Gubestraße in Moosach unter neuer Leitung. Helmut Hörfurtner, der seit Juli 2003 die Geschicke der Einrichtung lenkte, wurde in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Seine Aufgaben übernimmt künftig Andrea Schnurrer. Helmut Hörfurtner war ein viertel Jahrhundert für die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Trägerorganisation des ASZs Moosach, tätig. Davon hat er 14 Jahre lang behutsam, aber auch, wenn nötig, energisch die Geschicke des ASZs gelenkt. Treu nach seinem Motto »Nicht stehen bleiben, Neues wagen« hat er die Einrichtung stark geprägt. »Mir war immer ein Anliegen, dass dieses Haus offen ist für alle, also nicht nur für die, die mit deutschem Pass geboren wurden. Daher haben wir auch Beratungsangebote für Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, eingerichtet. Das hat zu Beginn bei Besuchern, die es nicht gewohnt waren, dass jemand kein Deutsch spricht, schon für einige Aufregung gesorgt«, erinnert sich Helmut Hörfurtner. Inzwischen gehören die Beratungsstunde in russischer Sprache und der türkische Gesprächskreis jedoch zu festen Größen im Programm des Moosacher ASZs. Sich klar gegen Rechtsradikalismus zu positionieren, liegt Hörfurtner nach wie vor sehr am Herzen. Auf seine Initiative hin wurden im Eingangsbereich des Sozialzentrums Tafeln mit den Namen aller vom NSU getöteten Mitmenschen gut sichtbar aufgehängt. »Das war im Haus nicht unumstritten. Da hieß es dann häufig ›Warum müssen wir hier die Namen der Ermordeten abbringen?‹«, erzählt Hörfurtner nachdenklich. Doch für ihn war immer klar, dass man Haltung zeigen müsse, gerade in Zeiten, in denen rechtsradikales Gedankengut in Organisationen wie Pegida wieder einen Nährboden findet. Insbesondere der Münchner Ableger und wer dort die Strippen zieht, erfüllen den engagierten Pädagogen mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Sorge.

Zu zeigen, dass man ein offenes Haus ist, war unter Hörfurtners Leitung Kernbestandteil des Sozialzentrums und daran soll sich auch künftig nichts ändern. Prägend war das ASZ auch für die Veranstaltungsreihe »Wir alle sind Moosach«. Im vergangenen Jahr etwa steuerte das Haus gleich zwei Beiträgen bei: die Ausstellung »Die Würde des Menschen ist unantastbar« und das Konzert »Wider das Vergessen – mit Literatur und Gesang gegen Rechts«. Auch heuer soll es um den 9. November wieder die musikalisch begleitete Lesung geben. Gerade über niederschwellige Angebote will man die Besucher unterschiedlicher Herkunft miteinander ins Gespräch bringen. An den Internationalen Wochen gegen Rassismus im März beteiligte sich das Moosacher ASZ daher mit dem »Süßen Austausch«, einem internationalen Mitbringbuffet. Gleichermaßen wichtig war Hörfurtner aber auch, dass das ASZ von allen Altersgruppen intensiv genutzt wird und dass es für Moosacherinnen und Moosacher selbstverständlich ist, in dieses Zentrum zu gehen. Das klappt natürlich nur, wenn die Leitung im Stadtviertel anerkannt und respektiert ist. Helmut Hörfurtner war gut vernetzt, kannte alle wichtigen Akteure und sie kannten ihn. Der Sozialpädagoge hat sich sehr für die Erneuerung der Münchner Altenhilfe engagiert, insbesondere als Leiter des Facharbeitskreises »Alte Menschen« der Regionalen Arbeitsgemeinschaft Soziales (RAGS). Dass das Moosacher ASZ noch vor seinem Dienstende mit der konkreten Umsetzung des ASZplus-Konzeptes begonnen hat (dazu gehören beispielsweise die präventiven Hausbesuche), war ihm ein sehr großes Anliegen.

Gerne blickt Hörfurtner auf all die interessanten Gespräche zurück, die er während seiner Zeit als Einrichtungsleiter des ASZ geführt hat und möchte die hieraus gewonnenen biografischen Einsichten, die ihn in seinem Denken geprägt haben, nicht missen. Nun freut er sich aber auch darauf, dass sein Privatleben nicht mehr unter Zeitdruck stattfinden muss. Endlich kann er morgens in Ruhe bei einer Tasse Kaffee Zeitung zu lesen oder auch mal am Nachmittag eine Ausstellung besuchen. Andrea Schnurrer tritt nun an, um die Lücke, die Helmut Hörfurtner als ASZ-Leitung hinterlassen wird, zu füllen. Ihr vielfältiges Engagement bei der AWO hat sie bestens für die Leitungsaufgabe qualifiziert. Anfangs in der Beratung und Betreuung von Auszubildenden und jungen Arbeiternehmern sowie den dazugehörigen Unternehmen, dann in der Verbandsgeschäftsstelle, wo sie unter anderem für Veranstaltungen zuständig war. Mit der Geschäftsführung des IsarInselfest e.V. hat sie sich eine solide Grundlage in Führungsaufgaben geschaffen. Zuletzt war sie für die Koordination der Asylsozialdienste in drei Gemeinschaftsunterkünften im Münchner Westen und Süden zuständig. Im Zuge dieser unterschiedlichen Tätigkeiten hatte sie sehr enge Berührungspunkte zu den ASZs und ist somit gut mit den Abläufen und Aufgaben vertraut. Moosach hat Andrea Schnurrer als sehr aktives Viertel in sozialen und kulturellen Belangen kennengelernt. Sie freut sich sehr auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen und darauf, soziale Themen im Viertel erfolgreich mitgestalten zu können. Ihr Vorgänger Helmut Hörfurtner gibt ihr mit auf den Weg, sich für die Bedürfnisse und Anliegen älterer Menschen mit Nachdruck einzusetzen, auch wenn man dabei manchmal auf Widerstände stößt. Ein Team, auf das sich schon ihr Vorgänger stets verlassen könnte, übernimmt sie mit dem ASZ an der Gubestraße ohnehin.

Katja Brenner

Artikel vom 12.06.2017
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