Neuer Spieletrend: Escape Game in Ottobrunn

Ottobrunn · James Bond für Jedermann

Dina Shekhtman und Christian Vu von »One hour left« wollen nächstes Jahr einen weiteren Raum zum Thema »Kernschmelze« eröffnen.	Fotos:  MO

Dina Shekhtman und Christian Vu von »One hour left« wollen nächstes Jahr einen weiteren Raum zum Thema »Kernschmelze« eröffnen. Fotos: MO

Ottobrunn · Die Tür schließt sich, die Uhr läuft: 60 Minuten. Auf den ersten Blick sieht der Raum unscheinbar aus: Sofa mit Couchtisch, Schreibtisch, Bücherregal. Wo sind hier Hinweise versteckt? In den Büchern? Hinter den Bildern? Unter dem Tisch?

MO-Redakteurin Elke Klimke und ihr 13-jähriger Sohn Julian testen gerade das Ottobrunner Escape Game »One hour left«. Im Raum »Außer Kontrolle« haben sie nun die Aufgabe, als Kriminalbeamte in der Wohnung eines erschossenen Verdächtigen herauszufinden, welches Verbrechen der IT-Experte und Hacker am Flughafen verüben wollte. Jede gelöste Aufgabe führt zur nächsten. Ob mit Puzzleteilen einer Labyrinthkarte, einem Magneten oder mit grünen Stäben - Stück für Stück kommen weitere Details eines verbrecherischen Plans ans Licht. Alle 15 Minuten werden Mutter und Sohn aus ihrem fieberhaften Rätseln und Kombinieren herausgerissen: Radionachrichten berichten über den aktuellen Stand der Ermittlungen in ihrem Fall. Wieder neue Hinweise… und die Zeit drängt.

Drei Spiele in zwei Räumen

Vor gut zwei Jahren hat sich das Unternehmen »One hour left« im Ottobrunner Jägerweg niedergelassen. 6.000 Spieler, – die meisten im Alter zwischen 10 und 65 Jahren – haben sich dort schon auf Verbrecherjagd begeben. Seit vergangenem Jahr bietet »One hour left« einen zweiten Raum an. Darin können zwei Varianten gespielt werden: die harmlosere »Hypnose« (ab 14 Jahren) und die verschärfte »Psychose« (ab 16 Jahren). Die Rückmeldungen der Spieler sind laut Firmenmitgründer Christian Vu durchweg positiv; neben Gruppen von Freunden nutzen auch umliegende Firmen die Räumlichkeiten zum Teambuilding. Wenn es eine Firmengruppe schafft, das große Rätsel des Raumes in 60 Minuten zu lösen, wird sie auf der Siegertafel gleich neben der Eingangstür verewigt.

Geld fürs Einsperren?

Als Vu vor sechs Jahren das erste Mal von diesem neuen Freizeittrend hörte, war der junge Physiker – damals auf der Suche nach einer Geschäftsidee – eher skeptisch: »Leute in einen Raum einsperren und dafür Geld von ihnen bekommen?« Doch dann erzählte ihm seine Bekannte Dina Shekhtman, eine studierte Wirtschaftswissenschaftlerin, wie beliebt diese sogenannten Escape Games bei ihren Freunden in Russland seien und dass sie auch in Osteuropa und Japan immer mehr Zulauf hätten. Je mehr sich Vu und seine Freunde auf die Idee einließen, desto mehr nahm die Begeisterung zu. Ende 2014 gründeten Vu, Shekhtman und ihr Team das Unternehmen. »Mit unseren Räumen haben wir uns sehr viel Mühe gegeben. Die Rätsel und Aufgaben sind jeweils in eigene Geschichten eingearbeitet, die durchdacht und realistisch sind. Dass die Rätsel nicht nur intellektuell, sondern auch technisch knifflig sind, dafür sorgt unser Techniker im Team«, erklärt Vu, der hauptsächlich die Kunden betreut und ihnen auch während des Spiels bei Bedarf Tipps gibt. Mittlerweile läuft das Geschäft so gut, dass Vu Vollzeit angestellt ist. Seine Kollegin Shekhtman kümmert sich (noch) nebenberuflich um Finanzen und Marketing; hauptberuflich promoviert sie.

Neue Räume in Planung

Das anspruchsvolle Konzept des Ottobrunner Teams findet in der Branche großen Anklang. So gibt es mittlerweile eine Franchisenehmerin, die im Sommer den Raum »Reise ins Unbekannte« in München eröffnet, der auf Jules Vernes »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde« basiert. Auch in Ottobrunn möchten Vu und Shekhtman bald ausbauen. Ein neuer Raum mit dem Thema »Kernschmelze« wird voraussichtlich 2018 eröffnet. Die Spieler sind in einem fiktiven Nuklearreaktor und sollen eine sich anbahnende Katastrophe aufhalten…

Endspurt

Im Raum »Außer Kontrolle« verrinnen in der Zwischenzeit die letzten Sekunden. Die große Aufgabe ist fast entschlüsselt; es muss nur noch eine Zahlen- und Buchstabenkombination eingegeben werden… Aber irgendetwas stimmt nicht, ein Zahlendreher… Ein Gong ertönt… Der Radiosprecher spricht von einer Katastrophe, die sich im Luftraum ereignet hat. Dem Ermittlungsteam der Kripo sei es leider nicht gelungen, den geplanten Anschlag des Hackers zu vereiteln.

Bei den Testern ist Betroffenheit spürbar. Die gefühlte Wahrheit lautet: »Wir hätten das Verbrechen verhindern können.« Doch dann überwiegt die Freude: fast geschafft! Beim nächsten Mal dann – denn Mutter und Sohn sind bestimmt nicht zum letzten Mal hier. Dafür hat ihnen das Rätsellösen unter Hochdruck viel zu viel Spaß gemacht.

Weitere Informationen zu »One hour left« und den beiden Räumen gibt es unter Tel. 66 59 42 04, per E-Mail: team@onehourleft.de oder unter www.onehourleft.de MO

Artikel vom 07.06.2017
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