Auf zur Schnäppchenjagd

Am Fuße der Bavaria steigt wieder Bayerns größter Flohmarkt

Der Riesenflohmarkt am Fuße der Bavaria bildet den Auftakt zum Frühlingsfest und lockt jährlich tausende von Besuchern an. 	Foto: Usien / Wikipedia CC BY-SA 3.0

Der Riesenflohmarkt am Fuße der Bavaria bildet den Auftakt zum Frühlingsfest und lockt jährlich tausende von Besuchern an. Foto: Usien / Wikipedia CC BY-SA 3.0

München · Am Samstag, dem 22. April, ist es soweit: Auf der Theresienwiese steigt wieder der größte Flohmarkt Bayerns.

Zwischen 7 und 16 Uhr werden bis zu 3500 Privatanbieter ein gigantisches Sammelsurium an Kleidern, Haushaltswaren, Trödel, Büchern, CDs, Unikaten, Elektronik und allerlei Kuriosem zum Verkauf stellen. Es wird gehandelt, geschachert und gefeilscht. Motto: Hier gibt’s nix, was es nicht gibt.

Vor rund 30 Jahren rief die Stadt den Riesenflohmarkt am Fuße der Bavaria ins Leben, der jedes Jahr den Auftakt zum Frühlingsfest bildet. Doch dann wurde ihr die Veranstaltung zu teuer. 80.000 Besucher an einem Tag, für die Parkplätze, Müllentsorgung, Sanitäranlagen, Stromversorgung und Sanitätsdienste organisiert sein wollen – das braucht viel Personal und riss immer tiefere Löcher in die Kasse.

Anbieter reservieren immer früher

Vor zehn Jahren übernahm deshalb die Münchner Abteilung des Bayerischen Roten Kreuzes den kompletten Ordnungsdienst, weil sie für viele der Aufgaben bereits die Infrastruktur mitbringt. Was nicht heißt, dass der Aufwand und die Kosten für einen reibungslosen Ablauf geringer wurden. Denn seither muss das Rote Kreuz auch Platzmiete an die Stadt bezahlen. »Und selbst der eigene Sanitätsdienst schlägt mit einer hohen, fünfstelligen Summe zu Buche«, rechnet Einsatzleiter Johannes Koser vor. Bis die Verkaufsfläche dann nach 16 Uhr wieder – ebenfalls für mindestens 10.000 Euro – gereinigt und aufgeräumt ist, kommt also einiges zusammen.

Dennoch will der Mann vom Roten Kreuz nicht klagen, denn draufgezahlt wurde bislang noch nicht und gelegentlich kann sogar ein bescheidener Gewinn pflichtgemäß den sozialen Diensten seiner Organisation zugeführt werden.

Herrenlose Waren werden entsorgt

Was Koser vielmehr stört, ist die Panik vieler Anbieter, die sich ihre Plätze in letzter Zeit immer früher reservieren. Zwar sei die Bestückung mit Ware bereits am Freitag ab 16 Uhr möglich. Ein Verkauf im Vorfeld ist jedoch nicht erlaubt. »Viele versuchen sich ihre Flächen trotzdem schon am frühen Freitag-Nachmittag mit Flatterbändern oder Tischaufstellen zu markieren«, so der Flohmarktleiter. Das sei deshalb sehr ärgerlich, »weil Jahr für Jahr mindestens fünf Prozent solcher Anbieter dann gar nicht mehr auftauchen.«

Weil diese Unsitte Koser und seinen rund 40 Mitarbeitern viel zusätzlichen Aufwand beschert, herrscht seit einiger Zeit die Regel: Wird nach sechs Uhr Morgens ein unbesetzter Tisch oder eine anonyme Markierung vorgefunden, räumt sie der Ordnungsdienst, beispielsweise beim Einsammeln der Gebühren, einfach beiseite. Herrenlose Gegenstände werden am Ende des Flohmarkts ohnehin entsorgt.

Eine Voranmeldung ist nicht nötig

Schon deshalb spricht Johannes Koser hier die Bitte an alle Anbieter aus, nicht verkaufte Waren wieder mitzunehmen, bzw. zu beseitigen. Außerdem genüge es völlig, einen Stand am Samstag aufzubauen, Voranmeldung nicht nötig. »Denn es ist genügend Platz vorhanden«, so der Einsatzleiter, eine Überfüllung habe er in all den Jahren noch nie erlebt.

Nachdem die Gebühren in diesem Jahr von fünf auf sechs Euro erhöht wurden, beträgt der Grundpreis für den durchschnittlichen Standplatz bis zur Größe eines Tapeziertisches nun 18 Euro. Ein Doppeltisch schlägt mit 24 Euro zu Buche, für jeden weiteren Meter kommen sechs Euro hinzu.

Nicht verkauft werden dürfen Neuwaren, Großmöbel, Kraftfahrzeuge, Kfz-Teile, Kriegsspielzeug, Waffen oder Pornografie. Auch sind gewerbsmäßige Händler ausgeschlossen, die sich aber nicht so einfach identifizieren lassen. Auch der Bezirksausschuss Isar-/Ludwigsvorstadt monierte deshalb schon, dass die privaten Anbieter dadurch immer weiter in den Hintergrund gedrängt würden.

Eine nachhaltige Lösung ist jedoch nicht in Sicht und möglicherweise ist eine Mischung für die Besucher des Flohmarkts ja durchaus reizvoll. Auch Autos sind auf dem Verkaufsgelände nicht erlaubt, weshalb weder direkt aus dem Wagen verkauft noch ein- und ausgeladen werden kann. Allerdings steht auf der Theresienwiese ein Parkplatz zur Verfügung, wo das ganztägige Parken nur erschwingliche fünf Euro kostet.

Die Toiletten sind an weißen Luftballons erkennbar. Und da die Wettervorhersage für den 22. nicht nur Gutes verheisst, sollte man den Regenmantel nicht vergessen.

Für Schnäppchenjäger gilt nach wie vor die alte Regel »der frühe Vogel fängt den Wurm«: Besucher, die die besten Gelegenheiten ergattern möchten, sollten schon um 7 Uhr mit Pokerface vorort sein. Denn wer die Begeisterung für ein Produkt nicht sofort zeigt, erhöht erwiesenermaßen die Chancen auf einen Preisnachlass.

Erfahrene »Profis« empfehlen, einen Preisvorschlag bei der Hälfte der verlangten Summe zu machen um sich dann vielleicht bei 75 Prozent zu treffen. Noch größer sind die Erfolgsaussichten, wenn sich Käufer und Verkäufer, beispielsweise durch einen netten Plausch, sympathisch sind. Wichtig allerdings, dass sich der Verkäufer stets ernst genommen fühlt.

Vor Toreschluss wirds nochmal billiger

Für die Anbieter hat es sich wiederum sehr bewährt, auf den eigenen Stand aufmerksam zu machen. Dies etwa durch Geräusche, Plakate, lustige Verkleidungen oder Musik. Allerdings gilt auf jedem Flohmarkt auch das gute Miteinander, weshalb man dabei auf die Nachbarn Rücksicht nehmen muss. Nach der frühen Morgenstunde kommt dann wieder kurz vor Toreschluss der nächste gute Zeitpunkt für einen Kauf. Wenn die Verkäufer nämlich schon zusammenpacken um den Heimweg anzutreten gibt es nicht wenige, die unverkaufte Waren nicht wieder mühselig einräumen wollen und sie unter Wert veräußern. Billiger wirds in den späten Nachmittagsstunden also allemal. Jedoch: Die besten Stücke sind dann leider meist schon weg.

Artikel vom 19.04.2017
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