Weltberühmtes Jazz-College macht regelmäßig Aufnahmeprüfungen im Wolf-Ferrari-Haus

Die Berklee-Ottobrunn-Connection

Freuen sich über die Berklee-Connection.	Foto: VA

Freuen sich über die Berklee-Connection. Foto: VA

Ottobrunn · Mitte Februar kamen sie wieder aus aller Herren Länder nach Ottobrunn: Junge Musiker, die für einen Studienplatz am weltberühmten Berklee College of Music im US-amerikanischen Boston vorspielten.

Bereits zum fünften Mal fanden diese »Auditions« im Wolf-Ferrari-Haus statt, und der schöne Nebeneffekt für die Ottobrunner war auch dieses Mal wieder ein Konzert von Professoren und Studierenden der Jazz-Kaderschmiede, den »Berklee Allstars«.

Solche drei Tage im Zeichen des Jazz, das heißt ein Abend Konzert, zwei Tage Auditions, sollen künftig regelmäßig zweimal im Jahr stattfinden. Mein Ottobrunn sprach mit Damien Bracken, dem Dean of Admission des Berklee College (Zulassungsbeauftragter), und den künstlerischen Leitern der Ottobrunner Konzerte, Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch, über das besondere Engagement des Berklee-College inOttobrunn und die Berklee-Ottobrunn-Connection, kurz: Berklee@Otto brunn.

Mein Ottobrunn: Wie kommt die älteste, größte und wichtigste Jazz-Kaderschmiede der Welt darauf, ihre Auditions in Ottobrunn abzuhalten?

Damien Bracken: Cornelius Claudio Kreusch ist ja einer unserer sehr erfolgreichen Absolventen; er hat während seines Studiums zwei Mal den »Performance Award« gewonnen. Er hat den Kontakt nie abreißen lassen und uns 2012 vorgeschlagen, ein Konzert in Ottobrunn zu geben und dies mit Auditions zu verbinden. Wir haben es ausprobiert, und es hat auf Anhieb gut funktioniert.

MO: Was sind für Berklee hier die wichtigsten Vorteile?

Damien Bracken: Ottobrunn ist für uns ideal, weil es so zentral liegt. Und im Wolf-Ferrari-Haus bekommen wir alles, was wir brauchen: perfekte Räume, Instrumente und Organisation.

MO: Deshalb haben Sie sich auch entschlossen, zwei Mal im Jahr zu kommen?

Damien Bracken: Ja. Früher hatten wir in bis zu neun europäischen Städten Auditions, das war aber nicht so effektiv, wie wir es uns wünschten. Im spanischen Valencia haben wir eine Dependance, aber das deckt nur die iberische Halbinsel ab; es ist für viele potenzielle Bewerber nicht leicht, dorthin zu kommen. Jetzt konzentrieren wir uns auf Paris für das westliche Europa, London und Stockholm für den Norden und Ottobrunn für Zentral-, Ost- und Südeuropa - und darüber hinaus. Zuletzt hatten wir bei den Auditions zum Beispiel nur zwei Deutsche. Vom Team höre ich immer, dass sehr starke Bewerber darunter sind.

Johannes Tonio Kreusch: Wir hatten zum Beispiel mal den russischen Gewinner der Castingshow »X Factor« als Bewerber hier.

MO: Wie profitiert Ottobrunn von den Auditions?

Johannes Tonio Kreusch: Das Wichtigste sind die stets damit verbundenen Konzerte, in denen eben nicht nur die Dozenten – unter ihnen weltberühmte Jazzer -, sondern auch herausragende Talente aus der Studentenschaft spielen. Vielleicht kann man da ja mal einen künftigen Grammy-Gewinner hören. Und vielleicht möchte der dann einfach mal wiederkommen. Es ist ein Geben und Nehmen.

Cornelius Claudio Kreusch: Es sind inzwischen natürlich auch starke Freundschaften gewachsen. Wir machen hier alles mit Hingabe und Liebe zum Detail. So finden die Berklee-Konzerte künftig nicht mehr im großen Saal, sondern im Ratssaal statt, um eine Club-Atmosphäre zu schaffen.

MO: Hat »Berklee@Ottobrunn« Quereffekte für Ihre anderen Tätigkeiten?

Johannes Tonio Kreusch: Alles, was Cornelius und ich machen, ist miteinander verknüpft. Bei den Gitarrenfestivals etwa, die ich leite, weiß inzwischen jeder von dieser Kooperation. Allen ist bekannt, dass sie nicht nach Boston fliegen, sondern nach Ottobrunn kommen müssen, um sich für Berklee zu bewerben. Als ich damals auf die Juillard School in New York wollte, musste ich vor Ort antreten. Eine sehr teure Angelegenheit - ohne die Gewissheit, dass es klappt.

MO: Ist Berklee auch für einen klassischen Gitarristen eine begehrte Adresse?

Johannes Tonio Kreusch: Auf jeden Fall.

Cornelius Claudio Kreusch: Dazu muss man erwähnen, dass vor kurzem das Berklee College of Music und das Boston Conservatory fusioniert haben. Das bedeutet, die komplette klassische Ausbildung ist nun integriert.

Damien Bracken: Stimmt. Das Boston Conservatory ist das älteste der USA. Es bietet eine herausragende Ausbildung im klassischen Bereich sowie für zeitgenössischen Tanz. Auch die Theatermusik-Abteilung ist unglaublich gut.

MO: Vielen Dank für das Gespräch.

Oliver Hochkeppel

Artikel vom 23.03.2017
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