»Das schlechte Gewissen der Frauen«

Prof. Dr. Paula Irene Villa zu Gast bei »Bildung in der Aula«

Vom Hörsaal ins Hasenbergl: LMU-Professorin Paula Irene Villa (3.v.l.) im Wichern-Zentrum.	Foto: Diakonie

Vom Hörsaal ins Hasenbergl: LMU-Professorin Paula Irene Villa (3.v.l.) im Wichern-Zentrum. Foto: Diakonie

Hasenbergl · Wie sind Frauen? Wie sind Männer? Wie sind die Geschlechter? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Wissenschaft der Geschlechterforschung, auch Gender Studies genannt.

Einen umfassenden Einblick in das Thema haben die Mitarbeitenden der Diakonie Hasenbergl am 23. Februar von Prof. Dr. Paula Irene Villa im Rahmen der Vortragsreihe »Bildung in der Aula« erhalten. Villa ist Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Soziologie und Gender Studies am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) München – Und damit eine von sieben Professor/innen mit diesem Schwerpunkt in ganz Bayern.

Der Begriff Gender ist weit gefasst, da er alle Aspekte der Geschlechtlichkeit abbilden möchte, also die sozialen, kulturellen, biologischen usw.. So weit reichen die deutschen Begriffe »Geschlecht« bei weiterem nicht. Gender Studies, also die Geschlechterforschung, untersucht Nichts, was neu ist – sondern das, was schon immer da war. Geschlechterforschung betrachtet nicht automatisch die Differenzen zwischen Frauen und Männern. Nein, in erster Linie geht es darum, die »Wie-Frage« zu stellen: Wie werden Unterschiede gemacht? Dabei sind die Geschlechter immer im Kontext zu sehen: Untersuchungen seien nur realistisch, wenn auch die Einbettung in kulturelle, historische, soziale, materielle und biologische Begebenheiten mit betrachtet werden. Villa brachte es auf den Punkt: »Frauen verdienen weniger als Männer – man könnte jetzt auch einfach mal behaupten, das liegt an den Gehirnen der Frauen oder an ihrer Gebärmutter – oder man sieht genauer hin«.

Paula Irene Villa stammt aus Lateinamerika, sowohl Mutter als auch Großmutter hatten bzw. haben eine Professur. »Die Frage, entweder Karriere oder Kinder – die wurde bei mir zuhause einfach nie gestellt«, erklärte die zweifache Mutter den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern. Sie merkte an, dass es für sie von Vorteil war, nicht nur in Deutschland aufgewachsen zu sein. Denn hier würden Frauen ständig mit der »Entweder-Oder-Frage« konfrontiert: Deutschland sei ein schweres Pflaster für das weibliche Geschlecht. Frauen leben oft ein Leben mit ständig schlechtem Gewissen – gegenüber den Kindern, gegenüber dem Partner, gegenüber der Gesellschaft.

Rund 40 Mitarbeitende der Diakonie Hasenbergl wollten sich den Vortrag von Paula Irene Villa in der Aula des Wichern-Zentrums nicht entgehen lassen.

Artikel vom 23.03.2017
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