Vorfahrt für Frösche und Kröten

Landkreis · Mit der Paarungssaison der Amphibien beginnt deren alljährliche Wanderungen

Jetzt runter vom Gas zum Schutz von Amphibien und ihren  Helfern. Foto: Archiv

Jetzt runter vom Gas zum Schutz von Amphibien und ihren Helfern. Foto: Archiv

Landkreis · Seit einigen Tagen kann man im Landkreis München ein jährlich wiederkehrendes Spektakel beobachten: Die Krötenwanderung hat wieder begonnen. Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und den länger werdenden Tagen erwachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre und begeben sich auf Wanderschaft zu ihren Laichgewässern.

Sobald die Abendtemperaturen 5 Grad Celsius übersteigen, muss mit den wandernden Lurchen gerechnet werden, erst recht, wenn noch Regen und Nässe hinzukommen. Nun heißt vor allem für Autofahrer auf mit Amphibien-Warnschildern gekennzeichneten Straßen und Wegen also wieder: Runter vom Gas – den Fröschen und Kröten zuliebe, aber auch zum Schutz ihrer zahlreichen menschlichen Helfer.

Den Amphibien geht es zunehmend schlechter

Schon seit vielen Jahren gehen die Bestände der meisten heimischen Amphibienarten dramatisch zurück. Amphibien sind inzwischen weltweit die am stärksten gefährdeten Wirbeltiere. Die Ursachen sind vielfältig: eine immer stärker industrialisierte Landwirtschaft mit ihrem Einsatz an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, der Verlust von Kleingewässern, Strukturen und Lebensräumen, Schadstoffeinträge aus der Luft, die zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und natürlich der direkte Tod durch den Straßenverkehr. Aber auch die Natur kann unbarmherzig sein. So sind der langanhaltenden extremen Kältephase in diesem Januar örtlich vermutlich tausende Spring- und Grasfrösche, die im Schlamm der Gewässer überwintert haben, zum Opfer gefallen. Hier bleibt nur zu hoffen, dass die überwiegend außerhalb von Gewässern überwinternden Jungtiere die tragischen lokalen Verluste mittelfristig wieder ausgleichen können.

Runter vom Gas zum Schutz

Die Natur und das Wetter kann der Mensch nicht beeinflussen, aber durch umsichtiges Verhalten können Verkehrsteilnehmer Fröschen, Kröten und Molchen helfen. Warnschilder, die auf Streckenabschnitte mit erhöhtem Amphibienaufkommen hinweisen, und vorübergehende Tempolimits sollten beachtet werden. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es in den Abendstunden regnet. Bei feuchter Witterung streben die Tiere massenhaft zu den Gewässern.

Derzeit werden alle relevanten Wanderstrecken im Landkreis München auf den Ansturm vorbereitet. So werden an Straßen mit starken Wanderbewegungen Zäune aufstellt und Eimer eingegraben. Einzelne Strecken mit besonders starker abendlicher Laichwanderung werden über die Nachtstunden vollständig gesperrt, andere sind nur eingeschränkt befahrbar. Dort heißt es aufmerksam sein und vor allem runter vom Gas. Schon bei Geschwindigkeiten über 30 km/h werden Amphibien alleine durch den Luftdruck getötet.

Auf allen Wanderstrecken sind abends und in den frühen Morgenstunden zudem zahlreiche engagierte Helfer unterwegs. Sie betreuen Schutzzäune, sammeln Frösche, Kröten und Molche ein und tragen die Tiere über die Straße, damit sie gefahrlos den Weg zu den Laichgewässern fortsetzen können. Gegen Ende der Paarungssaison werden die Zäune unverzüglich wieder abgebaut.

Das Landratsamt bittet daher alle Verkehrsteilnehmer, Amphibien-Warnschilder zu beachten und die Geschwindigkeit vor allem während der Hauptwanderzeit zwischen 19.00 Uhr abends und 7.00 Uhr morgens in den beschilderten Abschnitten deutlich zu reduzieren.

Hohe Geschwindigkeiten gefährden nicht nur die Amphibien, sondern unter Umständen auch die freiwilligen Helfer, die trotz Warnwesten in der Dämmerung und Dunkelheit dann oft nicht rechtzeitig zu erkennen sind.

Wie jedes Jahr bittet das Landratsamt zudem auch alle Hausbesitzer um ihre Mithilfe und ruft dazu auf, Kellerschächte auf hineingefallene Lurche zu überprüfen und gegebenenfalls hineingefallene Tiere zu befreien. Als Vorsichtsmaßnahme sollten entsprechende Schächte, soweit möglich, vorbeugend abgedeckt werden.

Unterstützung und Hilfe gerne erwünscht

Bürger, die bei der Amphibienwanderung mithelfen möchten, sind herzlich willkommen. Das Landratsamt München (Telefon 089 / 6221-2367, Hr. Wagner) erteilt gerne Auskunft zu Kontaktpersonen für den jeweiligen Wunschstreckenabschnitt. Derzeit gibt es im Landkreis München 16 bekannte Wanderwege: • Aying – Zornedinger Straße • Helfendorf – M 8 • Grasbrunn – Staatsstraße 2079 beim Forstwirt; Grasbrunn – Leonhard-Stadler-Str. • Grünwald – Muffatstraße / Bavaria-Filmstadt • Höhenkirchen-Siegertsbrunn – M 11 (Luitpoldstraße zw. St 2078 und Wächterhofstraße; nächtliche Vollsperrung) • Hohenbrunn – M 24 (bei MUNA zwischen M 11 und Werksausfahrt Katastrophenschutz) • Ottobrunn – Ottostraße • Planegg – Jörg-Tömlinger-Straße • Straßlach-Dingharting und Oberhaching – Römerstraße (nächtliche Vollsperrung); Straßlach-Dingharting – St 2071 (Beigarten); Straßlach-Dingharting St. 2072 (Tölzer Straße) • Unterföhring – Zufahrt zum Poschinger Weiher • Oberschleißheim – Hackerstraße zwischen Badersfeld und Hackermoos • Taufkirchen – Hohenbrunner Weg in Höhe des Berghamer Weihers; Taufkirchen – Marklweg entlang der Wiesen.

Artikel vom 19.03.2017
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