Hohenbrunn 1933 – 1945

Hohenbrunn · Beeindruckendes Geschichtsprojekt wird in Buchform präsentiert

Rudolf Wenzel hat zusammen mit Claudia Engmann und Martina Kreder-Strugulla sowie Dr. Annemone Christians die Lücke in den Heimatchroniken geschlossen. Foto: hw

Rudolf Wenzel hat zusammen mit Claudia Engmann und Martina Kreder-Strugulla sowie Dr. Annemone Christians die Lücke in den Heimatchroniken geschlossen. Foto: hw

Hohenbrunn · Wenn am Freitag, 24. März, um 18 Uhr Claudia Engmann, Martina Kreder-Strugulla und Rudolf Wenzel ihr Werk: „Hohenbrunn im Nationalsozialismus – Die Ortsgeschichte von 1933 bis 1945“ im Pfarrsaal St. Stephanus Hohenbrunn in der Taufkirchner Straße 1 vorstellen, geht ein fünf Jahre andauernder Prozess zu Ende.

Bereits 2012, im Vorfeld zu den 1.200 Jahr-Feierlichkeiten der Gemeinde, entstand die Idee, diese Lücke in den bestehenden Heimatchroniken zu schließen. »Es gibt zwar bereits zwei Heimatchroniken, eine aus den 50er Jahren und eine aus den 80er Jahren, die auf diese Zeit aber überhaupt nicht eingehen. Da lag die Idee nahe, sich intensiver mit dieser Zeit auseinander zu setzen«, erklärt Rudolf Wenzel. Den Stein ins Rollen brachte der damalige katholische Pfarrer Christoph Nobs, der 2015 die Gemeinde verlassen hat. Er rief den Arbeitskreis »Ortsgeschichte Hohenbrunn 1933 – 1945« ins Leben.

Am Anfang seien noch viele Mitstreiter für das ehrgeizige Projekt mit im Boot gewesen, doch nach und nach sei die Zahl der Helfer auf drei abgebröckelt, erinnert sich der engagierte Hohenbrunner. Nicht nur wegen der Fülle des zu sichtenden Stoffes, sondern auch wegen der Brisanz des Themas war schnell klar, ohne professionelle Hilfe geht es nicht. So erklärte sich die Gemeinde bereit, dem Team finanzielle Mittel für einen Historiker zu bewilligen, der das Projekt begleitet und unterstützt. »Wir haben dann unsere Arbeit mit Dr. Florian Wimmer begonnen, der zu Thema Nationalsozialismus promoviert hatte«, so Wenzel.

Wichtige Tipps und Hinweise zur Materialsichtung und Vorgehensweise gab es vom Profi, darüber hinaus sollte der Historiker auch die gesammelten Erkenntnisse zu einem lesbaren Text zusammenfassen. Umso größer war dann der Schock, als Dr. Florian Wimmer unerwartet verstarb. »Wir waren nicht sicher, ob wir die Arbeit ohne ihn überhaupt weiterführen und vollenden können«, erinnert sich Rudolf Wenzel an das schreckliche Ereignis.

Zum Glück fand sich eine ehemalige Studienkollegin von Dr. Wimmer, Dr. Annemone Christians, die das Werk zu einem guten Abschluss brachte. Wie Wenzel berichtet, war Hohenbrunn zur Zeit des Nationalsozialismus ein Dorf mit gerade einmal rund 400 Einwohnern, eine Zahl, die sich bis Kriegsende auf rund 700 erhöhen sollte. Auch wenn sich das Munitionshauptdepot der Region, in dem Zwangsarbeiter unter schrecklichen Umständen Munition herstellen mussten, auf Hohenbrunner Grund befand, zeigten die Ergebnisse der Untersuchungen schnell, dass die eigentliche Dorfbevölkerung mit der Muna nichts zu tun hatte. Da es zur MUNA bereits eine wissenschaftliche Untersuchung gibt (»Die vielen Gesichter der Zwangsarbeit. ‚Ausländereinsatz’ im Landkreis München 1933 bis 1945« von Dr. Nichole Kramer und Dr. Stephanie Linsinger) wird der Muna nur ein Teil des Buches gewidmet. Ein weiterer Abschnitt wird von den fünf Zeitzeugen-Interviews eingenommen, die Aufschluss darüber geben, wie die Bevölkerung von Hohenbrunn diese Zeit erlebt hat. Hohenbrunner Bürger waren aber auch Opfer des damaligen Regimes, auch hier wird auf verschiedene Schicksale eingegangen. »Alles, was in unserem Buch steht, ist durch Quellenangaben belegt, hier ist kein Platz für Mutmaßungen«, erklärt Rudolf Wenzel. Das Buch ist im tredition GmbH-Verlag erschienen und kostet 15.90 Euro. Der Appell der Hohenbrunner ist eindeutig. Die Autoren berufen sich hier auf den Zeitzeugen Max Mannheimer, der einmal gesagt hat: »Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.«

hw

Artikel vom 16.03.2017
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