Für eine starke Zukunft

Kreis Erding · Getreideerzeuger im Kreis stellen sich neu auf

Die Preise geraten unter Druck, die Dokumentationspflichten werden mehr: Paul Kammerer vor der Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide. 	Foto: kw

Die Preise geraten unter Druck, die Dokumentationspflichten werden mehr: Paul Kammerer vor der Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide. Foto: kw

Kreis Erding · Die Erzeugergemeinschaft »Qualitätsgetreide Erding und Umgebung« hat mit den jüngsten internen Wahlen ihre Zukunft sichergestellt und einen radikalen Generationswechsel vollzogen: Der 28 Jahre alte Landwirtschaftsmeister Franz Bauschmid aus Wattendorf (Gemeinde Walpertskirchen) ist neuer erster Vorsitzender und erhielt gleich im ersten Wahlgang eine derart satte Mehrheit, dass er das Amt mit Rückendeckung im breiten Kreuz angehen kann.

80 Hektar bewirtschaftet sein Betrieb, neben dem Anbau von Getreide hat er auch eine Bullenmast. Dazu kommt, dass er zu den Landwirten gehört, die der Branche weiter Zukunft geben wollen: Er will ausbilden und hat deswegen schon Besuch vom zuständigen Mitarbeiter der Landwirtschaftsverwaltung bekommen. Dieser kommt vom Landwirtschaftsamt Ebersberg und ist für die Landkreise Ebersberg, Erding und Freising zuständig. Die weiteren Vorstandsmitglieder der Erzeugergemeinschaft sind ab sofort auch Florian Burgholzer aus Ammersdorf und Alexander Müller aus Oberding. Nachdem bei diesen turnusgemäßen Neuwahlen die bisherigen Amtsinhaber Georg Brielmair, Clemens Mayr und Fritz Müller nicht mehr antreten durften, weil diese ihre Höfe übergeben und damit ihre Wählbarkeit verloren haben, hat der Vorstand einen größeren Personalwechsel zu verzeichnen. Dem Beirat in dem 183 Mitglieder starken sogenannten »Wirtschaftlichen Verein« gehören Andreas Huber, Josef Hupfer, Lorenz Mayr und Anton Meier an. Der Verein hat angekündigt wieder eine Lehrfahrt zu organisieren, und zwar für 2018. Der Vorstandswechsel und dessen Vorbereitungen waren der Grund dafür, warum heuer keine solche Fortbildungsveranstaltung angeboten werden könne, wie ­Geschäftsführer Franz Brandmayer aus Niederding berichtete.

Die Mitglieder stehen in engem Kontakt mit den Pflanzenbauberatern der großen wirtschaftlichen Partner der Landwirtschaft. Was diese an Sachinformationen für die Landwirte bereitstellen, grenzt an wissenschaftliche Fachvorträge und zeigt in der Realität den krassen Gegensatz zur Darstellung von Landwirten in zweifelhaften Fernsehformaten im Stil von »Bauer sucht Frau«, die den ganzen Berufsstand letztlich lächerlich machen können, wie beklagt wurde. So sind Planung und Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen mit einer großen Verantwortung verbunden, der die Landwirte gerecht werden müssen und wollen. Welche Wirkstoffe sind zu welcher Zeit in welchen Kulturen in welcher Menge mit welchen Kombinationen gegen welche Schädlinge und Unkräuter mit welchen Auflagen sinnvoll, wirksam und zugelassen? Das muss der moderne Landwirt, der zudem immer auch einen Blick auf die aktuellen Preise auf dem Weltmarkt haben muss, nicht nur wissen, sondern auch zunehmend genau dokumentieren. Damit nicht genug: Immer stärker rückt das sogenannte Resistenzmanagement in den Vordergrund, das besagt, dass bestimmte Unkräuter nur noch dann wirksam bekämpft werden können, wenn die Wirkstoffe dagegen wechseln. Dann ist die gleiche hochkomplexe Frage erneut zu stellen, verbunden mit dem Druck, eine andere Antwort darauf zu finden.

Paul Kammerer, Pflanzenbauberater für Oberbayern von der BayWa, hat ein ganzes dickes Heft voll mit komplizierten Tabellen dabei und machte allein damit deutlich: Landwirtschaft heute ist ein anspruchsvoller Beruf, der nichts mehr mit »Heidi-Romantik« und dergleichen zu tun habe. Zudem könnten die Preise für Getreide im Sommer wieder unter Druck geraten, warnte Kammerer. Das liege an einer weltweit steigenden Produktion. Nicht einmal der fast völlige Ausfall von Frankreich, wo es eine der schlechtesten Ernten seit Langem gegeben habe, habe zu einem spürbaren Anstieg der Preise geführt, musste er klarstellen. Für die Landwirte im Kreis keine leichte Situation, denn dadurch wird es immer schwieriger, Landwirtschaft auch wirtschaftlich zu betreiben. So kommt die Globalisierung letztlich auch auf dem oberbayerischen Weizenfeld an. Dieser Situation muss sich der neue Vorstand der Erzeugergemeinschaft »Qualitätsgetreide »Erding und Umgebung« stellen.

kw

Artikel vom 02.03.2017
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