Zeitgenössische Lebenswelten

Schwabing · Die Alexander-Tutsek-Stiftung zeigt Kunstwerke aus Japan

»Calm of Water« heißt diese Skulptur von Masayo Odahashi, einer Entdeckung der Stiftung.	Foto: VA

»Calm of Water« heißt diese Skulptur von Masayo Odahashi, einer Entdeckung der Stiftung. Foto: VA

Schwabing · Unter dem Titel »lebenswelt – life-world« stellt die Alexander Tutsek-Stiftung in München noch bis zum 30. Juni zeitgenössische Skulpturen japanischer Künstlerinnen und Künstler sowie Fotografien der japanischen Fotografin Rinko Kawauchi aus.

Subjektive Alltagserfahrungen, zeitliche Abläufe in der Natur, die zwischenmenschliche Kommunikation stehen im Mittelpunkt dieser Werke aus Japan, die Besuchern in einer öffentlichen Führung am Donnerstag, dem 2. März um 16 Uhr nähergebracht werden soll.

Rinko Kawauchi (geboren 1972 in Shiga) ist in ihrem Heimatland eine bedeutende Künstlerin. In ihren Fotografien verwandelt sie Alltag oder Natur in etwas atemberaubend Neues. Die Ausstellung zeigt großformatige Fotografien. Reduzierte Landschaftsbilder traditioneller Brandrodung thematisieren anhand der zerstörerischen, gleichzeitig verjüngenden Kraft des Feuers das Verhältnis von Mensch, Natur und Zeit. Weiterhin werden kleine, intime Fotografien gezeigt. Hier widmet sich Kawauchi – basierend auf persönlichen Erfahrungen – sanft, teils auch verstörend, alltäglichen Dingen. Ihre Werke lassen den Betrachter die alltägliche Umwelt bewusster, weiter und mit veränderten Augen sehen. Die gezeigten Skulpturen verstärken diese Empfindung.

Die Installation »Form of Water« aus frei geformtem Glas von Naomi Shioya, zeigt Spuren, die das Wasser auf der Erde hinterlässt, ähnlich den Spuren der Zeit im menschlichen Leben.

Auseinandersetzungen mit Phänomenen in der Natur finden sich auch bei Kana Tanaka mit ihrer lichten Installation »Petal Stream« (Blütenfluss). Die Welt der menschlichen Behausungen wird in einer dreiteiligen Installation des Architekten Tadao Ando dargestellt. Die Stelen aus blauem Glas wirken wie Hochhäuser. Das Werk ist einfach, zugleich aber komplex, entsprechend der minimalistischen Baukunst des Architekten. Ando (75) zählt zu den weltweit wichtigsten Architekten und wurde unter anderem mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet.

Künstler wie Yuko Fujitsuka und Sayo Fujita betonen in ihren Häuser-Skulpturen den Rückzugsort während es bei Shima Koike mit ihren Fabelwesen sowie Kyoko Hirako mit ihrer Installation aus geblasenen Glaskugeln um größere Zusammenhänge geht.

Die schon vor Jahren von der Stiftung entdeckte Künstlerin Masayo Odahashi stellt eindrucksvoll komplexe seelische Zustände mit wortlos kommunizierenden Figuren dar. Besondere Wege im Umgang mit Glas gehen Yoshiaki Kojiro und Sachi Fujikake. Ihre experimentellen Techniken verschaffen ihren Objekten eigene Gesetzmäßigkeiten, als würden sie zu einer anderen Welt gehören. Kojiro nennt sein aufgeschäumtes Glasobjekt schlicht »Be«. Der Titel der Ausstellung »lebenswelt – life-world« ist eine Anspielung auf das gleichnamige Konzept in der Phänomenologie.

Die Alexander Tutsek-Stiftung fördert Kunst und Wissenschaft. Sie wurde im Dezember 2000 von Alexander Tutsek und Dr. Eva-Maria Fahrner-Tutsek als gemeinnützige Stiftung in München gegründet. Sie engagiert sich ganz bewusst für das Spezielle, das Besondere oder auch das Vernachlässigte, Übersehene.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Japanischen Generalkonsulats. Die hierfür von der Stiftung angekauften Objekte der 21 Künstlerinnen und Künstler sind fast alle zum ersten Mal außerhalb Japans zu sehen.

Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, feiertags geschlossen. Um Anmeldung für die Führung wird unter der Adresse info@atstiftung.de oder 089-55273060 gebeten.

Adresse: Karl-Theodor-Straße 27. Die Stiftung befindet sich in einer Jugendstilvilla und ist somit leider nicht barrierefrei. Mehr Infos unter www.atstiftung.de

Artikel vom 27.02.2017
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