Viele Fragen blieben offen

Harlaching/Untergiesing · BA-Chef Clemens Baumgärtner zieht Bilanz

Harlaching/Untergiesing · Die letzten Weihnachtsplätzchen sind gegessen, alle Raketen verschossen, dennoch wagen wir noch einen kurzen Blick zurück im aufregenden Alltag des Bezirksausschuss 18. Dazu haben wir dessen Vorsitzenden, Clemens Baumgärtner interviewt.

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Harlachinger Rundschau: Herr Baumgärtner, bitte wagen Sie einen Rückblick auf das abgelaufene Jahr 2016. Welches waren die prägenden Themen im und für den Stadtteil? Clemens Baumgärtner: Prägend für das Stadtviertel war in erster Linie die Vorstellung der Pläne für den Neubau des Klinikums Harlaching im Herbst 2016. Zum einen wurde erkennbar, dass das städtische Klinikum den Umbau nunmehr tatsächlich in Angriff nimmt und den Standort Harlaching in wesentlichen Teilen erhält. Zum anderen konnten die Anwohner erstmals die Lage der Baukörper erkennen und damit auch realisieren, inwieweit sie betroffen sein könnten, insbesondere vom auf dem Dach neu installierten Hubschrauberlandeplatz und dem damit verbundenen Lärm. Hier hat das städtische Klinikum mit viel Augenmaß den Baukörper in das Grundstück hinein verschoben und so die Belastung weiter reduziert. Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Abschluss des städtebaulichen Wettbewerbs für das so genannte Osram-Gelände. Es handelt sich hierbei um ein Grundstück mit über 35.000 Quadratmetern Fläche und einer zu errichtenden Geschossfläche von über 43.000 Quadratmetern. Auf Jahre hinaus war und wird dieses Bauvorhaben das Größte im Stadtviertel seien. Die von ihm ausgehenden Wirkungen auf das Stadtviertel sind vielfältig. Die Verkehrsflüsse werden erheblich beeinträchtigt. Die Errichtung sozialer Infrastruktur wird notwendig. Das Ergebnis der städtebaulichen Wettbewerbs bringt das Spannungsverhältnis zwischen Schaffung von Wohnraum, Lärmschutz für die Anwohner, Verträglichkeit der Bebauung im Viertel und Schaffung von öffentlichen Einrichtungen wie Kinderkrippen in ein gutes Verhältnis. Sehr breiten Raum hat im ablaufenden Jahr auch die Diskussion um die Neugestaltung von Haltestellen des ÖPNV eingenommen.

Gleich ob es sich hier um die maximal umstrittene Neugestaltung der Trambahnwendeschleife Großhesseloher Brücke handelte oder um die behindertengerechte Umsetzung der neuen Bushaltestelle an der Autharistraße, praxisnah und bürgerfreundlich waren die Ausführungen trotz massivem Drucks des Bezirksausschusses, eine andere Gestaltung vorzunehmen, nicht. Weiterhin einen Dauerbrenner ist das Thema des Parkhauses am Tierpark. Es gibt nun konkrete Verkehrsplanungen und auch eine schon ziemlich weit gediehene Vorstellung von der Gestalt und Ausführung des Parkhauses. Ich hoffe, dass sowohl dieses Thema als auch das sich daran anschließende Thema eines Parkraummanagements im Jahre 2017 abgearbeitet werden können. Wichtig bei wesentlichen Fragestellungen ist ja auch der Dialog zwischen Stadtteil und Stadt. Auf welchen Themenfeldern konnte ein Konsens erzielt werden und in welchen Sachfragen hakt es nachwievor in der Verständigung?

Clemens Baumgärtner: Das letztgenannte Thema der Haltestellen im ÖPNV ist ein gutes Beispiel für den Dialog zwischen Stadtteil und Stadt. Oftmals übersieht die Landeshauptstadt, dass der Bezirksausschuss eine sehr präzise Kenntnis der örtlichen Verhältnisse und damit einen gewaltigen Erfahrungsschatz hat. Leider wird dieser nicht oft genutzt. Ein weiteres negatives Beispiel ist die Nutzung des Wettersteinplatzes. Trotz der Proteste des Bezirksausschusses fand hier eine sehr umstrittene Marktveranstaltung statt. Auch in Bezug auf den Wettersteinplatz gibt es ein positives Beispiel: Die Gestaltung der Fahrradabstellplätze für das Projekt MVG-Rad. Hier ging die Landeshauptstadt und die MVG maximal auf die Wünsche und Vorstellungen des Bezirksausschusses ein. Während bei der Neugestaltung der Fahrradabstellplätze am Wettersteinplatz ein intensiver und fruchtbarer Dialog zwischen Stadtteil und Stadt stattfand, ist dies in anderen Bereichen ein reiner Papiertiger, Augenwischerei. Ich versuche immer wieder, dem Bezirksausschuss und seinen berechtigten Anliegen und Wünschen Gehör zu verschaffen. Leider hängt es immer mehr von Einzelpersonen ab, ob und inwieweit ein Dialog stattfindet. Positiv in diesem Zusammenhang ist auch die Diskussion um das Parkhaus am Tierpark zu bewerten.

Hier gibt der Tierpark Hellabrunn Informationen an die Mitglieder des Bezirksausschusses schnell und umfassend weiter, so dass die gebotene Einbindung bei diesem kontrovers diskutierten Thema als optimal bezeichnet werden kann. Ein ungutes Beispiel für die Kommunikation ist leider auch das Thema von Baumfällungen und Bauvorhaben im 18. Stadtbezirk. Obwohl teils sehr detaillierte Einwendungen gegen neue Bauvorhaben vom BA erstellt werden, dringt der Bezirksausschuss mit seinen Einwendungen hier oftmals nicht durch. Dies mag auch daran liegen, dass auch die personelle Besetzung der Lokalbaukommission, in der untere Naturschutzbehörde wie auch in vielen anderen Referaten der Stadt als mindestens verbesserungsfähig zu bezeichnen ist. Insofern möchte ich auch insgesamt die teilweise ungute Kommunikation nicht einzelnen Personen oder Referaten als Vorwurf machen, sondern dies als konstruktive Kritik im Hinblick auf die Personalausstattung der Landeshauptstadt verstanden wissen. Wir danken für das Gespräch! Das Interview führte Harald Hettich.

Artikel vom 06.01.2017
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