Das Hören ersetzt das Sehen

Die Blindenhörbücherei feiert ihr Jubiläum und ein großes Angebot

Im letzten Jahr wurde die Titelanzahl der Hörbücher aus allen Literaturbereichen auf stolze 34 000 erweitert.  	Foto: BBH

Im letzten Jahr wurde die Titelanzahl der Hörbücher aus allen Literaturbereichen auf stolze 34 000 erweitert. Foto: BBH

München · Die Bayerische Blindenhörbücherei in der Lothstraße 62 gedenkt am 4. Januar Louis Braille. Der Franzose ist kein Geringerer als der Erfinder der Blindenpunktschrift und wäre an diesem Tag 207 Jahre alt geworden.

Mit der nach Braille benannten Punktschrift eröffneten sich für blinde Menschen in der Mitte des 19. Jahrhunderts ungeahnte Möglichkeiten: Sie konnten mit ihren Fingern »lesen« – Sätze, Texte, Bücher, ganze literarische Werke – und so gleichberechtigt am kulturellen Leben teilnehmen. Und das ist noch heute so. Nicht nur, dass das Erlernen der Punktschrift im frühen Alter unter dem Aspekt der Bildung enorm wichtig ist, denn so wie bei sehenden Menschen verstärkt das Selberlesen auch die sprachlichen Kompetenzen. Auch im beruflichen Leben ist die Punktschrift für viele blinde Menschen unverzichtbar; so ermöglicht etwa der Einsatz einer speziellen Punktschrift-Tastatur die Bedienung von PC, Tablet & Co. – so wie bei Sehenden. Im Alltag der Bayerischen Blindenhörbücherei (kurz BBH) spielt die Braille-Punktschrift ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle, obwohl es hier ausschließlich um die Produktion und Ausleihe von Hörbüchern geht. Alle CD-Versandboxen sind nämlich mit Autor und Titel in Punktschrift versehen, so dass sich der blinde Empfänger einen schnellen Überblick verschaffen kann. Und punktschriftkundige Nutzer können ihre Wunschtitel direkt und problemlos über den Online-Katalog auf der BBH-Homepage bestellen. Viele blinde Menschen beherrschen die Brailleschrift jedoch nicht und sind daher umso mehr auf Hörbücher angewiesen.

Das Erlernen des Punktschriftsystems ist nicht einfach, erst recht, wenn man erst im vorgerückten Alter damit befasst ist. Ein großer Teil der Nutzerschaft sind gleichwohl Menschen, die aufgrund ihres altersbedingten Augenleidens – wie Makuladegeneration oder diabetische Netzhauterkrankung – schleichend ihr Sehvermögen verlieren. Alle diese Hörer sind dankbar, dass es die BBH und ihre Hörbücher gibt. Denn sie bereichern den Lebensalltag mit Trost, Aufmunterung, Spannung und Infos und ermöglichen so die Teilhabe am literarischen Geschehen. Im Sinne des Fortschritts ist gerade letztes Jahr viel geschehen: So wurde die Titelanzahl auf ca. 34. 000 Hörbücher aus allen Literatur-Bereichen erweitert. Die Ausleihe an blinde und sehbehinderte Menschen ist kostenfrei. Zudem umfasst das neueste Angebot auch den bequemen Download von Hörbüchern über die BBH-Homepage. Es gibt Leseveranstaltungen in vielen Städten Bayerns sowie eine Kooperation mit öffentlichen Bibliotheken: In dem erstmalig vom bayerischen Bildungsminister beschlossenen Bibliotheksplan sind die zentralen Aufgabenfelder der bayerischen Bibliotheken aufgezeigt. Die Blindenhörbücherei ist als inklusive Einrichtung für Menschen mit Sehschwäche fest darin verankert. Auch 2017 wird die BBH mit vielfältigen Projekten und Initiativen auf Betroffene zugehen und ihnen ihr literarisches Angebot zugänglich machen. Mehr Infos unter www.bbh-ev.org

Artikel vom 04.01.2017
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