Schaurig-Schön!

D`Boch Peachtn ziehen im Hachinger Tal wieder ihre Kreise

Auch wenn sie allesamt schaurig aussehen, die Boch Peachtn sind echte Glücksbringer, die man in der Zeit zwischen 30. Dezember und 5. Januar trifft.	Foto: VA

Auch wenn sie allesamt schaurig aussehen, die Boch Peachtn sind echte Glücksbringer, die man in der Zeit zwischen 30. Dezember und 5. Januar trifft. Foto: VA

Hachinger Tal · Wenn d' Boach Peachtn zwischen Jahresende und Heilig Drei Könige wieder im Hachinger Tal ihr freundliches »Unwesen« treiben, weiß man, dass die Zeit der so genannten Rauhnächte gekommen ist. In dieser Zeit, so glaubte man zu früheren Zeiten, trieben böse Geister und ruhelosen Seelen des Nächstens ihr Unwesen.

Um sich vor eben diesen bösen Geistern zu schützen, erfanden die Menschen die Perchten, auf bayerisch Peachtn. »Der ursprünglich heidnische Sinn der teufelsartigen Schreckgestalten, die von der Wintersonnenwende bis zum Ende der Rauhnächte mit Glockenlärm die Gehöfte der Umgebung besuchten, war es, den Winter samt seinen dämonischen Mächten auszutreiben, Fruchtbarkeit, Glück und Segen zu bringen und dadurch Haus und Hof im kommenden Jahr vor Unglück zu bewahren«, erklärt einer der mittlerweile zehn Boch Peachtn, die nun schon im zehnten Jahr dafür sorgen, dass die Besucher im Hachinger Tal vor Unheil bewahrt werden. »Als wir vor zehn Jahren mit diesem Brauch angefangen haben, waren wir gerade einmal fünf Leute. Mittlerweile sind wir auf zehn Mann angewachsen, wer sich aber hinter den Masken verbirgt, bleibt unser Geheimnis«, erklärt im Interview einer der Peachtn.

Das Ziel der Gruppe war es weniger böse Geister zu vertreiben, als vielmehr die Leute auf die Straße zu locken. »Gerade im Winter sitzen viele abends einfach nur noch vor dem Fernseher, wir wollten ein Gegengewicht dazu schaffen, die Leute ins Freie locken und miteinander ins Gespräch bringen«, verrät der Peachtn. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen, denn jedes Jahr werden es mehr Zuschauer, die sich das schaurig-schöne Vergnügen nicht entgehen lassen wollen. Die Kostüme haben sie allesamt selber finanziert, überhaupt verfolgen d‘ Boch Peachtn keinerlei finanzielle Interessen.

Bevor es losgeht treffen sich die Mitglieder, um gemeinsam bereits bekannte Tänze einzustudieren oder neue Kreationen auszuprobieren. Wie es sich für echte Peachtn gehört, ist ihr Auftritt mit viel Geschepper und Getöse begleitet, denn mit Kettenrasseln, Glocke schwingen und wilden Gesängen sollen schließlich die bösen Geister vertrieben werden. Angst muss man indes vor den gruselig aussehenden Kameraden nicht haben. »Wir sind keine Horror-Clowns und wollen niemand in Angst und Schrecken versetzen, auch wenn manchmal kleine Kinder anfänglich weinen und sich erst nach einigem guten Zureden mit dem Pferdeschweif berühren lassen. Lediglich wenn uns jemand aus der Zuschauerschar vorher beobachtet hat, aber später gerade einmal abgelenkt ist nutzen wir seine Unaufmerksamkeit schon mal aus um ihm plötzlich nahezukommen und damit ein wenig zu erschrecken«, verrät d‘ Boch-Peachtn.

Die Sage sagt, dass die Berührung der Rute, die aus Pferdehaar besteht, Glück bringen soll. »Dass können wir natürlich nicht garantieren, aber wir wünschen das natürlich allen unseren Besuchern«, betont er.

Zu folgenden Terminen kann man die Boch Peachtn im Hachinger Tal bewundern: Freitag, 30. Dezember: 18.00 bis 20.00 Uhr in Unterhaching. Die Tour beginnt in der Südstraße führt über die Hauptstraße, die Bürgermeister-Prenn-Straße, Kirchenstraße, Friedensplatz in die Ottobrunner Straße. Zwischen 18.30 bis ca. 19.00 Uhr tanzen die Peachtn um den Unterhachinger Maibaum, von dort geht es anschließend über die Anna-Straße, Schulstraße, Schäftlarnstraße, das KWA am Ortspark See, den Stiftsweg hin zum Bahnhofsweg. Von etwa 19.30 bis ca. 20.00 Uhr tanzen die Peachtn auf dem Rathausplatz.

Weiter geht es am Dienstag, 3. Januar, da sind sie von 18.00 bis 20.00 Uhr in Taufkirchen unterwegs. Ihre Reise beginnt im Mitterfeld, dann weiter über die Hochstraße, den Hohenbrunner Weg, die Ritter-Hilprandt-Straße, die Pfr.Weid.-Straße, die Rathausstraße in den Köglweg. Um circa 19 Uhr werden sie einen Tanz am Rathausplatz vorführen, anschließend ziehen von etwa 19.30 bis etwa 20.00 Uhr in die Siedlung an der Birkenstraße.

Am Donnerstag, 5. Januar, treiben sie in Oberhaching ihr fröhliches »Unwesen«. Sie sind von 17.30 bis 19.00 Uhr unterwegs. Los geht es in der Bahnhofstraße, um etwa 18.00 Uhr veranstalten sie einen Tanz am Hubertusplatz, dann geht es weiter auf die Hubertusstraße, die Lindenallee, die Edmund-Müller-Straße, dann weiter auf dem Kyberg und die Alpenstraße.

Ihren letzten Auftritt haben sie ebenfalls am Donnerstag, 5. Januar, da statten sie von 19.30 bis 20.00 Uhr dem Gewerbegebiet am Grünwalder Weg in Unterhaching einen Besuch ab. Vor Pflanzen Kölle werden sie dann ihren letzten Tanz für diese Saison abhalten.

»Wir können die Zeiten nie ganz genau vorhersagen, da wir auf unserem Weg niemals wissen, wie viele Menschen uns in den jeweiligen Straßen erwarten. Manchmal biegt man um die Ecke, und der Platz ist voller Menschen, ein anderes Mal ist kaum jemand da, und wir sind mit unserem Tanz schneller am Ende. Wer ganz sicher sein will, uns nicht zu verpassen, geht uns am besten entgegen oder kommt zu den jeweiligen Rathausplätzen«, so der geheimnisvolle Peachtn.

Nach getaner Arbeit gibt es dann daheim für die Peachtn erst einmal eine deftige Brotzeit, denn das Boch Peachtn-Dasein ist harte Arbeit. Das Kostüm wiegt etliche Kilos, denn die Masken sind holzgeschnitzt, keine einfache Plastikware. »Aber wenn wir uns dann über die vielen glücklichen Gesichter, die wir angetroffen haben, austauschen, dann war es alle Mühe wert«, betont eine der Boch-Peachtn, deren Name natürlich ebenso wie der der anderen streng geheim ist. Heike Woschée

Artikel vom 24.12.2016
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