Einweihung Ella-Lingens-Platz

Giesing · Erinnerung an eine verdiente Persönlichkeit

Die Schilder hängen schon: Aber offiziell eingeweiht wird der Ella-Lingens-Platz auf dem ehemaligen Agfa-Gelände an diesem Freitag.	Foto: HH

Die Schilder hängen schon: Aber offiziell eingeweiht wird der Ella-Lingens-Platz auf dem ehemaligen Agfa-Gelände an diesem Freitag. Foto: HH

Giesing · Die Straßen-Schilder hängen bereits entlang des zentralen Platz-Areals im neuen Agfa-Park-Gelände. Doch offiziell eingeweiht wird der neue Ella-Lingens-Platz am Südende der Werner-Schlierf-Straße in Obergiesing erst mit einer besonderen Feierlichkeit am kommenden Freitag.

Dann wird die Platzbenennung bei einer kleinen Feierstunde des Bezirksausschusses Obergiesing-Fasangarten besonders gewürdigt. Die Namensgeberin des Areals hat diese Würdigung allemal verdient. Denn die am 18. November 1908 in Wien geborene und am 30. Dezember 2002 dort auch verstorbene Ella Lingens hat in ihrem bewegten Leben viel für die Menschlichkeit, Solidarität und das Miteinander der Menschen auch in schwierigsten Zeiten bewirkt. Sie war als Juristin und Ärztin vielseitig gebildet. Vor allem aber war sie Sozialdemokratin und erklärte Gegnerin des nationalsozialistischen Regimes. Vor allem unterstützte sie jüdische Mitbürger in der Zeit vor und nach den November-Pogromen 1938 und verhalf vielen Menschen zur Flucht aus Nazi-Deutschland. 1943 wurde Ella Lingens nach Auschwitz deportiert, von dort ein Jahr später nach Dachau.

Der Kreis ihrer schmerzlichen Erfahrungen schloss sich dann 1944 mit ihrer Überführung nach München. Dort musste sie im Frauen-Außenlager »Agfa-Kamerawerke« Zwangsarbeit leisten – im Umgriff der heutigen Wohnsiedlung. Auch hier machte sie sich gerade in ihrer Funktion als Ärztin vor allem als Nothelferin der mitinhaftierten Frauen verdient. Besondere Ehre wurde dieser besonderen Persönlichkeit Jahrzehnte später im Jahre 1980 zuteil. Damals war sie vonseiten der Verantwortlichen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet worden.

Bereits früh hatte sich der örtliche Bezirksausschuss bei der Benennung des Platzes im neu konzipierten Areal auf historischem Firmen-Grund zu Ella Lingens bekannt und war in der Wahl der Namensgebung auch vonseiten der Stadt voll unterstützt worden. Die Einweihung am kommenden Freitag fällt nun ausgerechnet auch noch auf den Geburtstag der so Geehrten. Im Rahmen seiner letzten Sitzung bekräftigte der BA erneut die Einladung für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, am 18. November ab 15 Uhr vor Ort an der Feierstunde teilzunehmen. Nach der Einweihung findet die Feier gleich nebenan im »Motel One« ihre Fortsetzung. Dabei wird auch die Familie Lingens vertreten sein. Peter Michael Lingens wird Erinnerungen an seine Mutter vortragen. Spannend wird es auch danach.

Dann wird Sabine Schalm ein eigens zur Platzbenennung erarbeites Beiprogramm für Schulen der Region vorstellen und schließlich wird Karin Pohl ab etwa 16 Uhr über das historische Agfa-Gelände führen und Orte des Wirkens der Ella Lingens aufzeigen. Ein wichtiger Ansatz und ein ebenso wichtiger Termin, den sich die Giesinger und die Menschen aus der Region vormerken sollten. HH

Artikel vom 15.11.2016
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