Nicht nur erfreulich

Wasserretter im Kreis müssen immer öfter in Aktion treten

»Freie Zeit in Sicherheit« ist das Motto der DLRG. Kreisvorsitzender Jürgen Hartmann ist hier in Aktion.	Foto: kw

»Freie Zeit in Sicherheit« ist das Motto der DLRG. Kreisvorsitzender Jürgen Hartmann ist hier in Aktion. Foto: kw

Kreis Erding · Die Bilanz ist erschreckend und beruhigend zugleich: Allein die Wasserwachten haben in der Freiluftsaison 2016 im Kreis Erding zehn Menschenleben gerettet. Das sind doppelt so viele akute Fälle wie im Vorjahr.

Diese Bilanz wiegt um so schwerer, als die Zahl der Wachstunden um 5.000 auf 11.000 zurückgegangen ist. Das ist nicht etwa ein Einbruch bei den Freiwilligen, sondern hat mit dem Sommer zu tun, der bekanntlich erst spät in Gang gekommen ist. »Für diese Fälle lohnt sich der gesamte Aufwand«, wird der Vorsitzende der Kreiswasserwacht, Alois Schießl, zitiert. Die Zahl der Wachstunden ist auch deshalb nicht repräsentativ, weil die Badegewässer nicht alle durchgängig zur Verfügung standen. Die DLRG, die ebenfalls Wachdienste an Badegewässern versieht und die gleichen Aufgaben hat, hat noch keine Saison-Kreisbilanz vorgelegt. Es ist also mit Sicherheit davon auszugehen, dass die Zahl der von freiwilligen Helfern geretteten Menschen noch höher liegt. Immer wieder haben die Ehrenamtlichen auch kleinere Wehwehchen versorgen müssen, was vom Pflaster bis eben zur intensiven medizinischen Versorgung reicht. Besonders ärgerlich dabei: Schnittwunden an den Füßen, weil Vandalen Flaschen am Ufer zerschmissen haben.

Was in den Statistiken nicht auftaucht ist die intensive Arbeit der Freiwilligen, solche Hinterlassenschaften aufzusammeln, bevor die Pflasterkleber in Aktion treten müssen. Angelhaken gehören auch zu echten Ärgernissen. Wenn jemand so ein Metallteil mit Widerhaken am Fuß hat, ist das enorm schmerzhaft. Nicht von unachtsamen oder gar böswilligen Menschen verursacht sind Insektenstiche, die auch an den Badegewässern immer wieder vorkommen, und bei denen die Freiwilligen auch immer wieder tätig werden. Das alles fordert Kapazitäten, die auch nicht endlos zur Verfügung stehen. Der Kampf der Wasserretter gegen den Ertrinkungstod setzt schon früher an: Beide Organisationen bieten Schwimmkurse an, und es war die DLRG, die vor gar nicht allzu langer Zeit vor genau der Entwicklung gewarnt hat, die jetzt eingetreten ist: Weil immer öfter in den Schulen kein Schwimmunterricht mehr möglich sei, werde die Zahl der Wassernotfälle steigen, so die Warnung damals.

Im Kreis Erding ist zwar, anders als im Nachbarkreis Freising, kein Schwimmbad dicht gemacht worden, dennoch ist die Entwicklung alarmierend. Hier besteht Einigkeit zwischen den beiden Organisationen, dass Nichtschwimmer besonders gefährdet sind. ­Beide betreiben zudem eine intensive Jugendarbeit, um auch in Zukunft einen Nachwuchs an Rettungskräften bereitstellen zu können und weiterhin den Wachdienst an den Badegewässern versehen zu können. Hier allerdings ist der Erfolg höchst unterschiedlich: Während die DLRG in Wartenberg beispielsweise eine diesbezügliche Krise hat überwinden müssen und eine starke Jugend aufbauen können, dümpelt die Wasserwacht in der Nachbargemeinde Langenpreising etwas vor sich hin. Die Wasserretter von Finsing über Erding bis Wartenberg sind darüber hinaus auch weiterhin darauf angewiesen, dass sie über Spenden ihre Ausrüstung auf dem aktuellen Stand halten. Sie erfüllen immerhin eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und auch wenn die Zahl der Wassernotfälle tendenziell ansteigt, so ist es doch wichtig, dass möglichst alle dieser Notfälle gut ausgehen. Da ist zur Unterstützung auch die ganze Gesellschaft gefordert.

kw

Artikel vom 11.11.2016
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