Von Helmut Dietl bis Hanne Hiob

Berg am Laim · Straßen im Werksviertel: Stadt ehrt Prominente aus Film, Musik und Theater

Östlich des Münchner Ostbahnhofs entsteht das sogenannte »Werksviertel«. Jetzt hat die Stadt die ersten Straßennamen für das Quartier vergeben.	Foto: js

Östlich des Münchner Ostbahnhofs entsteht das sogenannte »Werksviertel«. Jetzt hat die Stadt die ersten Straßennamen für das Quartier vergeben. Foto: js

Berg am Laim · In dem Neubaugebiet hinter dem Ostbahnhof zwischen der Friedenstraße und der Aschheimer Straße, dem sogenannten Werksviertel, soll ein neues Kreativ-Quartier entstehen. Das zeigt sich auch in den Straßennamen, die das Kommunalreferat für das Viertel vorgesehen hat.

Pate stehen für die neuen Adressen Berühmtheiten aus der Münchner Film-, Theater- und Musikszene. Mit einer Straße geehrt werden soll außerdem der Begründer des bayerischen Feuerwehrverbands. Er gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Münchner Urgesteinen: Helmut Dietl (1944-2015), der mit zahlreichen Filmen und Fernsehserien über die Münchner Schickeria das Lebensgefühl der Stadt in den 1980er und 1990er Jahren eingefangen hat wie kein anderer, bekommt im Werksviertel eine eigene Straße. Der Regisseur und Drehbuchautor erfand unter anderem den »Monaco Franze«, der in der gleichnamigen TV-Produktion von Helmut Fischer gespielt wurde und zur Kultfigur avancierte. Großer Beliebtheit erfreuten sich auch Helmut Dietls Kinofilme, die die Medienwelt mit treffsicherem Humor aufs Korn nahmen – man erinnere sich zum Beispiel an »Schtonk« oder »Rossini«. Die künftige Helmut-Dietl-Straße soll parallel zur Friedenstraße verlaufen und die Haager Straße kurz vor der Einmündung in die Grafinger Straße kreuzen.

Ebenfalls eine Koryphäe mit herausragender Bedeutung für München war der Regisseur und Intendant August Everding (1928-1999). Ihm ist die Renovierung und Wiedereröffnung des Prinzregententheaters von 1988 bis 1996 zu verdanken. Außerdem war er Begründer des Bayerischen Staatsballetts, der Bayerischen Theatertage und der Theaterakademie in der Prinzregentenstraße. Auch politisch war Everding aktiv: Immer wieder betonte er die Notwendigkeit von Kunst und Kultur für die Gesellschaft. Die August-Everding-Straße wird von der Rosenheimer Straße abzweigen und ebenfalls parallel zur Friedenstraße angeordnet. Auf den künftigen Konzertsaal im Werksviertel wird die neue Erika-Köth-Straße verweisen. Die Sopranistin Erika Köth (1925-1989) war Mitglied des Ensembles der Bayerischen Staatsoper und trat häufig am Gärtnerplatztheater auf. Ebenso zu sehen war sie auf der Mailänder Scala, den Bayreuther Festspielen und in der Wiener Staatsoper. Köth gilt als eine der herausragendsten Koloratursopranistinnen des 20. Jahrhunderts.

Die nach ihr benannte Straße soll eine Verlängerung der Piusstraße bilden. Drei weitere Straßen im Werksviertel sollen Schauspielerinnen gewidmet werden. Gisela Stein (1954-2009) machte sich als Mitglied des Ensembles der Münchner Kammerspiele einen Namen und wird nun mit einer Straße parallel zur Rosenheimer Straße zwischen der künftigen August-Everding-Straße und der Medienbrücke gewürdigt. Die jüdische Theater- und Filmdarstellerin Elisabeth Bergner, die in der Nazizeit aus Deutschland fliehen musste, trat in ihrer Jugend oft in den Münchner Kammerspielen auf. Sie wird nun Namenspatronin einer Sackstraße direkt an der Medienbrücke. Nach Hanne Hiob, der Tochter des Schriftstellers Bertold Brecht, wird eine Verbindungsstraße zwischen der Grafinger Straße und der neuen Helmut-Dietl-Straße benannt. Hiob war gebürtige Münchnerin. In mehreren Theaterstücken ihres Vaters übernahm sie tragende Rollen.

Nicht nach einem Künstler benannt wird die Straße, die von der Aschheimer Straße zur Medienbrücke führen soll: Wegen der Nähe zur Feuerwache 5 wird hier Ludwig Jung bedacht – der Begründer des bayerischen Feuerwehrverbandes. Der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) begrüßte die Entscheidung der Stadtverwaltung. Sämtliche Anregungen des Stadtteilparlaments seien berücksichtigt worden, sagte BA-Chef Robert Kulzer (SPD). Auch der Stadtrat hat den Straßennamen bereits zugestimmt. Bis die neuen Adressen bezugsfertig sind, dürfte es allerdings noch einige Zeit dauern.

Julia Stark

Artikel vom 07.11.2016
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