Verkehrs-Infarkt oder wichtiger Puffer?

Giesing · Nachbarn streiten mit Blick auf den Tegernseer Platz

Giesing · Wie unterschiedlich die Betrachtungen ausfallen können, wenn sich zwei benachbarte Bezirksausschüsse mit der gleichen schwierigen Materie aus aus unterschiedlichen Blickrichtungen befassen: Es geht in diesem Fall um den Tegernseer Platz.

Tegernseer Platz
Giesing · Verkehrsberuhigung für den Tegernseer Platz
Bezirksausschuss stellte sich 2014 weitgehend hinter Bürgerforderungen

Machbarkeitsstudie Tegernseer Landstraße

Die Mitglieder des Bezirksausschusses Obergiesing-Fasangarten hatten sich zuletzt über eine verkehrliche Entschleunigung bis hin zur avisierten Tempo-20-Zone entlang des Tegernseer Platzes die Köpfe zerbrochen und einer solchen Neuerung viel abgewonnen. Auch Parkplätze sollten womöglich wegfallen, um die Zentrumsmeile aufzuwerten und begehbarer zu machen. Aus dem Nachbar-Stadtteilgremium gab es deutlichen Protest – wenn auch nur seitens einer knappen Mehrheit.

In Untergiesing-Harlaching will man laut BA-Votum nichts wissen von verschmälerten Trassenführungen, einer drastischen Geschwindigkeitsreduzierung und jener Streichung von Parkplätzen. Das Konstrukt, mit dem sich in den nächsten Wochen auch der Münchner Stadtrat noch eingehend beschäftigen wird, bezeichnete mancher Mandatar aus dem 18. Stadtbezirk als »planerischen Irrsinn«. Dabei verwiesen Andreas Babor (CSU) ebenso wie die parteifreie BA-Vizevorsitzende Melanie Kieweg auf die Notwendigkeit für Bürger des eigenen Stadtteils Untergiesing-Harlaching, beim Nachbarn Obergiesing-Fasangarten »das letzte echte Postamt der Region« am Tegernseer Platz auch künftig noch erreichen zu können.

Es sei ein »Unding«, die Bürger von dieser Möglichkeit schlichtweg abzukoppeln. Das Postamt müsse auch mit dem Auto weiter erreichbar bleiben – gerade für größere Päckchenentransporte und die Möglichkeit, gerade ältere oder gehbehinderte Menschen dort auch aussteigen zu lassen. Wer dort ein 30-Kilo-Paket abholt oder abliefert, sei schlicht auf eine gute Anbindung angewiesen, forderten die Mehrheits-Mandatare.

Sollten die Pläne des Nachbarn umgesetzt werden, so die Untergiesing-Harlachinger Bürgervertreter, sei vor allem aber auch beim Verkehr mit massiven Auswirkungen auf Trassenführungen im 18. Stadtbezirk zu rechnen. So etwa im Bereich der Pilgersheimer Straße, der aus Sicht der vonseiten der BA-Mitglieder zahlenstark zitierten städtischen Verkehrsplaner ein Zuwachs von 1000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag drohe. Ähnliches, wenn auch »nur« in Form von 500 zusätzlichen KFZ gelte für die Tangente der Hans-Mielich-Straße. Beide Trassen wären im Falle einer Pufferung der Tegernseer Landstraße am Tegernseer Platz wichtige Ausweichrouten in der Nord-Süd-Verbindung. »Einen Infarkt« entlang der »Bypass-Routen« befürchtete die Untergiesing-Harlachinger CSU gar in ihrem drastisch verkehrsmedizinisch untermalten Antrag einer Ablehnung der Pläne aus dem Nachbarstadtteil.

Damit nicht genug. Im 18. Stadtbezirk befürchtet man mit Blick auf weitere, dann betroffene Trassen noch weitreichendere Probleme. Neben der Welfenstraße in Giesing fürchten die Mandatare auch eine verkehrliche »Verstopfung« wichtiger Harlachinger Verbindungstrassen. Beispielhaft wurden Geiselgasteig-, Nauplia- und Seybothstraße genannt. Unterstützung verspricht man sich in Untergiesing-Harlaching offenbar auch vom nördlichen Anrainer des Obergiesinger Nachbarn: So sprach sich Melly Kieweg mehrheitlich unterstützt dafür aus, eine Stellungnahme auch aus Au-Haidhausen zu erbitten. Zudem soll auch eine gemeinsame Langzeitforderung der Bezirksausschüsse forciert und vorangetrieben werden: Die Fuß- und Radwegbrücke über den Giesinger Berg.

Damit könnten zumindest Zweiradpedalisten und Wanderer auf Schusters Rappen die Problematik am Tegernseer Platz durch einen wichtigen Wegeschluss umschiffen. Mit Blick auf den Tegernseer Platz kündigt sich jedenfalls ein heißer Jahresausklang 2016 an. HH

Artikel vom 26.10.2016
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