Wenn die Hilfe ausbleibt

Tagesalarmsicherheit steht im Landkreis erheblich unter Druck

Die vielen jungen Feuerwehrleute, die hier gerade ihren Wissenstest absolviert haben, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Probleme gibt.	Foto: kw

Die vielen jungen Feuerwehrleute, die hier gerade ihren Wissenstest absolviert haben, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Probleme gibt. Foto: kw

Kreis Erding · In drei Gemeinden im Kreis Erding ist es jetzt wirklich so weit gekommen: Wer tagsüber die Feuerwehr braucht, muss viel zu lange auf die Floriansjünger warten.

In einem der reichsten Landkreise Deutschlands ist es nicht mehr möglich, die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten von der Alarmierung bis zum Eintreffen des ersten Einsatzfahrzeugs einzuhalten. Es war Kreisbrandrat Willi Vogl, der das ausgerechnet beim Kreisfeuerwehrtag öffentlich machte. Es geht um die sogenannte Tagesalarmsicherheit. Wenn in einer Gemeinde so viele Menschen, darunter eben auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, auswärts arbeiten, dass kaum noch einer zum Spritzenhaus eilen kann, wenn etwa zur Kernarbeitszeit die Sirene geht, wird das zu einem handfesten Problem.

Genau darum geht es aber: Die Feuerwehrleute sind da, sie sind gut ausgebildet, motiviert und ausgerüstet, aber sie sind eben in München oder Erding beschäftigt und darum technisch nicht in der Lage, etwa dienstags um 10.25 Uhr alles stehen und liegen zu lassen, um in Not geratenen Menschen zu helfen.

Eine Verschärfung des Problems droht nach den Worten des Kreisbrandmeisters, wenn die inakzeptabel hohe Zahl von 240 Fehlalarmen im Jahr nicht schleunigst zurück geht. Hier richtete er schon mal einen dringenden Appell an die Gemeinden, solche Fehlalarme, die in seltenen Fällen mutwillig, viel häufiger aber durch technische Fehler ausgelöst werden, konsequent zu berechnen.

Die Rechtsgrundlage dazu ist tatsächlich vorhanden, wenn die jeweilige Gemeinde eine entsprechende Satzung über Kostenersatz der Feuerwehren hat. Bei so vielen Fehlalarmierungen nämlich ist es mit dem Verständnis der örtlichen Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter ohnehin nur ungern zum Einsatz gehen lassen, auch möglicherweise bald vorbei, so die Befürchtung des Kreisbrandrates. Dann fehlen weitere Freiwillige auf den Fahrzeugen. Wenn dann auch noch die Motivation zurück geht nach dem Motto: »Ist eh wieder bloß die Brandmeldeanlage«, wird es ganz eng. »Mit einem Mal brennt’s dann wirklich«, so der oberste Feuerwehrmann im Kreis in seinem ernsten Bericht vor der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes.

Er berichtete, dass das Kreisbrandkommando eine Arbeitsgruppe eingerichtet habe. Diese werde im kommenden Jahr auf die einzelnen Feuerwehren zu kommen, um das Thema zu erörtern. An den genannten zehn Minuten sei nicht zu rütteln, die seien Gesetz, mahnte er. Das könne auf das Baurecht durchschlagen, und zwar dergestalt, dass Bauherren in diesen Gemeinden mehr Geld in die Hand nehmen müssten für den vorbeugenden Brandschutz. Im Extremfall könne das sogar zu Nutzungsuntersagungen durch die Baurechtsbehörde führen, führte er weiter aus.

Das Kreisbrandkommando hat eine sehr genaue Zahlengrundlage. Sie ist ein hochwillkommenes Nebenprodukt der laufenden Arbeit an vielen Feuerwehr-Bedarfsplänen für die Gemeinden, die sich vom Kreisbrandkommando einen solchen erstellen lassen. Kreisbrandinspektor Lorenz Huber nämlich erfasst hierbei auch die Ausrückestärken und unterscheidet dabei sehr genau zwischen Arbeitszeit einerseits und den Nachtstunden oder Wochenenden andererseits. Die Zahlen dokumentieren, dass es in einigen weiteren Fällen im Kreis Erding knapp her geht. kw

Artikel vom 21.10.2016
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