Thomas Loderer, Erster Bürgermeister

Ottobrunn · Aus dem Rathaus (Ausgabe Oktober 2016)

Ottobrunn · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, bekommt Ottobrunn jetzt Hilfssheriffs? Eine zuletzt häufig gestellte Frage. Meine Antwort darauf: Nein, keine Hilfssheriffs.

Wir haben uns im Gemeinderat mehrheitlich für etwas viel Besseres entschieden: nämlich für eine ehrenamtliche Sicherheitswacht.

Eine Sicherheitswacht ist nichts Neues: Schon seit Mitte der 1990er Jahre gehen Bürger in Bayern im Auftrag und unter Aufsicht der Polizei auf Streife. Personalien feststellen, Platzverweise erteilen und Tatverdächtige festhalten, das sind ihre Kompetenzen. Auch unsere Nachbargemeinden Taufkirchen, Unterhaching und Haar setzen in puncto Sicherheit auf die Dienste von Freiwilligen.

Seit jeher haben Sicherheitswachten mit Vorurteilen und Missverständnissen zu kämpfen. Kein Wunder: Wird doch in Presseberichten und Diskussionen gerne der Eindruck erweckt, als bedeute die Einführung einer Sicherheitswacht einen Rückfall in schlimme alte Zeiten.

Nicht selten wird dabei ein unseliger historischer Vergleich bemüht. Stichwort: Blockwart. Ein Vergleich, der so unmöglich ist, dass man über die Bezeichnung »Hilfssheriff« fast schon wieder erleichtert ist. Charmanter finde ich den Vergleich mit dem Wachtmeister aus alten Tagen. Einerseits hinkt natürlich auch dieser Vergleich: Wachtmeister, wie zumindest die Älteren unter uns sie kannten oder Kinder aus den Kinderbüchern sie kennen, waren oder sind Berufspolizisten. Andererseits: Historisch betrachtet hat die Bezeichnung »Wachtmeister« einen bürgerschaftlichen Hintergrund. So wurden im Mittelalter in Städten oft Schutzgemeinschaften gebildet. Die Nachbarschaft half sich gegenseitig bei Feuer, Hochwasser und sonstigem Ungemach. Eine Schutzgemeinschaft wurde »Wacht« genannt, der Anführer »Wacht-Meister« (Quelle: Wikipedia).

Im Kern dreht sich die heutige Debatte um die Frage: Kann und darf man das sensible Thema »Sicherheit« in die Hände von ehrenamtlichen Kräften legen? Die Frage ist berechtigt, weil hier ja auch das Thema »Gewaltanwendung« mitschwingt. Um eines ganz deutlich zu sagen: Das Gewaltmonopol liegt beim Staat. Es wird ausgeübt durch professionelle, umfassend ausgebildete Polizeikräfte und durch niemand sonst. Und so soll es auch bleiben.

Allerdings ist die Androhung oder Anwendung von Gewalt nur eine von vielen Facetten des Themas »Sicherheit«. Es gibt eine objektive Sicherheitslage – bei uns sehr gut –, die sich aber jeden Moment ändern kann, und es gibt ein subjektives Sicherheitsgefühl. Letzteres lässt sich stärken durch Präsenz und durch Kommunikation. Genau darin sehe ich die Rolle der Sicherheitswacht bei uns in Ottobrunn. Die drei Mitglieder der Sicherheitswacht, die ich sehr herzlich willkommen heiße, sollen für Sie sichtbar und ansprechbar sein, aber nicht die Polizei ersetzen.

Was wäre eine Gemeinschaft ohne Freiwillige? Auch wenn hauptsächlich Profis für die Sauberkeit unserer Gemeinde sorgen, rufe ich jedes Jahr zum »Ramadama« auf. Sie und gerne auch Ihre Kinder und Enkel können mithelfen, unsere Wälder, Sträucher und Büsche vom Müll zu befreien und sich eine deftige Brotzeit verdienen.

Ich freue mich auf Sie und grüße Sie herzlich
Ihr Thomas Loderer,
Erster Bürgermeister

Artikel vom 12.10.2016
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