Geschützt oder eingesperrt?

Johanneskirchen · Installation »Zaungast« in der Wiede-Fabrik

400 Meter Bauzaun gab es leihweise zum Sonderpreis von 220 Euro. Für die Ausleuchtung sorgen farbige Baustrahler und LED-Wallwasher.	Foto: VA

400 Meter Bauzaun gab es leihweise zum Sonderpreis von 220 Euro. Für die Ausleuchtung sorgen farbige Baustrahler und LED-Wallwasher. Foto: VA

Johanneskirchen · »Zaungast« lautet der Titel einer Installation und Ausstellung, die vom 21. bis 23. Oktober in der Wiede-Fabrik (Rambaldistraße 27) zu sehen ist. Die Eröffnung findet am Freitag, 21. Oktober, ab 19 Uhr statt.

Der Zaun als Barriere und Schutzwall erlebt derzeit eine wenig rühmliche Renaissance, betrachtet man die martialischen Mobil-Grenzen, zumeist im östlichen Europa. Hier werden in Windeseile ganze Staaten eingefriedet und abgegrenzt, um sich gegen unliebsame Zuwanderung zu »schützen« und gleichzeitig durch erneute Grenzziehung einen vergessen geglaubten Nationalismus zu propagieren.

Ein Zaun hat bekanntlich zwei Seiten: die innere, die zum einen vom Aufsteller als Schutz und Rückzugsgebiet propagiert wird und Sicherheit für die »Auserwählten« garantieren soll, zum anderen, wie bei einem Gefängnis, die gegenteilige Funktion des »Einsperrens« erfüllen soll.

Die Außenseite lässt demnach in Analogie sowohl den Standpunkt eines Betrachters wie auch den des bewusst Ausgesperrten zu. Dieses Paradoxon des Ein- und Aussperrens, von Schutz und Abwehr wird bei der Installation bewusst auf irritierende Weise thematisiert und umgesetzt.

Wie wird sich der Besucher fühlen, wenn er das Gebiet der Wiede-Fabrik plötzlich eingezäunt vorfindet? Fühlt er sich in Analogie zu den Sicherheitsmaßnahmen am Oktoberfest eher beschützt oder doch gefangen, willkommen oder allenfalls geduldet? Wird das Areal zum »Zoo« oder zum Rückzugsbereich für Künstler und Betrachter?

400 Meter Gesamtlänge

Mit einer Gesamtlänge von rund 400 Metern wird der Zaun Wege und Plätze beidseitig einfrieden, wobei alle teilnehmenden Ateliers durch Öffnungen erreichbar bleiben. Freie Zugänge zu den Bereichen der übrigen Geländebewohner bleiben gewährleistet.

Um eine möglichst subjektive Betrachtungs- und Denkweise zum Thema »Zaun« für jeden Besucher zu gewährleisten, wird die Installation durch ihre skulpturale Ästhetik (rote Ausleuchtung, gezielter Aufbau, Labyrinth-System) zunächst als künstlerisches Statement zu lesen sein, das darüber hinaus auch eine Metaebene zur aktuellen, globalen Situation eröffnet.

An der Installation und Ausstellung »Zaungast« haben sich zehn Künstler beteiligt. Zu bewundern ist das Werk nach der Eröffnung am Freitag auch am Samstag, 22. Oktober, von 16 bis 22 Uhr, sowie am Sonntag, 23. Oktober, von 14 bis 18 Uhr.

Artikel vom 13.10.2016
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