Raus mit den Autos?

Neuer Vorstoß für Fußgängerzone in Erding

Ziehen jetzt an einem Strang in Sachen »Fußgängerzone«: Stephan Treffler (rechts) und der frühere Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Benedikt Brüning.	Foto: kw

Ziehen jetzt an einem Strang in Sachen »Fußgängerzone«: Stephan Treffler (rechts) und der frühere Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Benedikt Brüning. Foto: kw

Erding · Die Diskussion ist nicht neu, hat aber mindestens zehn Jahre geruht. Und jetzt könnte sie zum Wahlkampfschlager in der erst in drei Jahren stattfindenden Kommunalwahl werden: Soll die Lange Zeile, die zentrale Einkaufsstraße in der Erdinger Innenstadt, zur Fußgängerzone werden?

Die Geschäftsleute sind in Sorge, fürchten um die Parkmöglichkeiten vor der Ladentür, und die CSU hat sich schon positioniert: Eine Fußgängerzone hier sei »der Tod der Innenstadt«. Das war die zentrale Botschaft eines der sonntäglichen Stammtische der Partei. Burkhard Köppen, der für die CSU im Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss sitzt: »Eine Fußgängerzone zum jetzigen Zeitpunkt brächte wenig Gewinn und viel Ärger. Wer dafür ist, muss konkrete Lösungen auch für die Bypässe auf den Tisch legen.«

Die Reaktion sahen die Christsozialen als notwendig an, weil die ÖDP das Thema wieder aufgegriffen hat. Deren Aktivisten hatten sich mit Kartenmaterial und einem Informationsstand in der Langen Zeile postiert.

Stephan Treffler von der ÖDP bezeichnete später das Ergebnis ausdrücklich als »nicht repräsentativ.« Medienberichten zufolge ist das Thema ein »Klassiker für das Sommerloch«, der später immer wieder in der Versenkung verschwinde. Das könnte diesmal völlig anders laufen, denn die ÖDP marschiert jetzt mit der SPD gemeinsam in diese Richtung. Mehr noch: Die beiden Parteien denken ernsthaft über eine Neuauflage eines Bürgerbegehrens nach. Dabei respektiert die ÖDP ausdrücklich, dass die SPD das Urheberrecht an der Idee einer Fußgängerzone hat. Treffler in einer Versammlung der SPD unter anderem zu diesem Thema: »Die SPD ist hier vor Jahrzehnten schon in Vorleistung gegangen.«

Beide Parteien gingen auf die Bedenken der Geschäftsinhaber ausführlich ein. Das Sortiment in der Langen Zeile sei eigentlich für eine Fußgängerzone ideal. Das sei vor etlichen Jahren, als noch ein Lebensmittel-Supermarkt dort gewesen sei, anders gewesen. Es gebe enorm viele Beispiele, wo nach Errichtung einer Fußgängerzone die Umsätze deutlich gestiegen seien. Das gelte vor allem für die in diesem Bereich starke Gastronomie. Man müsse die Lange Zeile gemütlich machen, dann würden die Leute auch kommen.

Sorgen der CSU, die Bewohner könnten ihre Häuser nicht mehr anfahren, ließen SPD und ÖDP nicht gelten. Das ließe sich regeln. Mehr Gehirnschmalz verwendeten die beiden Parteien auf die Sorgen der Christsozialen, es könne eine Partymeile entstehen, die das Leben in der Innenstadt für viele unerträglich machen könne. Da mussten beide nämlich der CSU recht geben. Das sei etwas, was unbedingt verhindert werden müsse. Man sollte sich das Thema »Sperrzeit« daraufhin einmal intensiver anschauen, war einer der Vorschläge.

Die beiden Parteien hatten aber auch kritische Anfragen an die CSU: Sie wollen unter anderem wissen, wie dann die Christsozialen die vielen Durchfahrten direkt an den Tischen der Gastronomen vorbei verhindern wollen, wo die Fahrer nur zum »Sehen und Gesehenwerden« unterwegs sind – denn auch solche gebe es.

SPD und ÖDP, die jetzt vorgeprescht sind, sind sich einig, dass es ein langer Weg sein werde, und auch die CSU ist wohl nicht grundsätzlich dagegen. Die Formulierung »zum jetzigen Zeitpunkt« in der derzeitigen Ablehnung lässt die Befürworter der Fußgängerzone hoffen. kw

Artikel vom 07.10.2016
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