Das Heiligtum der Stadt

Kirchenführung durch die Marktkirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit Grafing

Die Grafinger Marktkirche wurde 1672 von Gallus Mayr, dem Vater des Erbauers der barocken Pfarrkirche, errichtet. 	Foto: Stefan Dohl

Die Grafinger Marktkirche wurde 1672 von Gallus Mayr, dem Vater des Erbauers der barocken Pfarrkirche, errichtet. Foto: Stefan Dohl

Grafing · Am Samstag, 8. Oktober, lädt Anna Schmid zu einer Entdeckungsreise durch die Grafinger Marktkirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein.

Das kleine Kirchlein fügt sich recht unscheinbar in der nördlichen Häuserzeile am Grafinger Marktplatz, aber sie gilt als ein wahres Juwel und kunstgeschichtliches Kleinod barocker Baukunst und ist der Stolz aller Grafinger. Denn die Grafinger Marktkirche blickt bereits auf eine fast 350-jährige Geschichte zurück. Im 17. Jahrhundert wurde sie von Gallus Mayr auf Initiative der Grafinger Bürgerschaft erbaut.

»Anno 1672 hat der Ehrnvest, fürsichtig und weise Herr Georg Granthauer, Ambtsburgermeister und Pierpreu der Magistrat mit Hilfe der Burgerschaft zu Grafing diese Capelln von Grundt auf neu erpaut und der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit dezidiert«, erinnert eine Inschrift an einer Marmortafel oberhalb des Kirchenportals an die Errichtung. Bis dahin mussten die Grafinger in die Pfarrkirche St. Ägidius nach Öxing ausweichen, da Grafing seit den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg keine eigene Kirche besaß. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte entwickelte sich das Kirchlein zu einem überregionalen kulturgeschichtlichen Aushängeschild.

So holte der Münchner Handelsmann und Bankier George Nockher Mitte des 18. Jahrhunderts die namhaften Künstler Johann Baptist Zimmermann und Johann Baptist Straub zu den Innenausstattungsarbeiten nach Grafing. Sie schufen die beeindruckenden Heiligenfiguren, die Deckenfresken und Stuckaturen, die noch heute von der Blütezeit des Rokoko zeugen. Im Vorfeld der Vorbereitungen für die Säkularfeier 1779 wurde die Kirche erneut prächtig ausgeschmückt, unter anderem mit einem in Silber und Gold gefassten Tabernakel.

Doch die lange Zeit nagte auch merklich an der Gebäudesubstanz. Nach mehreren wenig erfolgreichen Renovierungsversuchen wurde die Marktkirche 1957 bis 1959 einer gründlichen Außen- und Innenrenovierung unterzogen. Bei dieser konnte die Feuchtigkeit im Mauerwerk durch die Einziehung eines neuen Fundamentes beseitigt werden. In den Jahren 1988 bis 1989 wurden zudem die Außenfassaden saniert und nach vorgefundenen alten Farbspuren neu bemalt. Somit tragen die Außenwände noch heute die originalgetreuen Farben aus dem 18. Jahrhundert.

Die Referentin Anna Schmid ist gebürtige Grafingerin und nur einen Steinwurf von der Marktkirche entfernt geboren und aufgewachsen. Sie stellt nicht nur die Geschichte der Marktkirche vor, sondern sorgt auch ein wenig für das mentale Heil der Teilnehmer. Sie wird die Kirchenführung mit einer kleinen Andacht beschließen, um so auch die »seelische« Atmosphäre, die von der Kirche ausgeht, erfahrbar zu machen. Die Teilnehmer treffen sich am Samstag, 8. Oktober, um 11 Uhr direkt vor der Marktkirche in Grafing. Die Teilnahmegebühr beträgt 4 Euro.

Artikel vom 05.10.2016
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