Da geht noch was

München · Behindertensportlerin Birgit Kober kämpft sich vorwärts

Birgit Kober macht Fortschritte. Die Leichtathletin wirft und stößt inzwischen im Stehen.	Foto: Verein

Birgit Kober macht Fortschritte. Die Leichtathletin wirft und stößt inzwischen im Stehen. Foto: Verein

München · Ausnahmesportler – mit diesem Attribut bezeichnet man Athleten, die außergewöhnliche Leistungen erbracht haben.

Birgit Kober ist eine solche Ausnahmesportlerin. Die Kugelstoßerin und Speerwerferin hat bei den Paralympics in Rio in beiden Disziplinen Gold gewonnen – wie schon 2012 in London.

Die gebürtige Münchnerin wechselt im kommenden Jahr den Verein. Noch startet sie für Bayer Leverkusen, nach dem Wechsel für den TSV 1860 München, der eine Behindertensportabteilung gegründet hat. Birgit Kober leidet seit Jahren an einer Ataxie, einer Lähmung im linken Bein, und ist deshalb an den Rollstuhl gefesselt.

Karl Rauh, der ehemalige Präsident des Bayerischen Leichtathletikverbandes öffnete ihr vor Jahren die Türe zum Bundesstützpunkt in der Werner-von-Linde-Halle in München und organisierte auch das Training mit dem damaligen Landestrainer Joachim Lipske. Das Ergebnis konnte sich mit dem Doppelsieg in London sehen lassen.

Seit Herbst letzten Jahres organisiert und plant Karl Rauh auch das Kraft- und Koordinationstraining der Athletin. »Ich kenne zwar den Trainingsaufbau anderer Behindertensportler nicht, bin jedoch überzeugt, dass durch eine systematische Trainingsarbeit und gute Periodisierung, die wir bei Birgit Kober umgesetzt haben, bei vielen Behinderten noch wesentlich bessere Leistungen erzielbar sind«, so Karl Rauh. Bei Birgit Kober haben sich durch das spezielle Kraft- und Koordinationstraining auch ihre Bewegungsmöglichkeiten erheblich verbessert: Vor vier Jahren war sie noch bedingungslos an den Rollstuhl gefesselt, heute kann sie zumindest wieder kurze Strecken gehen. Deswegen wurde sie auch in eine neue Behindertenklasse eingeteilt und stößt nun im Stehen.

Behinderte Leistungssportler meistern nicht nur ihren Berufs- oder Studienalltag wie jeder andere, sie nehmen durch ihre Behinderung noch zusätzliche Strapazen beim Training auf sich und erfahren von der Gesellschaft jedoch meist nicht die Anerkennung, die ihnen gebührt. Dieser Umstand war Karl Rauh ein Dorn im Auge. Umso mehr freut er sich, dass Birgit Kober Hilfestellung aus München bekommt.

Sie selbst freut sich, beim TSV 1860 als Galionsfigur mitzuwirken. Insbesondere möchte sie zunächst den C-Trainerschein Leistungssport ablegen, Talente im Behindertensportbereich sichten und sich neben der akribischen Vorbereitung auf die WM im kommenden Jahr aktiv in die Trainingsarbeit einbringen. Sie möchte Vorbild und Motivation sein für andere Behinderte, sich durchzubeißen, nicht aufzugeben und ihnen wieder Lebensfreude geben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Artikel vom 29.09.2016
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